Körperfettmessung: Die wichtigsten Methoden im Überblick

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Körperfettmessung: Wichtig beim Abnehmen ist es u. a., seine Ziele zu definieren, was wiederum voraussetzt, dass diese Ziele messbar sind. Wie lässt sich aber der Körperfettanteil bestimmen? Welche Möglichkeiten und Methoden gibt es, wie zuverlässig sind sie und welche Vor- und Nachteile haben sie?

Inhaltsverzeichnis

  1. Warum Körperfettmessung?
  2. Wie funktioniert die Körperfettmessung?
  3. Körperfettwaage
  4. BIA
  5. Caliper
  6. DEXA-Scan
  7. Hydrodensitometrie
  8. Fazit

Warum Körperfettmessung?

Laut Robert Koch-Institut sind zwei Drittel der Männer (67 Prozent) und rund die Hälfte der Frauen (53 Prozent) in Deutschland übergewichtig; ein Viertel der Erwachsenen ist stark übergewichtig (adipös). Im vergangenen Jahr äußerten laut der Verbrauchs- und Medienanalyse 8,18 Millionen Menschen den Wunsch, abnehmen zu wollen. Dabei sind es vor allem die Problemzonen an Bauch und Hüfte, die schmelzen sollen, damit wir uns wieder attraktiver fühlen und unser Körper „athletischer“ aussieht. Dem Körperfett kommt zudem eine wichtige Rolle in Bezug auf das eigene Selbstbild zu.

Der Wunsch, einen schlanken Körper zu haben, ist in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Um diesem Ziel näher zu kommen, ist es sehr wichtig, den Anteil des Körperfetts für die Kunden auch sichtbar zu machen. Bezogen auf die gesamte Körpermasse gibt es mehr als 50 chemische Elemente; dabei machen allein Wasserstoff und Sauerstoff mit ca. 70 Prozent den größten Anteil aus. Während Proteine strukturgebend für unser Gewebe, insbesondere die Muskulatur, sind, stellen Glykogen (Kohlenhydrate) und Lipide (Fett) wichtige Energieträger dar, die der menschliche Körper speichern kann. Dabei gilt allerdings nicht: Viel Energie hilft viel. Zu viel Körperfett stellt einen Risikofaktor für zahlreiche Krankheitsbilder, wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, dar. Um solche Risiken zu minimieren, ist das Abnehmen durch eine Ernährungsumstellung und auch Sport wichtig. Zur Körperfettmessung stehen dabei verschiedene Messmöglichkeiten zur Verfügung.

Wie funktioniert die Körperfettmessung?

Es könnte eigentlich ganz einfach sein: Man nehme eine Waage, zwei Messzeitpunkte und die Differenz des Körpergewichts zwischen dem ersten und dem zweiten Messzeitpunkt gibt an, ob Fett verloren oder dazugewonnen wurde. Doch so einfach ist es leider nicht. Denn der menschliche Körper besteht nicht aus einer homogenen Masse, sondern setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen. Der seit Jahrzehnten verwendete Body-Mass-Index (BMI) ist daher auch kein verlässlicher Faktor, wenn es darum geht, eine qualitative Aussage über das Körpergewicht eines Menschen zu treffen, da er im Grunde nur ein Maß für das Verhältnis von Körpergröße und Körpergewicht ist. Das Körpervolumen lässt sich – grob – in zwei Kompartimente einteilen:

  1. die Magermasse (lean body mass, LBM), das sind unsere Muskeln, unsere Knochen und das Körperwasser (total body water, TBW), und
  2. das Körperfett (KF), worunter man die Körpermasse abzüglich der Magermasse versteht. Neben dem Körperfett besteht der menschliche Körper aus fettfreier Masse, wie der Muskulatur, den Organen und allen Knochen, dem Körperwasser und Blut, den Sehnen, Bändern, Nerven, Haaren usw. – beide sind veränderbare Parameter.

Bei der Körperfettanalyse geht es darum, die Magermasse vom Körperfett zu unterscheiden. Hier haben die meisten Messmethoden eines gemeinsam: Man macht sich die unter schiedliche Dichteverteilung von Körperfett und Magermasse zunutze; dabei weist die Magermasse eine höhere Dichte als das Körperfett auf.

Wie zuverlässig ist die Körperfettwaage?

Personenwaagen ermitteln das Körpergewicht. Sowohl mechanische als auch elektrische Modelle sind auf dem Markt erhältlich. Mittlerweile sind sie „smart“ und übermitteln die gemessenen Daten an die „Gesundheits-App“, die alle möglichen Körperparameter trackt. Mit der Platzierung von Elektroden, auf die man sich mit den Füßen stellt, soll eine Aussage über die Körperzusammensetzung treffen. Die Waage leitet minimale Strommengen durch den Körper. Da Magermasse die Stromimpulse besser leitet als Körperfett, kann man so eine Aussage über die jeweilige Verteilung beider Massen .

