Medical Fitness: Vom Fitness- zum Gesundheitsstudio

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Medical Fitness: Welche Ansätze gibt es bereits in Deutschland und international, die zeigen, dass Medizin und Fitness immer näher zusammenrücken? Wie steht es heute und in Zukunft um die Nische „Medical Fitness“? Erhalten Sie hier einen spannenden Einblick in Best Practices, Potenziale und Chancen einer neuen Branche.

Wie verändern sich Fitness- und Gesundheitsindustrie?

Nicht nur die Fitnessindustrie und der Gesundheitsbereich, sondern die ganze Welt verändert sich rapide. Durch die Coronapandemie gibt es seit 2020 einen großen Umschwung in den Bereichen Medizin und Fitness. Während die Fitnessstudios im Lockdown monatelang geschlossen bleiben mussten, verlagerten sich gleichzeitig immer mehr Angebote ins Digitale. Um überfüllte Wartezimmer in Arztpraxen zu umgehen, boten immer Praxen auch Telemedizin an. In diesem Zusammenhang hat auch der Bereich Mental Health eine gesteigerte Nachfrage erfahren. Durch Veränderungen der regulatorischen und gesetzlichen Rahmenbedingungen eröffnen sich immer weitere Felder. Die letzten Monate haben gezeigt, in welcher Geschwindigkeit sich Innovationen vorantreiben und gesetzliche Regulationen verändern lassen und wie technische Lösungen implementiert werden können. Wir brauchen neue Konzepte für Gesundheit und Fitness, denn wir befinden uns in einem Wandel. Körperliche Aktivität, Fitness und Wellness gehen über in die Bereiche Prävention, Rehabilitation und Gesundheit.

Was ist Medical Fitness?

Was genau verstehen wir unter „Medical Fitness“? Der Begriff führt schnell in die Irre. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet er „medizinische Eignung“ und dient als Standard für die Überprüfung und Zulassung bspw. bei Berufsausführung, Militär oder Führerscheinzulassung. Im deutschsprachigen Raum hingegen wird dieser Anglizismus genutzt, um die Vermischung von Medizin und Fitness auszudrücken. Ob das die gelungenste Variante ist, bleibt kritisch zu hinterfragen.

Oftmals wird der Begriff auch verwendet, um ein modernes Trainingsprogramm zur Prävention und Gesunderhaltung sowie zur Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens zu beschreiben. Dabei geht es meist um das Ziel, die Leistungsfähigkeit des Körpers zu erhalten, zu stärken und/oder nach Erkrankungen wiederherzustellen. Ein Blick nach Amerika ist vielversprechend. Hier zeigen sich Trends erfahrungsgemäß früher und stärker als in Deutschland. Im Bereich MedTech ist Amerika führend und auch im Fitnesssektor zeigen sich bei Wearables, FitTech und SportTech ganz andere Dimensionen als bisher in Deutschland, wie Peloton, Apple oder Hyperice beweisen.

Medical Fitness – Der aktuelle Stand der Dinge

Aktuell gibt es eine Vielzahl an Startups, Inkubatoren und Acceleratoren, die neue Ideen und damit neue Dynamiken in die Gesundheits- und Fitnessbranche bringen. Nicht zuletzt auch durch gesetzliche Neuregelungen öffnet sich ein Markt und die Grenzen zwischen Medizin und Fitness verschwimmen immer mehr. Auf der regulatorischen Seite hingegen werden die Grenzen strikt getrennt und man muss sich entscheiden, ob man ein Produkt oder eine Dienstleistung als Lifestyle- oder als Gesundheitsprodukt auf den Markt bringen möchte. Digital Health, Tele Health, E-Health, FitTech, SportTech – eine immer stärker wachsende Szene bringt neue Anwendungen für Patienten, Ärzte und Kunden auf den Markt. Oftmals wird dabei zumindest aufseiten der Investoren, Regulatorien und gesetzlichen Rahmenbedingungen unterschieden in die folgenden Kategorien:

  • Wohlbefinden/Fitness
  • Prävention
  • Arzt-Patienten-Verhältnis
  • Diagnose
  • Behandlung/Versorgungssteuerung

In den letzten Jahren haben sich neue Testverfahren und Labore etabliert, die nicht nur Medizinern das Analysieren ermöglichen. Sie geben auch Endkunden direkten Zugang zu wissenschaftlich fundierten Analysewerten – von Haaranalysen über Blutwertbestimmungen bis hin zu personalisierter Ernährungsberatung. Hier wird sich auch zukünftig noch viel entwickeln. Ausgehend von der Leistungsoptimierung für Elite-Athleten bietet z. B. das Münchner Start-up Loewi personalisierte Nahrungsergänzungsmittel für Endkunden an. Die Berliner Firma Lykon bietet Blut- und DNA-Tests für zu Hause und liefert damit personalisierte Gesundheitsstrategien.

