Rückschläge gibt es immer wieder – im Beruf genauso wie im Sport. Wie kann es deinen Kunden gelingen, nach einer Niederlage wieder schnell aufzustehen und den Kopf nicht in den Sand zu stecken?
Welche Bedeutung haben Rückschläge?
Zu 100 Prozent wird er kommen: der Rückschlag. Manchmal sind es kleine, manchmal große Rückschläge. Für manche unserer Kunden ist eine nicht eingehaltene Mahlzeit oder ein ungeplanter Ausreißer schon eine echte Zerreißprobe für den Diät- oder Trainingsplan und kann ihn ins Wanken bringen. Andere hingegen schaffen es selbst nach einigen Wochen Krankheit oder anderen unvorhersehbaren Ereignissen, die einen drastischen Einschnitt in die so mühsam aufgebauten neuen Gewohnheiten bedeuten, trotzdem immer wieder den Einstieg zu finden und langfristig dranzubleiben. Und genau hier liegt der Schlüssel zum Sieg. Nur derjenige, der es immer wieder schafft einzusteigen und wieder und wieder neu anzufangen, wird sich auch konstant weiterentwickeln.
Je nach Lebensumstand und Stresspegel ist die individuelle Fähigkeit, mit den Herausforderungen eines frei gewählten neuen Stressors – einer Diät oder einem Training – umzugehen, sehr gering. Nicht selten bedeutet die Bewältigung dieser Herausforderungen eine Veränderung vieler Lebensumstände und Gewohnheiten. Oftmals bedeutet sie Verzicht. Sie bedeutet Konflikt – mit sich selbst und anderen. Und sie bedeutet, sich immer und immer wieder zu entscheiden. Hierauf wollen wir einen genaueren Blick werfen. Wie schaffe ich es, mich immer und immer wieder für meinen gewählten Plan zu entscheiden? Selbst dann noch, wenn ich mich jetzt drei Tage am Stück nicht zusammenreißen konnte und es mir schon schwerfällt, meinem Spiegelbild in die Augen zu schauen
Wie bewältigen Profis Rückschläge?
Eins der berühmtesten Zitate zum Thema „Scheitern im Sport“ stammt von Michael Jordan: „In meiner Laufbahn habe ich mehr als 9 000 Würfe verschossen. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26 Mal war ich derjenige, der das Spiel hätte gewinnen können und ich habe danebengeworfen. Ich bin immer und immer wieder gescheitert. Und genau deshalb bin ich erfolgreich.“ Scheitern gehört dazu. Scheitern ist ein wichtiger Prozess im Leben, denn er kann in uns das größte Potenzial für Wachstum freisetzen.
Die Changekurve von Kurt Lewin und Elisabeth Kübler-Ross zeigt den typischen Verlauf einer Krise auf. Der Verlauf ist hierbei immer derselbe, nur die Geschwindigkeit, mit dem es durch den Verlauf geht, kann sehr unterschiedlich ausfallen. Wer diesen Verlauf schon ein paar Mal durchlebt hat, der kann auch hier von seiner Erfahrung profitieren und einen Prozess deutlich schneller durchleben.
Mit folgenden Strategien kannst du deinem Kunden helfen, nach der emotionalen Einsicht schneller wieder vorwärts und an sein Ziel zu kommen:
Strategie Nr. 1: Rückbesinnung auf die eigenen Werte
Wenn wir einen Rückschlag erleben, dann lohnt es sich, in uns zu gehen und zu reflektieren. Folgende Fragen sollte sich jeder selbst beantworten können: Warum habe ich ursprünglich angefangen? Was war der Grund, warum ich mich überhaupt auf diese Herausforderung eingelassen habe? Was waren meine Beweggründe, mit dieser Diät und/ oder diesem Sport anzufangen? Wann und wie habe ich den Versuch gewagt, mein Leben umzukrempeln? Wofür lohnt es sich zu kämpfen? Was motiviert mich täglich? Welche Werte möchte ich in meinem Leben verkörpern? Was sind Werte, die ich an anderen schätze, wenn sie in einer solchen Situation sind? Beispiele können sein: Disziplin, Freude an Herausforderungen, Respekt, persönliches Wachstum, Positivität, Optimismus, Anerkennung, Vertrauen, Wertschätzung, Familie, Partnerschaft, Beginnergeist u.v.m.