Das Hauptproblem hierbei ist die geringe Intensität der Stromimpulse. Diese reichen letzten Endes nur für die unteren Extremitäten aus. Der Körperfettanteil in dieser Region kann jedoch nicht auf den Rest des Körpers übertragen werden, weswegen Körperfettwaagen auch nur eine geringe Aussagekraft über die Zusammensetzung des Körpers besitzen. Nasse Füße oder eine volle Blase können das Ergebnis zusätzlich beeinflussen. Neuere Modelle weisen darüber hinaus noch zwei Griffstücke mit Elektroden auf. Die Messungen werden somit zwar genauer, jedoch bleibt das Problem hier weiterhin bestehen: Die Impulse sind zu schwach, um den ganzen Körper erfassen zu können.

Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA)

Die Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) funktioniert nach dem gleichen Prinzip, ist jedoch wesentlich genauer, denn mit ihr wird der elektrische Widerstand des gesamten Körpers gemessen. Ähnlich wie bei der Körperfettwaage zieht man mittels der unterschiedlichen Leitfähigkeit der einzelnen Körperkompartimente Rückschlüsse auf die Körperzusammensetzung.

Die Messung wird im Liegen vorgenommen. Idealerweise liegt die zu messende Person bereits einige Minuten vor der Messung auf der Liege, damit sich die Körperflüssigkeiten gleichmäßig verteilen können. Um Messfehler zu verhindern, sollten keine metallischen Gegenstände mehr berührt werden. Zudem müssen immer dieselben Voraussetzungen für die Messungen geschaffen werden: Die letzte Mahlzeit sollte 4–5 Stunden vor der Messung erfolgt sein, die letzte sportliche Betätigung länger als 12 Stunden zurückliegen und es sollte in den 24 Stunden vor der Messung kein Alkohol getrunken werden. Ferner muss eine saubere, trockene und fettfreie Haut ebenso wie eine leere Harnblase gewährleistet sein.

Messelektroden werden an Handgelenk und Knöchel, stromgebende Elektroden an Finger und Zehen positioniert. Die Auswertung gibt Auskunft über Körperwasser, Fettmasse, fettfreie Masse, Magermasse, Körperzellmasse und Extrazellulärmasse. Die Durchführung ist sicher, kostengünstig und weist im Gegensatz zur Körperfettwaage eine wesentlich höhere Genauigkeit auf. Messungenauigkeiten können durch eine falsche Platzierung der Elektroden, den menstruellen Zyklus bei Frauen und bestimmte Erkrankungen entstehen. Die Genauigkeit der Messung ist verglichen mit den „Goldstandards“ immer noch sehr hoch. Daher wird diese Methode auch als nützliche klinische Methode zur Messung von Veränderungen in der Körperzusammensetzung betrachtet. Die Kosten pro Messung belaufen sich auf circa 20–30 Euro. Eine Vielzahl von Fitnessstudios bietet diese Messungen im Zuge der Erhebung des Primärstatus und eines Kontrolltermins kostenfrei an.

Caliper: Körperfettmessung zu Hause

Bei der Calipometrie wird mit einer Spezialzange die Hautfaltendichte an vordefinierten Punkten des menschlichen Körpers bestimmt. Gegenstand der Messung ist das subkutane Fettgewebe (Unterhautfettgewebe). Der prozentuale Fettanteil wird dann aus allen ermittelten Hautfaltenwerten mittels Regressionsrechnung errechnet. Die zu messende Falte wird mit Daumen und Zeigefinger der einen Hand fixiert. Die andere Hand öffnet die Zange und setzt an der Falte an. Die Zange wird dann zugedrückt. Hierbei ist wichtig, weder zu stark noch zu schwach zuzudrücken. Hilfreich ist eine Druckmesshilfe an der Zange, die einrastet, sobald die korrekte Position der Zange erreicht wurde. Auf einer Millimeterskala der Zange kann dann die Dicke der Hautfalte abgelesen werden.

Im Gegensatz zu den bisher vorgestellten Messmethoden ist dieses Verfahren sehr stark abhängig vom Testleiter; dieser muss die Hautfalten lokalisieren und greifen können. Die Calipermessung ist die kostengünstigste Möglichkeit der Körperfettmessung. Ein Caliper ist bereits für 5–10 Euro erhältlich. Hauptkritikpunkt neben der Abhängigkeit vom Testleiter ist, dass man hier lediglich das subkutane Fett ermittelt. Die Messung besitzt also wenig Aussagekraft über das viszerale Fett (intraabdominales Fett). Dennoch sind die Ergebnisse überraschend präzise; sie weichen lediglich mit circa 5 Prozent von genaueren Methoden ab.

