Sarkopenie: Definition, Ursachen, Prävention

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Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) werden bis 2050 weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen im Alter von 65 Jahren und darüber an Sarkopenie leiden. Für die öffentlichen Gesundheits- und Sozialdienste bedeutet das eine enorme Belastung. Doch die Menschen können das Erkrankungsrisiko rechtzeitig mindern; Sport ist altersunabhängig das Mittel der Wahl.

Inhaltsverzeichnis

  1. Was ist Sarkopenie?
  2. Sarkopenie in Europa
  3. Begriffsdefinition
  4. Wie entsteht Sarkopenie?
  5. Was tun bei Sarkopenie?
  6. Ist Sarkopenie heilbar?
  7. BIA und Sarkopenie
  8. Fazit

Was ist Sarkopenie?

Mit zunehmendem Alter verlieren wir an Kraft. Ab dem 40. Lebensjahr werden die meisten von uns einen allmählichen Verlust an Muskelmasse, Kraft und Funktionalität an sich feststellen. Der medizinische Fachausdruck für diesen degenerativen Prozess lautet „Sarkopenie“. Mit fortschreitendem Verlauf ist dieser „Muskelschwund“ im Alter sowohl mit einer Abnahme der Lebensqualität als auch mit hohen Behandlungskosten verbunden: Die Gesundheit ist umfassend beinträchtigt, das Sturz- und Verletzungsrisiko erhöht und sowohl die Mobilität als auch die Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu erfüllen, eingeschränkt. Die Sarkopenie wird außerdem mit Osteoporose, Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht.

Europäische Perspektive

Etwa 5–13 Prozent der 60- bis 70-Jährigen in Europa leiden an Sarkopenie. Die ökonomischen Daten über die Gesundheitskosten der Folgen von Sarkopenie– z. B. Krankenhausaufenthalte, Aufnahme in Pflegeheimen und häusliche Gesundheitsausgaben – sind alarmierend. Eine Studie von Forschern der Universität Lüttich, Belgien, kam zu dem Schluss, dass 2016 fast 11 Millionen Menschen in ganz Europa an Sarkopenie litten. Bis 2045 prognostizieren die Forscher einen Anstieg um 72,4 Prozent. Die Studie ergab auch, dass Frauen derzeit 66,4 Prozent aller Sarkopeniefälle ausmachen. Wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 2050 weltweit mehr als zwei Milliarden Menschen im Alter von 65 Jahren oder darüber prognostiziert, ist eines klar: Die öffentlichen Gesundheits- und Sozialdienste werden enorm belastet.

Die gute Nachricht ist, dass man die Sarkopenie zeitlich verzögern und sogar verhindern kann. „Unabhängig davon, welche diagnostische Grenze zur Definition von Sarkopenie verwendet wird, wird erwartet, dass die Prävalenz von Sarkopenie in Europa deutlich zunehmen wird. Daher ist es unerlässlich, dass wir wirksame Strategien zur Prävention und zum Management von Krankheiten umsetzen. Die Gesundheitsbehörden müssen Maßnahmen ergreifen, um die Auswirkungen auf die zunehmend angespannten Gesundheitssysteme zu begrenzen und den Europäern zu helfen, ein gesundes, aktives Altern zu genießen“, so Dr. Olivier Ethgen, Mitautor von „The Future Prevalence of Sarcopenia in Europe“ (veröffentlicht in Osteoporosis International, Band 27/Suppl 1/2016).

Definition „Sarkopenie“

„Sarkopenie“ ist ein relativ neuer Begriff, den der Medizinwissenschaftler Irwin Rosenberg während einer Konferenz über das Altern 1989 in Albuquerque, New Mexico, prägte. Das Wort selbst hat seine Wurzeln im Altgriechischen: „Sarx“ für Fleisch und „Penia“ für Verlust. Bis 2010 blieb das Krankheitsbild ein relativ neues medizinisches Phänomen; die European Working Group on Sarcopenia in Older People (EWGSOP) erzielte schließlich einen Konsens darüber, die Krankheit als „niedrige Muskelmasse mit reduzierter Muskelkraft und Gangtempo“ zu definieren.

Da die BIA-Technologie als eine der Kernmethoden zur effektiven Messung der Muskelmasse sowohl für die Forschung als auch für die klinische Praxis identifiziert wurde, ist die Sarkopenie heute zunehmend in der medizinischen Nomenklatur vertreten. Eine Sarkopenie kann als Folge unterschiedlicher Erkrankungen entstehen; das Spektrum reicht von seltenen Erbkrankheiten bis hin zu einfacher Atrophie durch unzureichenden Muskelaufbau. Wenn es keine konkrete Krankheitsursache für die Sarkopenie gibt, ist der Muskelschwund auf einen inaktiven Lebensstil und das Altern zurückzuführen. Besonders der Bewegungsmangelist in westlichen Gesellschaften weit verbreitet, weshalb sich die Sarkopenie hier schnell zu einem ernsten Gesundheitsproblem entwickelt hat. Darüber hinaus könnte der Muskelabbau auch in Verbindung mit Fettleibigkeit stehen, bekannt auch als „Sarcopenic Obesity“ (SO – sarkopenische Adipositas).

