Wie der Energiestoffwechsel Adipositas beeinflusst

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Der Energiestoffwechsel: Bei der „habituellen Adipositas“ sind wir selbst durch unser Handeln für die Entstehung der Erkrankung mitverantwortlich. Dabei gibt es zwei Indikatoren, die im Alltag zwar kaum Beachtung finden, dennoch aber maßgeblich an der Entwicklung einer Fettleibigkeit beteiligt sind. Welche das sind, erläutert Manni Günther.

Was ist eine krankhafte Adipositas?

Das Krankheitsbild Adipositas ist die häufigste Ursache für viele gefährliche Sekundärerkrankungen wie arterielle Hypertonie (Bluthochdruck) oder Arteriosklerose. Die Gründe für diese Erkrankung liegen – oberflächlich betrachtet und bekanntermaßen – häufig in Bewegungsmangel und „schlechter“ Ernährung. Dieser Artikel beschäftigt sich vorwiegend mit der sogenannten habituellen Adipositas. Bei dieser sind wir als Menschen durch unser Handeln für die Entwicklung der Erkrankung verantwortlich. Fettleibigkeit kann nämlich auch aufgrund einer genetischen Disposition „angeboren“ sein. In diesem Fall ist es sehr schwierig und komplex, die Ursachen und Folgen dieses Krankheitsbildes einzudämmen und zu behandeln. Wenn man nun auf die Gefahren und Möglichkeiten bei einer habituellen Adipositas in Verbindung mit dem Energiestoffwechsel und auch den Menschen in seiner Gesamtheit blickt, sollen in diesem Zuge zwei Indikatoren genauer betrachtet werden. Diese finden leider in der alltäglichen Arbeit mit krankhaft übergewichtigen Menschen noch nicht genügend Beachtung.

Was verursacht viszerales Fett?

Wie die meisten Menschen wissen, gibt es in unserem Körper verschiedene Arten von Fett. Viele Formen sind essenzielle Energieträger; man spricht hierbei sogar von den hochwertigsten, die der Körper zur Verfügung hat. Hier ist nur die Frage, ob er auf diese zugreifen kann oder nicht. Und dies hängt wiederum stark von der zugrunde liegenden Stoffwechselsituation des individuellen Systems ab. Wussten Sie zum Beispiel, dass ein richtig dosiert trainierter Körper, der eine große aerobe Kapazität hat, auch weniger dazu neigt, viszerales Fett zu binden? Warum ist das so?

Je höher die Sauerstoffsättigung eines Körpers in Ruhe ist und vor allem je länger ein Körper diese während einer Belastung aufrechterhalten kann, desto weniger neigt er dazu, „schlechte“ Fette als Speicherfett abzulagern. Das hängt damit zusammen, dass man die sauerstoffgesättigte Fettstoffwechselsituation hauptsächlich durch umfangorientiertes und niederschwelliges Training erreicht. Hier kann der Körper mit den eigenen Fettreserven als Energieträger umgehen und man konditioniert dies auf Dauer auch. Aus Sicht der Spiroergometrie ist der respiratorische Quotient (RQ) bei dieser Trainingsform tief und wirkt auch senkend.

Was kurbelt den Energiestoffwechsel an?

In die Praxis übertragen, macht es daher auch keinen Sinn, eine schnelle Gewichtsreduktion anzustreben. Denn der Körper verringert hier sehr wahrscheinlich viele Parameter, aber geht nicht an die Fettspeicher heran. Meist sind diese schnellen Abnehmerfolge durch eine unverhältnismäßige Reduktion der Nahrungsmenge oder eine starke Verringerung von Kohlenhydraten hervorgerufen. In Kombination mit zu intensivem oder fehlendem Bewegungsinput sieht das Gesamtkonstrukt keinen Anlass, an eingelagerte Speicher heranzugehen und diesen „Schutz“ aufzugeben. Genau aus diesem Grund fällt es adipösen Menschen, die jahrelang wie oben beschrieben agiert haben, auch so schwer, das gesamte Konstrukt wieder in die richtige Richtung zu bringen. Dauerhaft Körperfett zu reduzieren ist für die meisten Menschen im Bereich des Möglichen. Dass dies aber Zeit benötigt und gleichzeitig aufgrund von Analysedaten und in Begleitung von Profis stattfinden muss, wird leider viel zu wenigen Menschen klar kommuniziert.