Digitalisierung der Gesundheitsversorgung

Was bis vor ein paar Jahren nur beim Hausarzt ging, ist nun aufgrund fortschreitender technischer Entwicklungen auch bequem aus dem Wohnzimmer möglich. Damit verschiebt sich nicht nur die Verantwortung für Daten und Gesundheit, sondern auch die Kommunikation. Früher war man darauf angewiesen, dass der Arzt die Diagnose erläutert. Heute organisieren sich Betroffene heutzutage in Internetforen, googeln ihre Symptome und suchen nach Alternativen zur klassischen westlichen Schulmedizin.

Wie bei jeder Neuerung und Entwicklung, ergeben sich hier Vor- und Nachteile. Der direktere Zugang zu Ressourcen, der Zugriff auf Informationen und die Erleichterung der Datenübermittlung haben auch ihre Schattenseiten. Der Umgang mit Fehlinformation und Fehlinterpretationen wird zu den größten Herausforderungen zählen, die besonders an der Schnittstelle Medizin und Fitness auf uns zukommen werden. Debatten um Fake News werden sich in sozialen Medien auf diese Bereiche ausbreiten und Expertenwissen, vertrauenswürdige Kommunikation und transparente Aufklärung vielleicht sogar zum Trend Nummer 1 machen.

Medical Fitness und die Potenziale in der Fitnessbranche

Ich habe mit den beiden Expertinnen Natalia Karbasova, CEO FitTech Company, und Franka Schuster, Public Relations Lead, Urban Sports Club, über die Potenziale in der Fitnessbranche gesprochen. „Der Stellenwert der Prävention ist jedem klar geworden. Gesunder Lebensstil wird zu einer Notwendigkeit und Fitnessstudios können sich als Rundumversorger positionieren, die Menschen auf ihrer Gesundheitsreise begleiten“, so Karbasova.

Schuster ergänzt: „Dass die Pandemie gezeigt hat, was mental und körperlich passieren kann, wenn Menschen inaktiv sind – darüber müssen wir gar nicht erst sprechen. Sport und Fitness sind essenziell für jede Person und mehr als nur Gesundheitstraining. Einerseits gibt es eine Spezialisierung für individuelle gesundheitliche Bedürfnisse, wie z. B. Rückentraining, andererseits wird der Erlebnischarakter für viele immer stärker. Viele Boutique- und Fitnesskonzepte sind inzwischen unglaublich vielfältig: Indoor Cycling, Boxen, Yoga, Pilates, Dance oder Barre, EMS-Training, Functional Training oder Bootcamps gehören dazu. Sport verbindet Menschen jeglichen Alters und viele Kulturen. Heutzutage identifizieren Menschen sich über ihre Vorlieben oder Leidenschaften und finden ihre Community beim Sport. Hier liegt so viel Potenzial, weil die Fitnessbranche auch sozial relevant ist.“

Innovationen und Apps im Medical Fitness Bereich

Durch die DIGA (Digitale Gesundheitsanwendungen) ist es seit 2020 möglich, dass sich Patienten eine App auf Rezept verschreiben lassen und die Krankenkassen für die Bezahlung aufkommen. Damit haben ca. 73 Millionen gesetzlich Versicherte in Deutschland den Anspruch auf eben diese von Ärzten oder Psychotherapeuten verordneten digitalen Angebote.

Ob M-Sense mit dem Fokus auf Migräne und Kopfschmerz, Selfapy mit ihren flexiblen Programmen zur Selbsthilfe bei Angststörungen, Bulimie, Burn-out, Depression und Essstörungen oder Vivira, die Physiotherapie-Übungen für zu Hause anbietet – sie gehören zu den ersten erstattungsfähigen digitalen Gesundheitsanwendungen, die per Rezept verordnet werden können. Andere Anbieter fokussieren sich mit Symptomauswertung und Analyse auf einen anderen Bereich, z.B. die Firma Ada, und möchten eine bessere Gesundheitsversorgung durch intelligente Technologien ermöglichen.

