Klimmzug ist nicht gleich Lat-Zug

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Eine Studie zeigt, dass die vom Bewegungsablauf gleich wirkenden Übungen Klimmzug und Lat-Zug sich trainingsspezifisch im Krafttraining gegenseitig nicht ersetzen können.

Eine US-amerikanische Untersuchung testete den Zusammenhang zwischen dem 1RM beim Lat-Zug, dem Klimmzug sowie dem Wiederholungsmaximum beim Lat- Zug. Außerdem sollte der Einfluss diverser anthropometischer Merkmale auf die unterschiedlichen Übungsformen untersucht werden.

 

Aufbau der Studie

Die Probanden waren 28 weibliche Mitglieder des Elite National Collegiate Athletic Association (NCAA) Division II Schwimmteams. Die Tests umfassten die maximale Anzahl freier Klimmzüge, das 1RM beim Lat-Zug und das Wiederholungsmaximum beim Lat-Zug bei 80 % des 1RM. Anthropometische Merkmale waren Arm- und Unterarmlänge, Körpergewicht, Körperfett in % (% fat) und fettfreie Körpermasse (LBM) gemessen mit der Hautfaltenmethode mithilfe eines Kalipers.

 

Die Ergebnisse

Die Korrelationen von 1RM beim Lat-Zug mit Körpergewicht (r = 0,38, p = 0,04) sowie LBM (r = 0,41, p = 0,03) waren signifikant, mit % fat (r = 0,13, p = 0,49) hingegen nicht. Die gleichen Parameter hatten eine signifikant negative Korrelation mit Klimmzügen (r = -0,48, -0,43, -0,32). Klimmzüge korrelierten moderat mit dem 1RM Lat-Zug (r = 0,34, p = 0,08), jedoch nicht mit dem Wiederholungsmaximum beim Lat-Zug (r = 0,07, p = 0,73). Das Produkt aus Klimmzügen und Körpergewicht war ein besserer Prädiktor für das 1RM Lat-Zug (r = 0,86, Standardabweichung 4,4 kg) als jede alleinstehende Messung. Das Hinzufügen der Variable % fat in einer schrittweisen Regressionsanalyse erhöhte die Korrelation auf r = 0,90 und reduzierte die Standardabweichung auf 3,9 kg. Arm- und Unterarmlängen hatten keinerlei signifikanten Einfluss auf die Testergebnisse.

 

Das Fazit

Aus der Untersuchung lässt sich schließen, dass die vom Bewegungsablauf gleich wirkenden Übungen Klimmzug und Lat-Zug trainingsspezifisch keine hohe Korrelation untereinander aufweisen. Sie sollten daher im Training nicht gegenseitig ersetzt werden.

 

Was bedeutet das für Sie?

Wenn Sie nun diese Erkenntnisse in Ihr Training übernehmen möchten, zeigt sich an erster Stelle wieder die Komplexität menschlicher Bewegung. Selbst sehr ähnliche Bewegungen wie der Lat-Zug und das Klimmziehen sind nur begrenzt aufeinander beziehbar. Mag das im Fitnesstraining in Bezug auf den Muskelwachstum der Rückenmuskulatur noch von geringerer Bedeutung sein, kann das doch beim leistungsorientierten Training ein Faktor sein, der über Sieg und Niederlage entscheidet. Gerade hier ist des wichtig, sich auf die Komplexität des Trainings zu besinnen. Das ist nicht gleichzusetzen mit dem Imitieren von Bewegungen, sondern beinhaltet die Überprüfung und Optimierung der Effektivität einzelner Bewegungsabläufe. 

 

Lesen Sie auch: Training für die Körperrückseite, den Rücken und ein breites Kreuz: Klimmzüge

  

Dennis Sandig

 

Quellenangabe:

1. The Journal of Strength and Conditioning Research, 2010, Bd. 23 (5), S. 1496–1502

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Über den Autor

Dennis Sandig

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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