Höhentraining: Für unser Immunsystem ist es wichtig, dass die Zellen und ihre einzelnen Bestandteile einwandfrei arbeiten. Dafür ist u. a. Sauerstoff notwendig – er kurbelt die Leistung der Mitochondrien, der Kraftwerke der Zellen, an. Ein simuliertes Höhentraining kann diesen Effekt noch verstärken. Wie genau funktioniert ein solches Training? Kann es tatsächlich u. a. die Immunaktivität und die Regenerationsfähigkeit positiv beeinflussen?
Inhaltsverzeichnis
- Wie merkt man ein schwaches Immunsystem?
- Wie funktioniert das Immunsystem?
- Wie wirkt Höhentraining?
- Welche Auswirkungen hat Höhentraining auf das Immunsystem?
- Was ist beim Höhentraining zu beachten?
- Benefits auf einen Blick
Wie merkt man ein schwaches Immunsystem?
Das Immunsystem ist ein sehr komplexes Konstrukt aus mehreren Abwehrsystemen und schützt uns in erster Linie vor krankmachenden Keimen, Bakterien und Viren. Dabei wehrt das „erste“ Immunsystem Keime von außen ab, die für uns schädlich sein können. Währenddessen befindet sich das „zweite“ Immunsystem innerhalb des Körpers; hier sind die Immunzellen – u. a. Lymphozyten, Granulozyten und Makrophagen – am Werk, die dafür verantwortlich sind, pathogene Keime und Erreger abzufangen. Nicht selten kommt es zu einer (zeitweisen) Schwächung des Immunsystems; die häufigsten Gründe hierfür sind:
- hohes Lebensalter,
- Stress (körperlich wie mental),
- ungesunde bzw. Mangelernährung,
- Schlafmangel und Schlafstörungen,
- Bewegungsmangel,
- Rauchen und Alkoholkonsum,
- bestehende Infekte und Entzündungen,
- chronische Krankheiten (z. B. Diabetes mellitus, COPD, HIV),
- Autoimmunerkrankungen (z. B. entzündliches Rheuma) sowie
- abwehrunterdrückende Medikamente (Immunsuppressiva), Chemotherapie, Bestrahlung.
Ist die Abwehr geschwächt, haben Eindringlinge ein leichtes Spiel. Denn dann können Erreger mühelos in den Körper gelangen, sich dort vermehren und ausbreiten. Das Ergebnis: Man wird häufiger krank. Neben dieser auffälligen Infektanfälligkeit führt ein geschwächtes Immunsystem oft auch zu unspezifischen Symptomen, z. B.
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit,
- lang andauernden Krankheitsverläufen,
- vermehrt allergischen Reaktionen,
- Haarausfall und
- Hautirritationen.
Wie funktioniert das Immunsystem?
Die erste Barriere unserer Immunabwehr ist im Mund-Rachen-Raum zu finden: Unser Rachenring besteht – vereinfacht gesagt – aus den Mandeln, Polypen und Schleimhäuten und nimmt eine besondere Abwehrfunktion wahr. Daher ist das Atmen durch die Nase sehr wichtig, denn so werden durch die Verwirbelung der Luft Stickoxide erzeugt, die Viren und pathogene Keime abtöten können. Die Nase filtert die Luft, wärmt oder kühlt und befeuchtet sie, um sie optimal für unsere Lungen vorzubereiten. Im Rachen fangen die Tonsillen bestimmte Krankheitserreger ab. Wenn in unserer Nahrung pathogene Bakterien und andere Keime enthalten sind, werden diese von der Magensäure zerstört.
Wenn das Abwehrsystem gestört ist, können zu viele belastende Keime in den Darm gelangen. Verantwortlich für die Anzahl der Immunzellen sind hauptsächlich unser Knochenmark, das Stammzellen produziert, und die Thymusdrüse. Entscheidend ist die Arbeit der Mitochondrien: Sie erzeugen das ATP, den Energieträger der Zellen, und schützen unsere Zellen mithilfe von Enzymen vor den sog. freien Radikalen. Freie Radikale entstehen etwa durch Entzündungen, Parasiten, Keime, Viren oder Umweltgifte. Die größte Gefahr für die Mitochondrien geht von Schwermetallen, Umweltgiften, Strahlenbelastung, Medikamenten, (chronischem) Stress und Infektionen, wie aktuell auch dem Coronavirus, aus. Sind die Mitochondrien geschwächt, können die Zellen nur noch sehr eingeschränkt Energie erzeugen und der Entgiftungsprozess wird gestört. Wir sind folglich anfälliger für Krankheiten, fühlen uns müde und energielos.
Wie funktioniert Höhentraining?