Artificial Intelligence und Medical Fitness

Hochtechnologisch sind auch Anbieter wie Kaia Health, die dem User versprechen, Rückenschmerzen selbst zu Hause zu behandeln. Damit ist sie die erste Medizin-App, die immer wieder wirksam und nachhaltig Schmerzen reduziert. Aufbauend auf künstlicher Intelligenz, werden Bewegungsmuster analysiert und Korrekturen vorgeschlagen. Einen ähnlichen Grundgedanken, aber ein völlig anderes Businessmodell mit dem Fokus auf Endkunden statt B2B haben die folgenden beiden Anbieter: Das Fitness-Start-up Vaha will mit einem interaktiven Fitness-Spiegel das Personal Training neu definieren; hier ist das Kundenversprechen, die weltbesten Personal Trainer ins Wohnzimmer zu holen und über eine Bewegungs-Scan-Funktion volle Kontrolle und Echtzeit-Feedback anzubieten.

Beeindruckende Nutzerzahlen und ein Alleinstellungsmerkmal in der Branche weist Freeletics auf. Mit über 50 Millionen „Free Athletes“, wie sie ihre Kunden nennt, bietet die App personalisiertes Coaching für Körper und Geist. Neben Workouts werden auch Ernährungselemente und digitales Artificial Intelligence-Coaching angeboten.

All diese Beispiele zeigen: Es tut sich einiges und die Grenzen zwischen Medizin und Fitness verschwimmen gerade durch diese technischen Möglichkeiten immer mehr. Was vor Jahren noch wie eine Utopie klang, ist mittlerweile Realität. Damit verändern sich Zahlungsflüsse und werden neue Geschäftsmodelle überhaupt erst möglich. Es wird zukunftsentscheidend sein, wie sich diese Tendenzen etablieren und wie besonders die Kommunikation zwischen den Schnittstellen funktionieren wird.

Eine realistische Betrachtung der aktuellen Situation

Die Vision von transparenter Kommunikation, die elektronische Patientenakte und das Versprechen von digitalen 24/7-Angeboten stehen jedoch oftmals im starken Kontrast zur Realität. Schauen wir uns den aktuellen Status quo an: Wann erfolgt eine ganzheitliche Betrachtung? Wann arbeiten unterschiedliche Gesundheitsdienstleister tatsächlich eng aufeinander abgestimmt zusammen? Wann arbeitet die Ärztin mit dem Fitnesstrainer, der Yogalehrer mit der Ergotherapeutin und dem Heilpraktiker Hand in Hand und nutzt die Daten von Fitness-Tracking-Apps?

Es gibt einen Bereich in der medizinischen Versorgung und der Gesundheitsversorgung, wo diese Zusammenarbeit schon jetzt existiert. In der postoperativen Versorgung. Nach einer Verletzung oder einem Unfall wird direkt aus dem Krankenhaus heraus der Aufenthalt in einer Reha organisiert. Die Ärzte aus dem Krankenhaus geben die Informationen an die Rehabilitationseinrichtung weiter. Dort wird im Eingangsgespräch mit den Patienten besprochen, welche Ziele erreicht werden sollen. Es wird auch klargemacht, welche Erwartungen an den Patienten bestehen, wo er mitarbeiten muss, welche Übungen er absolvieren muss.

Handlungsempfehlung an Politik und Branche

Fördert die enge Abstimmung aus Fitness und Gesundheit nicht nur in Extremfällen, sondern im Alltag! Es ist wichtig, dass wir solch eine enge Abstimmung aus Fitness und Gesundheit auch im Alltag realisieren – für die große Mehrheit an Menschen, die vielleicht Schmerzen haben, die ihr Wohlbefinden steigern möchten oder die einfach mal wieder etwas Gutes für sich tun möchten. Schuster sieht hier die größte Hürde: „Die Menschen zu motivieren, die bisher keinen Zugang zu Sport und Fitness hatten und noch nicht erleben durften, wie erfüllend Sport sein kann. Viele hatten früher im Schulsport vielleicht keinen Spaß oder haben bisher nie das Richtige für sich gefunden. Ich beispielsweise war über 30, als ich zum ersten Mal Yoga ausprobiert habe – und seitdem vergeht keine Woche ohne. Die inaktiven Personen zu erreichen, die Vorurteile zu lösen und sie zu motivieren, die Sportarten zu entdecken, die ihnen Spaß machen – das ist das Wichtigste.“

Ich bin mir sicher, dass der technologische Wandel der Treiber für eine solche Entwicklung sein kann. Denn aktuell gibt es viele unterschiedliche Lösungen. Jeder Experte schaut nur aus seiner Perspektive. Und genau das kann zum Problem werden. Sie alle arbeiten nicht zusammen. Die Ansätze finden oftmals analog statt und sind damit abhängig und einschränkend von Ort und Zeit. Jeder Experte findet seine Lösung und arbeitet in seiner Disziplin. Wir haben Fachexperten in ihren Nischen. Technische Lösungen digitalisieren hier im Moment oft nur einzelne Bereiche und damit wird das Potenzial an der Schnittstelle Medizin und Fitness nur unzureichend genutzt. Hier werden sich in der Zukunft viele neue Perspektive eröffnen. Auch Karbasova ist sich der aktuellen Herausforderungen bewusst und sieht die größte Hürde in der „bisher sehr sporadischen Digitalisierung der Fitnessbranche und den neuen Konsumentengewohnheiten, die flexible Angebote erwarten. Nicht jedes Studio kann es liefern“.