Dies endet wiederum in Demotivation und schlechter Compliance. Für viele Menschen, die schon einige negative Erfahrungen mit angewandten Ernährungsstrategien gemacht haben, ist die Aktivierung des Energiestoffwechsels und vor allem des Fettstoffwechsels durch kontrollierte und klar strukturierte Bewegung in Kombination mit einer Ernährungsumstellung, die auf das Individuum angepasst ist, die einzige Möglichkeit, „das Ruder herumzureißen“ und dadurch den Weg in das metabolische Syndrom zu vermeiden.

Wie reagiert der Energiestoffwechsel auf Stress?

Eine dauerhaft hohe Produktion und Verstoffwechselung von Stresshormonen wie Dopamin und Adrenalin behindern unseren Körper in seiner Fähigkeit, Fett zu verstoffwechseln. Disstress ist gleichzeitig ein relevanter Risikofaktor und die Folge einer habituellen Adipositas. Aber wie spielen sich diese beiden Faktoren in die Hände?

Wenn ein Körper über einen längeren Zeitraum Stresshormone nicht in adäquater Weise abbauen oder ausgleichen kann, neigt er dazu, „den inneren Schweinehund“ stärker zu machen. Das Gefühl, nach der Arbeit erschöpft zu sein und keine Motivation zu ausgleichender Bewegung zu finden, kennen leider immer mehr Menschen. Durch diesen negativen Handlungskreis ist bereits die erste Komponente für die Entstehung einer Adipositas gesetzt. Der Stoffwechsel wird mit seinen Stresshormonen „allein gelassen“. Er bekommt nicht die Chance, diese auf natürliche Art und Weise wieder abbauen oder ausbalancieren zu können.

Ein guter Energiestoffwechsel steigert das Wohlbefinden

Die Anzahl an Menschen mit psychosomatischen Indikationen steigt konstant. Daher ist es dringend notwendig, so vielen wie möglich aufzuzeigen, dass ein gut funktionierender Fettstoffwechsel eine wichtige Voraussetzung ist, damit man die Beziehung zu seinem Körper aufrechterhalten kann und man sich in seiner Haut trotz steigender Drucksituationen inner- und außerhalb des Berufslebens wohlfühlt. Diesen Zustand kann man auch sehr gut über einen erhöhten RQ in Ruhe beweisen. In psychosomatischen klinischen Einrichtungen ist die Kraft von richtig dosierter Bewegung im Bereich der Sport- und Bewegungstherapie ein bedeutender Faktor. Aber gerade im Hinblick auf die Entstehung einer Fettleibigkeit durch Antriebslosigkeit, Motivationsverlust und keine ausreichende Bewegungsmenge, sollte durch eine nicht anstrengende und auch nicht zeitaufwendige Ausbildung des Fettstoffwechsels bereits im präventiven Sinn viel mehr Beachtung geschenkt werden.

Negativer Stress, Unzufriedenheit und fehlende Körperwahrnehmung als Folge einer Adipositas sind in den meisten Köpfen weitverbreitet. Häufig entstehen diese Folgen auch aus Scham und fehlender Akzeptanz, was die Problematik noch weiter verschärft. Fett zu verbrennen ist für unseren Körper eigentlich etwas ganz Natürliches. Es wird nur in der Kombination mit zu starken negativen Stressindikatoren stark verlangsamt oder schlicht und einfach verlernt.

Fazit: Bewegung ist der Schlüssel zum langfristigen Erfolg

Die Konsequenz aus den hier beschriebenen Punkten sollte sein, dass man nicht vergisst, dem Körper regelmäßig die notwendige Menge des besten und wirkungsvollsten Medikaments seit Urzeiten zu verabreichen: Bewegung. Hier ist es wichtig, den Menschen zu vermitteln, dass es nicht um Sport, Ehrgeiz und Wettkampf geht. Sondern um etwas, auf das wir Menschen alle von Natur aus angelegt sind. „Use it or lose it“ ist das Prinzip, nach dem wir rein physiologisch konstruiert sind.

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Autor: Manni Günther ist Diplom- Sportwissenschaftler und Sporttherapeut. Er ist Co-Founder und „Head of Sports Science“ bei DYNOSTICS, einem smarten System zur Leistungs- und Stoffwechselanalyse

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Über den Autor

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