Übergewicht bei Kindern: Experten schlagen Alarm. Wir haben in Deutschland ein Problem mit unserem Gewicht. Leider betrifft das nicht nur die Erwachsenen, was schon schlimm genug wäre, sondern bereits viele unserer Kinder leiden unter Übergewicht. Also ran an die Pfunde! Am besten geht das natürlich mit Sport! Aber stimmt das überhaupt?
Übergewicht bei Kindern
Fangen wir doch einmal positiv an: Die Zahl der adipösen Kinder in Deutschland hat sich in den letzten Jahren nicht erhöht. Das klingt toll, aber ist leider kein Grund zum Feiern. Das kann man schon daran erkennen, dass man sich mit dieser Zahl überhaupt befassen muss, denn diese gibt tatsächlich genügend Anlass zur Sorge. Seit Jahren haben wir auch in Deutschland ein Problem mit Übergewicht. Auch mit Übergewicht bei Kindern. Aber adipös ist noch einmal die Steigerung von Übergewicht. Adipositas ist nämlich Fettleibigkeit.
Wie viele übergewichtige Kinder gibt es in Deutschland?
Nach der letzten KIGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) sind 9,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen 3 und 17 Jahren in Deutschland übergewichtig. 5,9 Prozent sind sogar adipös. Die Arbeitsgemeinschaft Adipositas im Kindes- und Jugendalter (AGA) geht davon aus, dass diese Werte in Zukunft weiter ansteigen werden. Sie rechnet mit 1,3 Millionen adipösen Kindern und Jugendlichen in Deutschland im Jahr 2030. Das wären 500.000 Kinder mehr, als heute.
BMI Kinder: Wann ist ein Kind übergewichtig?
Das ist bei Kindern tatsächlich nicht so leicht zu beantworten, wie bei Erwachsenen. Grundsätzlich legt man hier auch den Body Mass Index (BMI) zu Grunde, setzt diesen aber noch in Relation zu der sogenannten Perzentilenkurve. Hier wurde von über 17.000 Kindern und Jugendlichen die Körpergewichts- und Körpergrößendaten erhoben und geschlechterspezifisch in Altersbereiche eingeteilt. Eine ausführliche Übersicht, ab wann ein Kind übergewichtig oder gar adipös ist, findet man zum Beispiel bei den Kinderärzten im Netz. (https://www.kinderaerzte-im-netz.de/krankheiten/uebergewicht-fettsuchtadipositas/diagnose/)
Übergewicht macht Kinder krank
Leider ist Übergewicht kein rein kosmetisches Problem, sondern kann zu ernsthaften Erkrankungen führen. Diabetes Typ-2, Bluthochdruck, Herzinfarkt, Leberverfettung und Leberentzündung, Knie-, Hüft- und Rückenprobleme und so weiter. Die Liste ist lang. Tatsächlich treten diese Erkrankungen auch nicht zwangsläufig erst im Erwachsenenalter auf. Auch stark übergewichtige Kinder sind davon betroffen.
Wie können Kinder abnehmen?
Die Lösung liegt für viele auf der Hand. Wir kennen es ja auch von uns selbst. Gerade nach der Weihnachtszeit, in der wir uns alle dem guten Essen und der Gemütlichkeit hingeben. Hier ein Plätzchen, da ein Lebkuchen und dort eine Weihnachtsgans. Pünktlich zum Jahreswechsel und den guten Vorsätzen steigen wir dann noch einmal auf die Waage und haben gleich unsere ersten Vorsätze für das neue Jahr: „Ich muss abnehmen!“ und „Ich muss mehr Sport machen!“
Was dann passiert ist meistens das Gleiche. Wir sind motiviert, werfen uns in unser Sportdress und gehen zum Laufen. Nie trifft man so viele Jogger, wie zum Jahresbeginn, die mit großer Lust durch die Wälder laufen. Aber nach einigen Wochen Training geben viele frustriert wieder auf, weil sich auf der Waage kaum etwas tut. Aber warum ist das so? Dabei ist Sport neben Diäten bei den meisten von uns fest verankert als der Heilsbringer im Kampf gegen die Pfunde.
Es ist doch ganz einfach, wir müssen nur regelmäßig Sport treiben und die Pfunde purzeln von alleine. Und am besten nehmen wir unsere Kinder einfach gleich mit und wir bekämpfen unsere Pfunde gemeinsam. Aber das ist leider nicht einmal die halbe Wahrheit.
Wie viel Sport braucht ein Kind zum Abnehmen?
Zwar ist es richtig, dass das Ernährungsverhalten und mangelnde Bewegung zwei grundlegende Faktoren für Übergewicht sind, aber welche Rolle spielt Sport beim Abnehmen für uns und beim Abnehmen für Kinder? Grundsätzlich ist es natürlich richtig: Wenn ich mehr Kalorien verbrauche, als ich dem Körper zuführe, nehme ich ab. Der Kalorienverbrauch beim Sport zahlt sich aber nur dann aus, wenn man auch bereit ist, genügend Zeit in den Sport zu investieren. Die Deutsche Adipositas-Gesellschaft legt ein Energiedefizit von 500 kcal pro Tag zu Grunde, um spürbar abzunehmen. Je größer die Belastung beim Sport ist, umso größer ist der Energieverbrauch.