Thomas Edison zum Beispiel soll ein beispielloses Rückschlagmanagement gehabt haben. Als am 10. Dezember 1914 ein Großbrand in New Jersey unbezahlbare Notizen und Prototypen verbrannte, soll er zu seinem fassungslosen 24-jährigen Sohn Folgendes gesagt haben: „Komm, Junge, hol deine Mutter und unsere Freunde. So ein großes Feuer wie heute werden wir nie wieder sehen!“ Als dann alle am Brand standen, soll er noch hinterhergeschoben haben: „Es ist in Ordnung. Unsere ganzen Fehler verbrennen dort gerade und wir können noch mal ganz neu beginnen.“ Mit 67 Jahren entschied er sich also, am nächsten Tag wieder neu anzufangen, und schaffte tatsächlich den Durchbruch mit seinem Unternehmen.
Strategie Nr. 2: Herauszoomen und auf die Metaebene gehen
Wenn wir einen Verlust oder ein Scheitern erleben, setzen wir häufig die Scheuklappen auf. Diese Scheuklappen waren wichtig, um uns auf unser Ziel zu fokussieren. Doch genauso wichtig ist es im Moment des Scheiterns, die Klappen wieder abzunehmen. In diesem Moment sollten wir innehalten und unseren Lebensweg betrachten. Was könnte dieser Moment in sich tragen? Was könnte er mir geben? Wie weit bin ich schon gekommen? Was habe ich erreicht? Wo will ich als Nächstes hin?
NFL-Coach Mike Ditka gibt uns mit seinem Zitat die richtige Perspektive: „Erfolg dauert nie ewig und Misserfolg ist nie endgültig.“ Das Leben auf einen Moment des Misserfolgs zu reduzieren, ist im Augenblick des Scheiterns so einfach. Doch es entbehrt jeder Gerechtigkeit für die auf uns genommene Anstrengung und alle anderen Erfolge, die wir schon auf unserem Lebensweg errungen haben. Zoome heraus und lasse los!
Strategie Nr. 3: Was habe ich gelernt?
Der NFL-Trainer Paul Brown fasste es so in Worte: „Man lernt eine Zeile aus einem Sieg und ein Buch aus einer Niederlage.“ Es wird viele Dinge geben, die gut funktioniert haben – unser Impuls ist es allerdings häufig, zu generalisieren und alles, was wir getan haben, unter den Deckmantel des Scheiterns zu legen. Doch wir sollten genauer hinschauen. Folgende Fragen können helfen, das meiste aus einer Niederlage herauszuholen: Was hat alles gut funktioniert? Was lief und läuft gut? Welche Dinge würdest du wieder so machen? Zu welchen Zeitpunkten hast du dich gut gefühlt und was hast du in diesen Momenten getan? Was ist das, was du gelernt hast? Was möchtest du in Zukunft anders tun? Wie genau? Diese Fragen sind es, die uns zuerst unseren Frieden mit der Situation schließen lassen und dann unseren Fokus darauf lenken, was wir daraus lernen können.
So werden Rückschläge zu einem Gewinn und du kannst deinen Kunden im Prozess seiner Entwicklung besser unterstützen, damit er schneller wieder auf die Beine kommt. Seinen Körper zu verändern, ist eine lange Reise. Je schneller wir also lernen, gut und konstruktiv mit den Rückschlägen umzugehen, desto besser.
Autor: Yannik Lengenberg
Der Sportwissenschaftler und systemische Coach ist Mitinhaber von Valeo Personal Training in Bonn. Er arbeitet als Personal Trainer und Life Coach und leitet den Bereich Psychologie der Valeo Academy.
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