Wie funktioniert ein DEXA-Scan (Dual Energy X-Ray Absorptiometry)?

Die beiden nachfolgend vorgestellten Methoden zur Körperfettmessung gehören zu den Goldstandards. Die Doppelröntgenabsorptiometrie ist, wie der Name bereits andeutet, ein bildgebendes Verfahren, das insbesondere in der Orthopädie genutzt wird und mit dem die Knochendichte bestimmt werden kann, um Knochenerkrankungen wie Osteoporose zu diagnostizieren. Es werden zwei Aufnahmen mit unterschiedlich starker Röntgenenergie gemacht. So kann Knochenmasse von Weichteilgewebe unterschieden werden. Sichtbar werden letzten Endes drei Körperkompartimente: Fett-, Knochen- und sonstige Masse.

Mit 50–70 Euro pro Messung ist der DEXA-Scan durchaus bezahlbar. Der Kostenpunkt für die Anschaffung eines Geräts liegt dagegen bei 30 000–35 000 Euro. Da es sich um ein radiologisches Gerät handelt, dürfen die Messungen nur von medizinisch ausgebildetem und zugelassenem Personal durchgeführt werden. Kritikpunkt an der Messung ist die Strahlenbelastung des Körpers durch die Röntgenbestrahlung. Regelmäßige Messungen sollten daher nicht mit dem DEXA-Scan vorgenommen werden. Hier stellt die Strahlenschutzkommission fest, dass „die Anwendung der DEXA ohne medizinische Indikation, z.B. als Maßnahme allein zur Verbesserung der Compliance der Patienten oder begleitend zu Lifestyle-Aktivitäten, unzulässig ist“. Trotz der Genauigkeit dieses bildgebenden Verfahrens wird daher eine Anwendung in der Praxis für die Messung der Körperzusammensetzung ohne triftigen Grund nicht durchgeführt.

Ein alternatives bildgebendes Verfahren wäre die Magnetresonanztomographie, die ebenfalls Aufschluss über die Körperzusammensetzung liefern kann und ohne jegliche Strahlung auskommt. Eine Ganzkörpermessung beläuft sich hier auf bis zu 990 Euro, was die Messung für die Praxis wenig praktikabel macht

Hydrodensitometrie

Wie der Name schon sagt, spielt Wasser bei dieser Messung eine wesentliche Rolle. Bei der Unterwasserwägung bestimmt man nach dem archimedischen Prinzip das Volumen des menschlichen Körpers. Die zu testende Person wird in ein Gefäß mit Wasser und Wiegevorrichtung getaucht. Das Gewicht des verdrängten Wassers ist der Auftriebskraft, die ein Körper in einer Flüssigkeit erfährt, gleichzusetzen. Unter Berücksichtigung der Körpermasse kann man dann die Körperdichte bestimmen. Da verschiedene Gewebearten eine unterschiedliche Dichte aufweisen, können so rechnerisch Rückschlüsse auf die Körperzusammensetzung gezogen werden. Als Lifestyle-Messung ist dieses Verfahren weniger geeignet, da es sehr zeit- und kostenintensiv ist.

Fazit

Der Goldstandard ist nicht gleichbedeutend mit der Praktikabilität. Der DEXA-Scan und die Hydrodensitometrie sind vom Prinzip her die genauesten Methoden zur Körperfettmessung. Für eine regelmäßige Lifestyle-Analyse sind sie jedoch weniger brauchbar, da sie entweder kaum bezahlbar oder aufgrund der Messmethodik (Strahlung) nicht sinnvoll sind. Die Caliper- und die BIA-Messung profitieren von einer leichten Durchführbarkeit und liefern, wenn sie korrekt durchgeführt wurden, ein verlässliches Ergebnis. Nach Möglichkeit ist eine BIA-Messung vorzuziehen, da sie mehr Kompartimente erfasst und eine höhere Genauigkeit vorweist.

Autor: David Klinkhammer ist Fitness- und Athletiktrainer, Ernährungsberater und B. A. Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie. An der Deutschen Sportakademie ist er als Fachtutor und Dozent tätig. Parallel absolviert er das Masterstudium „Management im Gesundheitswesen“.

www.deutschesportakademie.de

Erschienen in der body LIFE

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Quellen:

  1. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/172241/umfrage/ernaehrung-wunsch-nach-gewichtsabnahme/
  2. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2197849/ https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/20040894/
  3. https://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse_ PDF/2015/DXA.pdf?__blob=publicationFile

 

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David Klinkhammer

David Klinkhammer ist Fitness- und Athletiktrainer, Ernährungsberater und B. A. Sport und Gesundheit in Prävention und Therapie. An der Deutschen Sportakademie ist er als Fachtutor und Dozent tätig. Parallel absolviert er das Masterstudium „Management im Gesundheitswesen“. www.deutschesportakademie.de

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