Burnout – für viele eine Horrorvorstellung, so wie alle gesundheitlichen Probleme, die der Berufstätigkeit im Weg stehen und sogar ein Karriereende bedeuten können. Um dem Vorzubeugen ist ein gutes Körpergefühl, ein gesunder Körper und die richtige Bewegung unverzichtbar. Doch die Bedeutsamkeit der physischen Gesundheit für eine langlebige, leistungsstarke Karriere wird häufig unterschätzt.
Wie schützt ein gesunder Körper vor einem Burnout?
Dass der Körper zu einem Karrierekiller – und zu einem Killer von Lebensfreude und Lebendigkeit – werden kann, dürfte jedem klar sein. Zahllose Menschen werden durch gesundheitliche Probleme ausgebremst, können ihre Leistungsfähigkeit oder überhaupt ihre Berufstätigkeit nicht im gewünschten Maße fortsetzen oder haben zumindest ab einem bestimmten Alter nicht mehr den Schwung und die Kraft für ihre Karriere. Dieses Wissen, wie bedeutsam die körperliche Gesundheit auch für unsere Karriere ist, führt leider nicht dazu, dass wir wirklich dafür sorgen, gesund zu bleiben. Dass wir uns ausreichend bewegen, sinnvoll ernähren und uns eine stimmige Balance zwischen Aktivität und Ruhe einrichten.
Wenn ich Menschen frage, was sie für ihren Körper tun, kommt fast immer wie automatisch: »Ich gehe joggen.« Oder: »Ich gehe ins Fitnessstudio.« Oder sie sagen: »Na ja, ich jogge nicht.« Oder eben: »Hm, ich gehe zurzeit nicht ins Fitnessstudio.« Als ob es nur das Joggen oder das Fitnessstudio gäbe. Es ist nichts dagegen einzuwenden, regelmäßig moderat laufen zu gehen. Aber wenn es das Einzige ist, was man für seinen Körper tut (oder meint tun zu können oder zu müssen), ist es sehr einseitig und nicht ausreichend.
Weniger ist mehr: Wenn Sport das Burnout fördert
Außerdem kennen die meisten hier kein Maß. Gerade bei karriereorientierten Menschen muss es immer gleich der Marathon sein, den sie laufen. Gewohnt, Hochleistungen zu bringen und dabei wenig auf die Regenerationsbedürfnisse von Körper, Geist und Psyche zu achten, verschleißen sich nicht wenige dann auch in irgendeinem Extremsport. Viele, die in der Leistungsmaschinerie drinstecken, projizieren diese Haltung auch auf den Sport und glauben noch, dass das gesund sei. Ist es aber in den meisten Fällen nicht. Es wird einfach der Stress aus einem Bereich (seelisch-emotional) auf den nächsten (körperlich) verlagert.
Viele überambitionierte Läufer wollen dem Burnout entfliehen und rauschen dennoch an die Wand – vielleicht etwas gesünder, manchmal aber auch schneller oder deutlich härter. Viel sinnvoller ist es aus meiner Erfahrung, zu lernen, den Körper erst einmal rundum zu aktivieren. Wir sind meist über Jahrzehnte in einseitigen Alltagsgewohnheiten gefangen, viele sitzen beispielsweise den Großteil ihrer wachen Zeit. Einseitig ausgeübter Sport hilft da nicht. Vielmehr sollte es darum gehen, alle Körperbereiche, große und kleine Muskeln gleichermaßen wieder gezielt ansteuern zu lernen und so zu kräftigen, dass sie bis ins Alter leistungsfähig bleiben. Das geht am besten mit ganz einfachen und oft unscheinbar wirkenden Übungen mit dem eigenen Körpergewicht, anfangs idealerweise in einem Eins-zu-Eins-Training mit einem Experten. Gerade wenn jemand längere Zeit keinen Sport gemacht hat – oder ausschließlich joggen war –, ist so etwas unbedingt zu empfehlen.
Welche Maßnahmen helfen bei der Vermeidung eines Burnouts?
