Die Kraft der Vorstellung – Wie innere Bilder das Yogatraining optimieren

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Die Kraft der Vorstellung: Nicht nur die richtige Atemtechnik, sondern auch gezielte Bilder im Kopf können jede Yogaübung um ein Vielfaches effektiver machen. Alexandra Franzen zeigt, wie das in der Praxis aussehen kann.

Wie kann die Vorstellung das Yogatraining verbessern?

Wohin du deine Aufmerksamkeit richtest, dorthin fließt deine Energie. Dieser bekannte Satz ist kein esoterischer Schnickschnack, sondern ein Wissen, das durch fernöstliche Techniken wie Yoga, Tai-Chi oder Pilates längst in unserem Alltag angekommen ist. Im Yoga wird die bewusste Energielenkung vor allem mit verschiedensten Atemtechniken praktiziert. Doch da geht noch mehr: Durch gezielte Bilder im Kopf und das Bewusstmachen unserer körperlichen Strukturen kann die Yogapraxis um ein Vielfaches intensiver werden – und das ohne turnerische Verrenkungen oder schweißtreibende Übungsabfolgen.

Wie können Gedanken gezielt eingesetzt werden?

Der menschliche Körper setzt sich aus einzelnen Strukturen wie Knochen, Muskulatur, Bindegewebe und inneren Organen zusammen. Alle Strukturen üben spezifische Funktionen aus. Ist eine dieser Strukturen gestört, kann ihre korrekte Funktion nicht mehr ausgeübt werden. Wir sprechen in diesem Fall von einer Erkrankung oder um in der Yogapraxis zu bleiben: Wir spüren eine Bewegungseinschränkung, einen Schmerz, ein Gefühl von Enge, einen Widerstand (auch emotional) oder einfach ein Unwohlsein bei der Ausführung einer bestimmten Asana.

Schritt 1: Vorstellung „gesund“

Stelle dir deinen Körper gesund vor – das hört sich einfach und logisch an. In der Praxis machen wir jedoch oft den Fehler, dass wir aus Angst oder Gewohnheit eher das Negative, also den Schmerz fokussieren. Was passiert? Der Schmerz bleibt oder wird sogar größer. Langfristige Heilung und Gesunderhaltung können aber nur dann erfolgen, wenn wir den Zustand „gesund“ auch bewusst kreieren – immer und immer wieder. Stelle dir deinen Körper beziehungsweise deine körperlichen „Baustellen“ also gesund vor und arbeite dabei so detailliert wie möglich. Je mehr Details du als Information an dein Gehirn sendest, desto genauer kann es für dich arbeiten.

Schritt 2: Vorstellung der vollen Funktion

Stelle dir deine Strukturen in voller Funktion vor. Fokussiere nicht die eingeschränkte Beweglichkeit oder den Druck, sondern stelle dir vor, wie frei beweglich die ausgewählten Strukturen sind.

Schritt 3: Übertriebene Vorstellung

Im dritten Schritt „übertreibe“ den natürlichen funktionellen Umfang gedanklich. Das heißt: Gehe in Gedanken bewusst über den anatomisch möglichen Bewegungsumfang hinaus.

Schritt 4: Strukturen gedanklich bearbeiten

Im vierten Schritt geht es um eine strukturelle Veränderung. Hierbei gibt es mehrere Möglichkeiten, das Gewebe, ein Gelenk, ein Organ etc. gedanklich in seiner Struktur zu bearbeiten – durch Dehnung, manuelle Massage, Lichtwellen, Atmung etc.

Die Arbeit mit unserer Aufmerksamkeit

Die Energie folgt immer der Aufmerksamkeit – das ist ein Gesetz aus der Quantenphysik. Mittlerweile gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, wie die Kraft unserer Gedanken die Materie, also auch den menschlichen Körper, verändern kann. Einer der bekanntesten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Selbstheilung ist der amerikanische Wissenschaftler Dr. Joe Dispenza. Seine Arbeit basiert auf der These, dass unser menschliches Gehirn nicht zwischen innerer, gedachter Erfahrung und äußerer, erlebter Erfahrung unterscheiden kann. Demnach bauen wir automatisch neue neuronale Muster auf, wenn wir uns mit unseren Gedanken eine größere, schönere, gesündere (Körper-)Realität schaffen. Wir können also Materie, sprich unseren Körper, bewusst verändern.