Wie entsteht Sarkopenie?

Muskelschwund kann als Nebenwirkung eines breiten Spektrums von klinischen Erkrankungen auftreten. Neben Parkinson und Multipler Sklerose können Krebs, AIDS, Herzinsuffizienz, Lungen- und Nierenerkrankungen, schwere Verbrennungen und Alkoholismus zu allmählichem Muskelschwund führen. Der normale Alterungsprozess führt ebenfalls zu einem Verlust von Muskelmasse und Kraft. Dies wird durch eine Kombination aus einem allmählichen Versagen der Fähigkeit von Satellitenzellen zur Regeneration neuer Muskelzellen und einer Abnahme der Wirkung der Wachstumsfaktoren verursacht, die normalerweise die gesunde Muskelmasse aufrechterhalten.

Bis etwa zum 30. Lebensjahr werden die Muskeln größer und stärker, danach beginnt ein allmählicher Abbau. Zwischen dem 50. und 80. Lebensjahr nimmt die Muskelmasse mit zunehmendem Alter deutlich ab und die Muskelkraft halbiert sich, was auf einen sinkenden Hormonspiegel, die nachlassende Fähigkeit des Körpers, Proteine zu metabolisieren, und eine unzureichende Nährstoffzufuhr zurückzuführen ist. Adipositas ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung, da sie eine doppelte Gefahr darstellt. Fett und Muskeln (und mageres Gewebe im Allgemeinen) haben gegensätzliche Auswirkungen auf die Glukose-Empfindlichkeit, daher ist das Verhältnis von Fett- und Muskelmasse ein wichtiger Faktor für die metabolische Gesundheit, insbesondere in Bezug auf die Insulinresistenz und das damit verbundene metabolische Syndrom.

Die Muskeln nutzen Glukose, während die Fettsäuren, die aus überschüssigem Fettgewebe gewonnen werden, die Verwendung von Glukose hemmen; daher das doppelte Risiko. Zu viel Fett und eine Reduzierung der Muskeln prädisponiert den Menschen für eine Insulinresistenz, das Stoffwechselsyndrom und Typ-2-Diabetes. Der Muskel stellt das wichtigste „End-Organ“ dar, das Glukose nutzt und somit hilft, die Insulinempfindlichkeit der Zellen aufrechtzuerhalten. Bis vor Kurzem lag der medizinische Fokus nur auf den negativen Auswirkungen einer zu großen Fettmasse und man beachtete eine ausreichend große Muskelmasse nur wenig.

Was tun bei Sarkopenie?

Muskelmasse und -funktion können von Mensch zu Mensch variieren: vom untersten Extrem – z. B. Menschen mit unheilbare Muskelerkrankungen – bis zum obersten Extrem – stählerne Profisportler. Bei Kleinkindern unterstützt eine gesunde Muskelmasse die motorische Entwicklung, um an Spielen und Sportarten teilzunehmen, was wiederum für die Erhaltung der metabolischen Gesundheit unerlässlich ist. Im Erwachsenenalter reduziert ein Übermaß an Fettmasse gegenüber der Muskelmasse das Leistungsvermögen eines Menschen und erschwert alltägliche Aufgaben wie das Treppensteigen.

Dies führt zu einem Teufelskreis, weil die Reduktion von Bewegungen (z. B. das Benutzen von Rolltreppen und Aufzügen anstelle von Treppen) zu einem weiteren Anstieg des Körperfetts führt und dadurch eine Verschlechterung der Stoffwechselgesundheit gefördert wird. Im Alter ist eine gesunde Muskelmasse unerlässlich, um Mobilität, Alltagsfunktionen und Lebensqualität zu erhalten. Muskelschwund ist mit Langsamkeit, Schwäche und allgemeiner Gebrechlichkeit verbunden, was wiederum zu frühzeitiger Ermüdung und geringer körperlicher Aktivität führt, was dann den Muskelschwund noch verstärkt. Sarkopenie ist eine der wichtigsten Determinanten für die Morbidität im Alter. Die Geriatrie erkennt die Schlüsselrolle der Sarkopenie auf dem Weg zu einer Verschlechterung der Mobilität und Lebensqualität besonders bei schweren und lebensbedrohlichen Folgen wie Hüftfrakturen an. Mit anderen Worten: Eine große, gesunde und trainierte Muskelmasse hilft, die Gesundheit zu erhalten.

Ist Sarkopenie heilbar?