Smarte digitale Lösungen

In den nächsten Monaten, Jahren und Jahrzehnten wird es darum gehen, das vorhandene Potenzial zu nutzen. Was wir brauchen, sind keine Datensilos, wir sollten ein Data Lake haben, worauf man von überall zugreifen kann. Was über das Internet of Things in anderen Bereichen schon möglich ist, kann auch in der Gesundheit und im Fitnessbereich viel Potenzial entfalten. Im Moment soll der Kühlschrank mit Alexa sprechen, um Milch zu bestellen. Smart-Home-Lösungen schaffen Vernetzungen und optimieren den Alltag. Genau das müssen wir an der Schnittstelle Gesundheit und Fitness auch schaffen!

Über Machine Learning und künstliche Intelligenz ergeben sich gerade ganz neue Möglichkeiten, Mustererkennungen laufen zu lassen. Einige Anbieter nutzen dies, um die Trainingsintensität zu steigern, andere, um über Ferninterventionen Übungen zu korrigieren. Virtual Reality, Handtracking und Digital-Wireless-Technologie kann eingesetzt werden, um Kunden sofort in andere Umgebungen zu versetzen und Bewegungsabläufe realistischer stattfinden zu lassen. In diesen Bereichen wird die Fitnessbranche viel aus dem MedTech-Bereich lernen können. Besonders neurorehabilitative und psychologische Programme arbeiten hieran und haben mit Prototypen schon erstaunliche Erfolge. Dass die Technik für diese Art des Trainings immer erschwinglicher wird, spielt der Industrie in die Karten.

Die Person hinter den Daten nicht aus dem Blick verlieren

Besonders durch Corona beschleunigt, befinden sich die Gesundheits- und die Fitnessbranche an einem Wendepunkt. Big Data, sich verändernde Verbraucherpräferenzen und Kostenstrukturen sind nur einige der vielen komplexen Faktoren, die die Chancen und Herausforderungen der Zukunft bestimmen werden. Wird die Technisierung, das Messen und Sammeln von Daten, das Monitoring und Tracking zum „Quantified Self“ führen? Und wie schafft man den Spagat, bei all dem die Person hinter den Daten und Analysen noch wahrzunehmen? Inmitten des Wellness-Booms bleiben jedoch Inklusion und breite Zugänglichkeit nach wie vor ein wichtiges Thema und eine Kritik an der Bewegung.

Was die Digitalisierung auf der einen Seite schaffen kann, wird auf der analogen Seite an personalisierter Expertendienstleistung gefragt werden. Nicht jeder möchte zum gläsernen Kunden werden. Manche werden sich abgeschreckt oder verunsichert fühlen. Für viele wird dieser Trend jedoch spannend und passend. Hier eine Brücke zu schlagen und abzuwägen, wie man eine inhomogene Zielgruppe ansprechen kann, wird eine Herausforderung.

Wie in anderen Bereichen brauchen wir ein Ökosystem, in dem Kooperationen und Austausch entstehen und gelebt werden. Wo man Infrastruktur nutzen und Ideen schnell umsetzen kann. In denen der Gedanke von Open Source genutzt wird, um nicht nur schnellstmöglich ein funktionierendes Business-Modell aufzubauen, sondern auch Kundennutzen generieren wird, indem man Erfahrungen und Erkenntnisse teilt. Dann wäre auch mehr Energie und Potenzial da. Zum Beispiel um an Cutting-Edge-Technologien zu arbeiten, um klinische Studien durchzuführen, Prototypen zu erstellen, Lizenzen zu erhalten. Dies ist ein langer Weg, auf denen vielen die Energie und das Geld ausgehen wird. Nicht nur den Firmen und Gründern, sondern auch den Nutzern.

Wie sieht ein perfektes Gesundheitsstudio aus?

Wagen wir einen Ausblick: Was braucht es, um in Zukunft nicht nur wettbewerbsfähig zu sein, sondern auch innovativ Gesundheit und Fitness miteinander zu verbinden?