Unsere Zellen benötigen viel Sauerstoff, um zusammen mit Mikronährstoffen genügend Energie zu erzeugen. Sie haben die Fähigkeit, eigene antioxidative Enzyme zu bilden, die unsere Zellen schützen und belastende Stoffe abbauen. Die wichtigsten dieser Enzyme sind NADH (Q 1), Q 10, Glutathion und Superoxiddismutasen. Das NADH-Enzym erhöht z. B. das Energielevel, repariert die DNA, wirkt antioxidativ, stärkt das Immunsystem, erhöht den Dopamin- und den Serotoninspiegel, verbessert die Durchblutung und lindert Schmerzen. Für die Erzeugung von Superoxiddismutasen benötigen die Mitochondrien viele Mikronährstoffe: Selen, Zink, Mangan, Kupfer, Eisen, Cystin, die Vitamine C, E und D sowie Alphaliponsäure.
Welche Auswirkungen hat Höhentraining auf das Immunsystem?
Wie kann nun ein Höhentraining (Hypoxietraining), das auf kontrolliertem Sauerstoffmangel basiert, die Zell- und Immunaktivität unterstützen? Unter einem Sauerstoffmangel wird unser Immunsystem sozusagen scharf gestellt und erkennt Eiweiße und Parasiten, die nichts im Körper zu suchen haben, besser. Die Mitochondrien werden stark stimuliert und beginnen, besser zu arbeiten und mehr Enzyme zu produzieren. Zudem nimmt die Menge an leistungsfähigen Mitochondrien zu.
Ein intermittierendes Höhentraining, kombiniert mit Atemübungen, erhöht die Sauerstoffaufnahme in die Zellen und kurbelt die Enzymproduktion an, also unseren eigenen Zellschutz. Zur Bestimmung der passenden Trainingsintensität erfolgen zu Beginn Atemtests, eine Herzratenvariabilitätsmessung und eine umfassende Anamnese.
Was ist beim simulierten Höhentraining zu beachten?
Das Training selbst findet meist passiv im Liegen statt. Hierzu atmet man über eine Maske spezielle Höhenluft ein, wie sie ab 2 500 m Höhe herrscht. Diese Technik kann bei (Leistungs-)Sportlern die Regeneration nach einer Trainingseinheit unterstützen. Studien haben gezeigt, dass ein Höhentraining bereits nach wenigen Tagen die Enzymproduktion in den Zellen aktiviert. Durch den Reiz des Sauerstoffmangels werden außerdem Gene aktiviert, die unseren Stoffwechsel und die Zufuhr von O2 im Körper verbessern.
Die Hypoxie aktiviert auch die sog. Heat-Shock-Proteine, die andere Proteine in Extremsituationen, z.B. bei Fieber, unterstützen. Weitere Vorteile: Die Regeneration und die Wundheilung werden beschleunigt, die Leber stellt schneller Energie bereit und verbessert den Eisenmetabolismus. Zudem verbessert sich die Blutzirkulation, der Blutdruck wird reguliert und der Stoffwechsel kann schneller auf Fettverbrennung umstellen.
Vorteile von Höhentraining auf einen Blick
- Erhöhte Ausschüttung von Enzymen, die vor freien Radikalen schützen
- Verbesserte Sauerstoffversorgung in den Zellen
- Schnelle Energiebereitstellung und gute Entgiftung
- Aktivierung schützender Gene
- Das Immunsystem wird aktiver und kann schlechte Eiweiße besser erkennen und abbauen
- Anregung von Stammzellen
- Vermehrte Hormon- und Immunzellenproduktion
- Verbesserte Durchblutung und Blutdruckregulation
- Erhöhte Fettverbrennung
- Verbesserte Stressresistenz
Unser Tipp aus der Redaktion
Die Fachzeitschrift body LIFE ist das führende Fachmagazin für Inhaber und Manager großer, mittlerer und kleiner Fitness-Anlagen jeglicher Art. Es enthält eine professionell abgestimmte Vielfalt an Artikeln versierter Fachautoren zu verschiedenen Themen:
- Business & Best Practice
- aktuelle und hilfreiche Informationen aus der Branche,
- Infos über den Markt, über Produkte und Konzepte,
- Medical Fitness
- Training.
Die body LIFE gibt es seit über 30 Jahren. Seit jeher erfährt die body LIFE von ihrer treuen Leserschaft größte Aufmerksamkeit und höchsten Zuspruch.
Autor: Jürgen Reinmuth ist Gründer der Cellair Healthcare GmbH. Bereits seit 2008 wendet er das Verfahren des intermittierenden Hypoxie-Hyperoxie-Trainings gemeinsam mit Ärzten, Heilpraktikern und Trainern an. an. Jürgen Reinmuth ist außerdem Entwickler des Konzepts „Cell-O2 Stoffwechsel-Reboot“, das bisher in ausgewählten Studios und Praxen mit mehr als 1 000 Probanden erfolgreich durchgeführt wurde.