Angesichts der entscheidenden Bedeutung von Sarkopenie für die Gesundheit im hohen Alter ist es wichtig, die Entwicklung der Muskelmasse zu beobachten und ggf. an therapeutischen Programmen zur Verbesserung von Kraft, Mobilität und Lebensqualität teilzunehmen. Die gute Nachricht ist, dass man die Sarkopenie verlangsamen und sogar stoppen kann. Die Bioelektrische Impedanzanalyse stellt eine einfache und kostengünstige Methode zur Überwachung der Muskelgesundheit dar, die in vielen Bereichen der medizinischen Versorgung – von der Primärversorgung bis hin zu Krankenhäusern – eingesetzt werden könnte.

BIA und Sarkopenie

Die 1992 erstmals vorgestellte Bioelectric Impedance Analysis (BIA) ist eine Möglichkeit, die Körperzusammensetzung zu messen. Dabei wird das Körperfett in Bezug auf die magere Körpermasse gemessen. Das passiert, indem ein schwacher Wechselstrom mit hoher Frequenzzahl durch den Körper geleitet wird. Der Strom fließt frei durch die im Muskelgewebe enthaltenen Flüssigkeiten, trifft aber bei der Begegnung mit Fettgewebe auf Widerstand. Dieser Widerstand wird als „bioelektrische Impedanz“ bezeichnet, die durch Körperfettwaagen genau ermittelt wird.

Unter Berücksichtigung der Größe, des Geschlechts und des Gewichts eines Menschen können solche Waagen den Körperfettanteil berechnen. Laut einer Studie aus dem Jahr 2014, die das U.S. National Center for Biotechnology Information veröffentlichte, hat die steigende Nachfrage nach genauen, kostengünstigen und nicht-invasiven Systemen zur Überwachung und Diagnose von Krankheiten im Gesundheitswesen die Forschungsanstrengungen zur Bereitstellung neuer Methoden und Technologien zur Bewertung der Gesundheit des menschlichen Körpers beschleunigt. Die Studie beschreibt Instrumente zur Beurteilung der Körperzusammensetzung als eine vielversprechende Möglichkeit für die quantitative Messung von Geweben, die im Laufe der Zeit charakteristisch sind. Die BIA wird heute auch in Ernährungsstudien, in der Sportmedizin und bei der Bewertung der Hydratationsrate, der Fettmasse und der fettfreien Masse bei gesunden und kranken Menschen eingesetzt.

Zahlreiche unabhängige Untersuchungen haben gezeigt, dass eine genaue Aussage über die Körperzusammensetzung eines Individuums nur dann möglich ist, wenn eine Reihe von Parametern in den Technologie-Algorithmus einbezogen werden. Unter anderem Geschlecht, Alter, Größe und Gewicht. Führende BIA-Hersteller investieren kontinuierlich in Forschungsprojekte, die sich darauf konzentrieren, das Verständnis für wichtige Gesundheits- und Fitnessthemen zu verbessern. Z.B. Fettleibigkeit bei Kindern, Optimierung der Sportleistung und Sarkopenie bei älteren Menschen. Fachkräfte im Gesundheits- und Sportbereich sollen dabei unterstützt werden, die bestmöglichen Dienstleistungen zu erbringen. So können sie den Menschen ein gesünderes Leben bis ins hohe Alter ermöglichen.

Fazit

Es ist nie zu spät, um fit zu werden! Die neuesten Studien zeigen, dass man in jedem Alter mit dem Training beginnen kann, um damit die langfristigen gesundheitlichen Vorteile zu nutzen. Besonders wer viel sitzt, sollte die körperliche Aktivität als Ausgleich nutzen. Hilfreich ist es, im eigenen Tempo Sportarten auszuprobieren, die Spaß machen. Intensität und Häufigkeit lassen sich mit der Zeit steigern. Das Setzen von progressiven Zielenund die Einbeziehung anderer Personen tragen dazu bei, die Motivation zu erhalten.

Vorteile des aktiven Alterns:

  • Steigerung der Energie und Verbesserung der Lebensqualität
  • Reduzierung von Stress und Depressionsrisiko
  • Besseres Gleichgewicht und Reduzierung des Sturzrisikos
  • Prävention oder Verzögerung vieler Krankheiten
  • Aufbau und Aufrechterhaltung von sozialen Beziehungen

Erschienen in der body LIFE

Die Fachzeitschrift body LIFE ist das führende Fachmagazin für Inhaber und Manager großer, mittlerer und kleiner Fitness-Anlagen jeglicher Art. Es enthält eine professionell abgestimmte Vielfalt an Artikeln versierter Fachautoren zu verschiedenen Themen:

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Autor: Alexander Goebel ist Commercial Manager DACH bei Tanita Europe B.V., einem Hersteller für BIA-Systeme und Körperanalysewaagen.

www.tanita.de

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Über den Autor

Alexander Goebel ist Commercial Manager DACH bei Tanita Europe B.V., einem Hersteller für BIA-Systeme und Körperanalysewaagen.

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