Autoimmunerkrankungen: Wie können Sport und Ernährung helfen?

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Bei Autoimmunerkrankungen ist das Immunsystem fehlgeleitet und greift eigene Körperstrukturen an. Der Patient befindet sich in einem chronischen Stresszustand. Dr. Simone Koch erläutert, warum sich Sport und die richtige Ernährung positiv auf diese Erkrankungen auswirken können – und was Studiobetreiber bzw. Trainer wissen sollten, wenn sie mit Betroffenen trainieren.

Was sind die häufigsten Autoimmunerkrankungen?

Autoimmunerkrankungen sind nach Herz-Kreislauf-Leiden und Krebs die dritthäufigsten Erkrankungen überhaupt. Am häufigsten sind die Hashimoto-Thyreoiditis, Diabetes mellitus Typ I, Multiple Sklerose und Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises.

Warum bekommt man eine Autoimmunerkrankung?

Mit diesen Tipps können Sie Hashimoto lindernMan geht davon aus, dass es sich um multikausale Erkrankungen handelt – also solche, denen viele Ursachen zugrunde liegen. Für viele Autoimmunerkrankungen gibt es eine genetische Veranlagung. Ist diese vorhanden, ist der Betroffene anfälliger, die Erkrankung zu bekommen. Besteht eine Veranlagung, so kommt die sog. Fasstheorie zum Tragen. Das heißt, dass jedes Ereignis, das systemischen Stress erzeugt, dem Fass Wasser hinzufügt, bis es überläuft – das bedeutet, die Autoimmunerkrankung wird symptomatisch.

Faktoren wie Vitamine und Co. sind quasi die Dauben (Anm. d. Red.: Längshölzer in der Herstellung von Fässern) des Fasses. Ist eine Daube kürzer als der Rest, besteht also ein Mangel, so läuft hier bereits Wasser aus dem Fass, weit bevor der tatsächliche Rand erreicht ist. Behebt man den Mangel, so besteht mehr Puffer. Entscheidend ist also nicht, den letzten Eimer Wasser aus dem Fass zu entfernen, sondern so viel Wasser wie möglich. Stressfaktoren, die dem Fass Wasser hinzufügen sind, z. B. proentzündliche Ernährung, Bewegungsmangel, Übergewicht, Virus- und bakterielle Erkrankungen, psychische oder körperliche dauerhafte Überbelastung und hormonelle Veränderungen.

Welche Rolle spielt Bewegung und Sport bei Autoimmunerkrankungen?

Erst seit Kurzem ist bekannt, dass der Muskel ein endokrines Organ ist und sogenannte Myokine absondert. Diese hormonähnlichen Botenstoffe wirken stark antientzündlich. Sie spielen zudem eine große Rolle dabei, das Immunsystem im Gleichgewicht zu halten. Außerdem werden durch die Myokinausschüttung Rezeptoren für proentzündliche Zytokine reduziert. Wichtig ist aber, dass Übertraining und Training, das zu einer vollständigen Entleerung der Glykogenspeicher führt, Stress für den Körper verursacht. Diese zusätzliche Ausschüttung von Stresshormonen kann dazu führen, dass sich die Erkrankung verändert. Grundsätzlich gilt, dass man nach einer Belastung zwar erschöpft sein darf, dieser Zustand aber nicht für den Rest des Tages oder sogar über mehrere Tage anhalten sollte. Daher sind Ausdauersportarten im Allgemeinen für Autoimmunerkrankte eher weniger geeignet.

Chronisch systemische Entzündungen, wie sie bei Autoimmunerkrankungen immer vorliegen, führen zudem zu Muskelmasseverlust. Dieser wirkt sich ungünstig auf den Verlauf der Erkrankung aus. Dem Verlust an Muskelmasse sollten Patienten mit Krafttraining entgegenwirken. Weiterhin sollte die Laktatausschüttung im Auge behalten werden. Es handelt sich dabei um ein proentzündliches Stoffwechselprodukt, das sich ungünstig auf die Erkrankung auswirkt. Hierbei ist zu beachten, dass es bei Untrainierten zum Teil schon in Trainingsbereichen zur Laktatanreicherung kommt, die man nicht unbedingt erwarten würde. Wie viel Sport zu viel ist, kann sehr individuell sein.