Karriere, egal in welchem Bereich, heißt Weiterentwicklung – und die betrifft auch den Körper. Auch unsere physische Basis will nicht nur gepflegt sein, sondern auch immer wieder so gefordert, dass sie sich weiterentwickeln kann. Ansonsten bildet sich insbesondere die Muskulatur mit zunehmendem Alter immer schneller zurück. Das zieht dann all die Gebrechen nach sich, die wir heute von den meisten alten Menschen kennen. Je mehr Schwierigkeiten wir körperlich haben, umso weniger Sport und Bewegung geben wir unserem Organismus, und das wiederum lässt die Beschwerden noch stärker werden, bis wir aus diesem Kreislauf irgendwann gar nicht mehr herauskommen und unsere Zeit bei Ärzten und Therapeuten absitzen. Mit dem Alter muss das aber gar nichts zu tun haben, vielmehr mit unserer Art, mit dem Körper umzugehen. Selbst im hohen Alter lassen sich Muskeln trainieren, es geht dann langsamer, aber es geht. Und das ist wichtig.
Wie fängt man langsam mit Sport an?
Wenn du lange nichts für den Körper getan hast, dann beginne damit, ihn wieder vollständig zu aktivieren. Ganz gemäß den Grundprinzipien im Training »vom Einfachen zum Schweren« und »vom Kleinen zum Großen«. Du bringst wieder ein Gleichgewicht in die Muskulatur, denn im Alltag verkümmern einfach ganz viele Muskeln. Wenn du dann nach einer Zeit wieder alle Muskeln ansteuern kannst und eine gewisse Stabilität hineingebracht hast, dann kannst du, wenn du das willst, auch mit dem Joggen anfangen. Dann nämlich wird es – moderat und nicht übertrieben – wirklich auch etwas Gutes für deinen Körper sein. Joggen sollte für Balance sorgen. Aktivität nach dem langen Sitzen. Bewegung im Körper nach stundenlanger Bewegung im Kopf.
Damit es dich regenerieren kann, sollte der Puls beim Laufen je nach Alter etwa bei 110 oder 120 sein. Also sehr viel niedriger, als die meisten von uns glauben. Das heißt, sehr langsam und gemütlich zu laufen – zumindest am Anfang, wenn der Puls sofort höher gehen würde, sobald wir schneller werden. Anfangs wirst du vielleicht einfach zwei Minuten joggen, dann zwei Minuten gehen, wieder zwei Minuten joggen – immer im Wechsel. Insgesamt braucht es nicht länger als eine halbe Stunde zu sein. Für mehr ist unser Körper eh nicht gemacht.
Welcher Sport schützt vor einem Burnout?
Auch wenn es heißt, dass wir in ganz frühen Zeiten der Menschheitsentwicklung 20, 30, 40 Kilometer am Tag gelaufen sein sollen, war das nie ein schnelles Laufen über einen längeren Zeitraum. Vielleicht mussten wir mal vor einem Raubtier wegrennen. Aber das macht man einige 100 Meter und nicht mehr.
Stattdessen sind wir gegangen oder leicht getrabt oder getrottet, nur so lassen sich lange Distanzen überwinden. Ein Marathon ist wirklich ein Extrem – und nicht von ungefähr ist der Bote in der Antike, der der Überlieferung gemäß den ersten Marathon lief, nach Kundtun der Botschaft tot zusammengebrochen. Auch wenn seine damalige Strecke wohl deutlich länger war als unser heutiger Marathon, ist die Symbolik darin deutlich.
Ein Marathon ist nichts, was unserer Gesundheit dient. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird meines Wissens gelehrt, dass jeder gelaufene Marathon unser Leben um ein Jahr verkürzt. In unserer Kultur aber denken immer noch viel zu viele Menschen, vor allem solche, die Ehrgeiz in ihrer Karriere an den Tag legen, dass sie auch aus ihrem Körper das Maximum herausholen müssten und dass es beim Joggen darum ginge, so schnell wie möglich und so lang wie möglich zu laufen. Auf genau diese Weise kann man nicht nur seine Gesundheit, sondern auch seine Karriere gegen die Wand fahren, ein Burnout ist hier vorprogrammiert.