Das Ganze mal in Zahlen. Um beim Sport in einer Woche ein tägliches Energiedefizit von 500 kcal zu erzielen, muss man zum Beispiel 9 bis 12 Stunden Walken. Steigert man die Belastung und joggt anstatt zu walken, erreicht man das nötige Energiedefizit schneller. Beim langsamen Joggen reichen dafür 7 bis 9 Stunden pro Woche. Läuft man dagegen in einem ordentlichen Tempo von etwa 5 Minuten pro Kilometer, also etwa 12 km/h, dann reichen schon 4 bis 5 Stunden pro Woche.
Das Problem dabei ist nur, dass man als untrainierter Mensch kaum ein solches Tempo halten kann. Man muss also viel mehr Zeit investieren, um entsprechende Erfolge generieren zu können. Zu viel Zeit, wenn nebenher noch ein Job und die Familie nicht zu kurz kommen sollen. Ganz abgesehen davon, dass man als Laufeinsteiger häufig nicht länger als 20 Minuten am Stück joggen kann und somit mindestens 21 Laufeinheiten pro Woche einplanen müsste, um auf 7 Stunden Joggen zu kommen.
Fitness ist die Grundlage
Im Klartext bedeutet das also, je untrainierter ich bin, umso schwerer fällt es mir, durch Sport alleine abzunehmen. Das bedeutet aber gleichzeitig für unsere Kinder, dass wir als Eltern dafür sorgen müssen, dass sie frühzeitig mit Sport anfangen und dauerhaft dabeibleiben.
Nur so legen wir auf der einen Seite die Grundlage dafür, dass sie später weniger Gewichtsprobleme haben werden und auf der anderen Seite im Zweifel Gewichtsprobleme durch Sport leichter wieder ausgleichen können. Je fitter wir sind, umso leichter können wir durch Sport unser Gewicht beeinflussen.
Was kann ich tun, damit mein Kind abnimmt?
Auch wenn Sport alleine in der Regel nicht reicht, um gegen Übergewicht anzukämpfen, so ist er aber doch neben einer gesunden Ernährung ein wichtiger Faktor. So lange er sinnvoll und mit Bedacht ausgeübt wird und einhergeht mit einer entsprechenden Ernährungsumstellung. Zu Zeiten von Corona bleibt uns leider kaum etwas anderes übrig, als uns selbst um den Sport zu kümmern. Aber Joggen ist immer möglich, auch gemeinsam mit unseren Kindern.
Und nach Corona sollten wir darüber nachdenken, welchen Sport wir unseren Kindern dauerhaft in einem Verein ermöglichen können. Denn in der Gemeinschaft fällt es deutlich leichter, den inneren Schweinehund zu überwinden. Außerdem haben viele echte lebenslange Freundschaften in Sportvereinen geschlossen und viele andere wichtige und schöne Erfahrungen sammeln können.
Welcher Sport für Kinder zum abnehmen?
Und vergessen dürfen wir auch nicht, dass „Sport ist gesund“ viel mehr bedeutet, als Sport ist gut gegen Übergewicht. Sport baut Depressionen vor, schützt vor Krebs, bekämpft Stress und macht schlau. Um nur ein paar wichtige Faktoren von Sport zu nennen.
Die Frage, ob es einen besonders geeigneten Sport für übergewichtige Kinder gibt, liegt da natürlich nahe, ist aber nicht unbedingt die richtige. Jeder Sport ist grundsätzlich geeignet, wenn wir uns vom Leistungsgedanken trennen. Wenn wir Sport gerade für Kinder einfach als das verstehen, was er von Natur aus sein sollte. Spaß an der Bewegung.
Fazit
Wichtig ist, dass wir als Eltern voll hinter dem Sport unserer Kinder stehen und alles dafür tun, dass sie den Sport dauerhaft ausüben können. Sport ist zu wichtig, als dass wir ihn unseren Kindern durch übertriebenes Leistungsdenken vermiesen sollten. Das gilt im Übrigen nicht nur für uns Eltern, sondern auch für Trainer und Vereine.
Autor und Sportexperte: Nils Kowalczek
Nils Kowalczek weiß als früherer Hockey-Nationaltorwart aus eigener Erfahrung, wie wichtig Sport für die Gesundheit und für die persönliche Entwicklung von Kindern ist. Als Trainer sieht er auch täglich, mit wie viel Freude Kinder beim Sport sind. Als Vater kennt er aber auch die Herausforderung, den eigenen Kindern Sport zu ermöglichen.
Mit tinongo hilft er Eltern bei der Wahl einer passenden Sportart für ihre Kinder, damit sie im Vorfeld wissen, welchen Sport sie zeitlich, organisatorisch und finanziell in den Familienalltag integrieren können: www.tinongo.org
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