Eine Studie aus dem Jahr 2014 hat sehr schön gezeigt, wie hilfreich und heilsam Sport bei rheumatischen Erkrankungen ist. Die frühere Empfehlung der Schonung gilt heute demnach nicht mehr. Da bei allen Autoimmunerkrankungen die gleichen Mechanismen zugrunde liegen, kann man dies übertragen.

Was sollten Trainer bei Menschen mit Autoimmunerkrankungen beachten?

Sie sollten wissen, dass Menschen mit Autoimmunerkrankungen sich unter chronischem Stress befinden. Ihr Risiko für Überlastung, Übertraining und dadurch bedingte hormonelle Dysbalancen ist viel höher als bei anderen. Trainingssteigerungen sollten also moderat und in ständiger Rücksprache durchgeführt werden. Die Nutzung der Messung einer Herzratenvariabilität und ggf. einer Laktattoleranz-Eingangsuntersuchung bei einem Sportmediziner ist zu empfehlen.

Welche Nahrungsmittel fördern Autoimmunerkrankungen?

Jeder Patient muss individuell für sich herausfinden, gegen welche Nahrungsmittel und Nahrungsmittelbestandteile eventuelle Unverträglichkeiten bestehen. Zusätzlich gibt es ein paar Faktoren, die allgemein hilfreich sind und versucht werden können. So sollte die Ernährung lektinarm sein. Das bekannteste Lektin ist Gluten. Doch auch alle anderen Getreide und Pseudogetreide sowie Hülsenfrüchte und Nachtschattengewächse enthalten für den Menschen problematische Lektine. Lektine zerstören den Zusammenhalt der Darmschleimhaut. Dadurch können Fremdstoffe, die das Immunsystem stören, in den Körper gelangen. Diese wirken zum Teil schädlich auf Hormonrezeptoren, z. B. am Insulinrezeptor.

Die Empfindlichkeit ist hier sehr unterschiedlich. Ein Getreideverzicht ist jedoch nach Erstdiagnose einer Autoimmunerkrankung zunächst jedem zu empfehlen. Mit der Zeit kann, wenn die Erkrankung zum Stillstand gekommen ist, ausgetestet werden, welche Getreide in welcher Form und Menge wieder eingeführt werden können. Wichtig ist, dass Lektine bei mit Getreide gefütterten Tieren auch in Fleisch, Milch und Eier übergeht, weswegen so viele auch mit diesen Nahrungsmittelgruppen Probleme haben. Ein Umstieg auf Produkte von Tieren, die nicht mit Getreide gefüttert wurden, ist hilfreich.

Um Giftstoffe zu vermeiden, sollten gering pestizidbelastete Nahrungsmittel aus möglichst kontrolliert biologischem Anbau konsumiert werden. Omega-3-Fettsäuren wirken antientzündlich und sollten im Körper im Verhältnis von 1:2 zu Omega-6-Fettsäuren vorliegen. Hierzu ist es ratsam, sowohl Omega-3-Fettsäuren zuzuführen als auch Omega-6-Fettsäuren zu vermeiden. Besonders wichtig ist dies bei rheumatischen Erkrankungen – aber auch bei allen anderen Autoimmunerkrankungen spielt dies eine große Rolle. In tierischen Produkten finden sich oft große Mengen Hormone, was sich durch den Kauf von Ware aus artgerechter Haltung reduzieren lässt. Des Weiteren sollte unbedingt auf eine große Diversität und einen Nährstoffreichtum geachtet werden. Flavonoide aus Pflanzennahrung haben multiple antientzündliche Eigenschaften, weshalb auch hier eine diverse und hohe Zufuhr hilfreich ist.

Gibt es weitere Lebensmittel, die man als Patient nicht essen sollte?

Patienten sollten raffinierte, billige und ranzige Fette vermeiden, ebenso wie eine einseitige und stark kohlenhydratreiche Ernährung. Zucker und alle Zuckerableger sowie alle Arten von hoch verarbeiteten Nahrungsmitteln können ebenfalls schädlich sein. Grundsätzlich fährt man mit der Empfehlung gut, nichts zu essen, das mehr als drei Zutaten auf der Liste hat. Um individuell herauszufinden, was nicht vertragen wird, kann entweder eine umfassende Eliminationsdiät durchgeführt werden oder ein Therapeut kann durch verschiedene Tests individuell ermitteln, welche Lebensmittel Patienten meiden sollten.

Interview: Dr. Simone Koch, Ärztin für Umwelt-, Ernährungs- und funktionelle Medizin, Berlin

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