Geduld haben – Gesundheit über Leistung
Im Sport sollte immer der Grundsatz gelten: vom Einfachen zum Schweren, vom Kleinen zum Großen. Die meisten, die Karriere machen, sind sehr schnell im Kopf, und es fehlt ihnen an Geduld. Dennoch ist genau die nötig, um einen lange nicht trainierten Körper wieder in Schuss zu bringen. Viele übertreiben mit dem Sport auch deshalb, weil sie sich dadurch spüren können. Wer läuft, bis er fast umfällt, ist zwangsläufig mit seinem Gespür im Körper. Wenn am nächsten Tag der Muskelkater einsetzt, ist ebenfalls wieder ein Körpergespür da, wie es im Alltag oftmals fehlt. In Wirklichkeit aber bringt es nichts, einen Stress mit dem nächsten ausgleichen zu wollen.
Gerade in anstrengenden Lebensphasen merken wir oft, dass es uns körperlich nicht so gut geht. Und dann wollen wir mit Sport anfangen, um das auszugleichen. Genau jetzt aber sollten wir nichts Anstrengendes zusätzlich auf die Tagesordnung setzen um einem Burnout vorzubeugen. Leichte Übungen, um den gesamten Körper ansteuern zu können, Dehnungen, gezielte Kräftigung einzelner Muskeln – alles sehr moderat und eher genussvoll – das wäre jetzt der gesunde Ausgleich, der uns insgesamt stabilisiert. Keinesfalls der Angriff auf den Marathon.
Reflexion: Fragen zum Körper
Von einem moderat trainierten und lebenslang gut aufgebauten Körper profitieren wir vor allem im Alter. Alles, was mit Körperbewusstsein zu tun hat, kommt aus meiner Sicht im Business immer noch viel zu kurz. Joggen, Marathon, Triathlon – das sind die drei Dinge, die Karrieremenschen üblicherweise zum Thema Körper einfallen. Dabei ist hier weniger sehr viel mehr, ein Extremsport fördert ein Burnout mehr, als dass er davor schützt. Anfangs kann man sich komisch dabei vorkommen, langsam vor sich hin zu traben und nach spätestens einer halben Stunde schon wieder zu Hause zu sein. Genau dieses moderate Laufen aber kann den Körper gut regulieren. Kombiniert mit einem ausgewogenen Muskeltraining lässt sich so wirklich ein Ausgleich im Leben schaffen, und der Körper kann sich gesund weiterentwickeln. Auch Yoga oder Pilates kann ideal sein. Alles ohne Leistungsdruck. Den haben wir in anderen Lebensbereichen schon genug.
- Wie gehe ich mit meinem Körper um?
- Entwickle ich meinen Körper ausgewogen weiter?
- Mache ich Sport?
- Wie mache ich Sport?
- Kann ich alle Muskelgruppen in meinem Körper gezielt ansteuern?
- Wie oft mache ich einen Ganzkörpercheck beim Arzt?
- Sorge ich für Muskelaufbau, um dem natürlichen Abbau im Alter entgegenzuwirken?
- Wie viel Geld gebe ich für die Entwicklung meines Körpers aus?
- Wie ernähre ich mich?
- Tu ich meinem Körper Gutes?
- Schenke ich mir genug Erholung und Freiraum?
- Wie fit möchte ich im Alter sein? Und was tue ich dafür?
Autor: Holger Fischer
Unser Buchtipp zum Thema:
Karrierekiller – und wie man sie vermeiden kann
Nicht nur im Sport liegen Sieg und Niederlage oft nah beieinander – auch im Beruf und Alltag können viele kleine Faktoren über Erfolg oder Misserfolg entscheiden und zum potenziellen Karrierekiller werden. Wie man diese abstellen kann, zeigt dieser Ratgeber.
Möchte man dauerhaft erfolgreich und zufrieden sein, muss man wissen, wo die eigenen Karrierekiller und Schwächen lauern, wie man sich dieser bewusst wird und wie man gegensteuern kann. Karriere- und Sport-Coach Holger Fischer zeigt mithilfe seines Rads des Erfolgs all diejenigen Parameter auf, die einen auf dem Weg zu seinem Ziel unterstützen und behindern können – von der Persönlichkeit über familiäre Prägung bis hin zu Karma oder Gesundheit –, und erläutert, wie man knifflige Punkte proaktiv angehen und lösen kann.
Viele Porträts von Profisportlern, Unternehmern oder Schauspielern wie Tobi Angerer, Angelique Kerber, Felix von Bredow, Jörg Hessel und vielen mehr geben hierbei praktische Anregung und Inspiration.
Sie können das Buch hier bestellen!