Karbasova: „Mein perfektes Gesundheitsstudio sollte mir in regelmäßigen Check-ups vermitteln, wo ich gesundheitlich stehe, bei welchen zusätzlich zu Standardmessungen der Körperzusammensetzung und Beweglichkeit auch z. B. Bluttests und weitere gesundheitsrelevante Analysen durchgeführt werden. Darauf basierend sollen Trainings-, Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen abgeleitet werden. Zusätzlich ist eine Schnittstelle zwischen einem Gesundheitsstudio und einem Arzt notwendig, vor allem bei den Umstellungen des Lebensstils bei chronisch kranken oder gefährdeten Mitgliedern. Und natürlich dürfen die Themen ‚Accountability‘ und ‚Fortschrittsmessung‘ nicht fehlen, denn am besten behält man Mitglieder, indem man ihnen klare Fortschritte vorweisen kann.“

Auch Schuster geht in eine ähnlich differenzierte Richtung: „Es ist sehr viel verlangt von einem einzigen Studio, all das zu bieten, was ich mir für mein persönliches Training wünsche. Ich mag HIIT und Fitnesskurse im Park oder im Studio, gehe schwimmen, buche im Urlaub Surfkurse, trainiere regelmäßig Yoga, Pilates, Aerial Silks und Hammock – ab und zu Tanz, wenn es meine Zeit erlaubt – und meditiere. Ich besuche auch gerne mehrere Studios, die sich jeweils spezialisiert haben.“

Ganz klar ist also: „One size fits all“ passt nicht mehr in die Fitness- und Gesundheitsbranche der Zukunft. Personalisierte und individuelle Angebote, die Erlebnisse schaffen, scheinen die Zukunft zu sein.

Digitale Plattformen als Zukunftsvision

Im vermeintlichen Schutz der Anonymität teilen Kunden auf digitalen Plattformen ihre Ängste, Sorgen und Hoffnungen. Sie teilen ihre Wohnzimmer in Online-Kursen, in mentalen Online-Cafés ihr Leid und in Online-Communitys ihre Krankheiten ebenso wie Trainingserfolge. Die Digital-Virtual-Plattform gibt einem das Gefühl, die Welt rücke näher zusammen. Trotz Ort- und Zeitverschiebung – oder gerade deswegen – kommt ein intensiver Austausch zustande. Nicht nur im E-Commerce, in dem vermehrt auf ein Marketplace-Modell gesetzt wird, auch im Medizin- und Fitnessbereich werden Plattformen zukünftig eine interessante Rolle spielen.

Ob User-Engagement, Gamification oder Community Building, hierin werden sich sowohl Medizin als auch Fitnessanbieter in Zukunft messen lassen müssen. Dafür brauchen wir Strategien und eine Vision, um zu wissen, wo wir hinwollen. Wir brauchen in der Branche viele mutige Innovatoren, die den aktuellen Status quo kritisch infrage stellen und einfach mal machen. Die die Initiative ergreifen, Dinge herauszufinden. Sie müssen eine Vision haben und dafür einstehen. Dafür braucht es Vertrauen, Innovation, Ambition und vor allem Akteure. Worauf wird es meiner Meinung nach zukünftig bei Medical Fitness hauptsächlich ankommen? Auf Content und Kundenerfahrung, auf Kundenorientierung und Mehrwertgenerierung, auf Vielfalt, Flexibilität und besonders auch auf Community Building.

Ausblick

Neue technologische Errungenschaften, das Sammeln, Auswerten und Analysieren von Daten und letztendlich auch künstliche Intelligenz sind Indizien dafür, wie schnell sich Medizin und Fitness in Zukunft weiterentwickeln werden. Nur diejenigen, die offen sind für neue Konzepte, die das bekannte und funktionierende Alte mit dem innovativen Neuen verbinden, werden sich auf Dauer durchsetzen können. Von hybriden Modellen über die Kombination von Mental Health und Fitness bis hin zu intelligenter Kleidung und Brainwave-Wellness: All das wird den Markt verändern. Dass Medical Fitness dabei vielfältiger wird, ist der schöne Nebeneffekt. Teil einer solchen Veränderung und Erweiterung sowie Wachstum zu sein, darf uns alle motivieren, Gesundheit und Wohlbefinden in den Fokus zu stellen und daraus nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln

Autorin: Luise Walther

Die Berliner Personal Trainerin Luise Walther arbeitet an der Schnittstelle Medizin-Fitness. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Individualisierung und Professionalisierung von Reha- und Trainingsprozessen mit Fokus auf Schmerzreduzierung und Bewegungsoptimierung ihrer Kunden.

www.neurozentriertestraining.de

 

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