Dr. Joe Dispenza hat selbst eine außergewöhnliche Biografie: Der studierte Biochemiker und Doktor der Chiropraktik hat sich nach einem Triathlon-Unfall selbst geheilt. Er ließ seine Wirbelbrüche damals nicht operieren, sondern „meditierte sich gesund“. Zehn Wochen nach dem Unfall konnte er seiner Tätigkeit als Chiropraktiker wieder nachgehen.

Beispiel 1: Blockade in der Halswirbelsäule

Schritt 1: Komme in einen aufrechten Sitz (Meditationssitz, Schneider- oder Fersensitz) und gehe in Gedanken von unten nach oben durch deine Wirbelsäule. Stelle dir vor, dass alle Wirbel wie auf einer Perlenschnur aufgereiht sind. Lass dabei viel Raum zwischen den einzelnen Wirbelkörpern entstehen. Es kann es hilfreich sein, sich davor eine gesunde Halswirbelsäule auf einer Abbildung anzuschauen, um sich die Anatomie der Wirbelsäule bewusst zu machen.

Schritt 2: Stelle dir deine Halswirbelsäule flexibel und frei beweglich vor und führe dabei gedanklich (nicht körperlich) langsam und bewusst eine Rotation des Kopfes nach rechts durch und zurück. Wiederhole das Gleiche auf der linken Seite. Absolviere diese gedankliche Rotation je nach Gefühl mehrere Male auf jeder Seite.

Schritt 3: Führe gedanklich eine Rotation des Kopfes um 360 Grad nach rechts durch und zurück. Danach wiederhole das Gleiche auf der linken Seite. Absolviere diese gedankliche Rotation mehrere Male auf jeder Seite.

Schritt 4: Stelle dir vor, wie deine Halswirbelsäule durch eine Schnur immer länger gezogen wird. Stelle dir anschließend vor, wie deine Halswirbelsäule ganz dicht zusammengeschoben, also gestaucht wird. Wiederhole diesen Vorgang beliebig oft.

Beispiel 2: Piriformis-Syndrom

Schritt 1: Komm in die Position der Taube und stelle dir deinen Piriformis gesund und weich vor. Mache dir Ansatz und Ursprung bewusst. Auch hier ist es sinnvoll, sich den Piriformis-Muskel und seine Position vor der Yogapraxis genau anzuschauen.

Schritt 2: Stelle dir vor, wie dein Piriformis-Muskel butterweich wird und mit jedem Atemzug mehr nachgibt.

Schritt 3: Stelle dir vor, wie sich dein Piriformis-Muskel mehr und mehr ausdehnt. Ziehe in Gedanken mit deinen Händen Ansatz und Ursprung auseinander – weit über die ursprüngliche Länge hinaus.

Schritt 4: Stell dir vor, wie du deinen Piriformis-Muskel manuell bearbeitest – vielleicht mit deinen Fingern oder einem Trigger-Tool, das punktuell alle Spannung in Sekundenschnelle auflöst. Vielleicht hast du diese Behandlung schon durch einen Physiotherapeuten erfahren und kannst die Erfahrung und die wohltuende Wirkung der Behandlung innerlich abrufen. Dabei mach dir bewusst: Du kannst deine Wunsch-Körper-Realität in jeder Sekunde selbst erschaffen. Geize also nicht mit deinem gedanklichen Input!

Autorin: Alexandra Franzen

Die Dipl.-Sportwissenschaftlerin ist als selbstständige Yogalehrerin tätig. Ihr Ziel ist es, Menschen jeden Alters neue Bewegungs- und Denkimpulse für ein gesundes und selbstbestimmtes Leben an die Hand zu geben.

www.alexandra-franzen.de

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