„Wenn ich müde bin verzichte ich ganz auf Sport“

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Lesen Sie in Teil zwei des Interviews mit Arne Gabis, dem schnellsten deutschen Marathonläufer seit über 20 Jahren, wie er sich ernährt, warum er auf Ausgleichssport verzichtet und wie er sich in schwierigen Phasen motiviert.

trainingsworld.com: Führen Sie bestimmte regenerative Einheiten oder Ausgleichssport durch, um ggf. Verletzungsrisiken zu minimieren? 

Arne Gabius: Nein. Wenn ich mich müde fühle oder in die Überbelastung komme, dann verzichte ich lieber ganz auf Sport und gebe meinem Körper die Ruhe, die er verlangt. So kann es sein, dass ich auch mal einen Ruhetag habe.

Vor dem Marathon kohlenhydratarme Kost

trainingsworld.com: Worauf achten Sie generell bei der Ernährung während des Trainings und des Wettkampfes? Haben Sie mit Blick auf den Wettkampf noch einen gesonderten Ernährungsplan? 

Arne Gabius: Ich bin seit 18 Jahren Vegetarier, was schon einmal eine besondere Situation im Hochleistungssport darstellt. Wir kochen immer mit frischen, regionalen Zutaten und achten schon seit Jahren auf eine ausgewogene und gesunde Kost, morgens gehört viel Obst auf den Teller… Weiterhin habe ich meine Ernährung in den letzten 9 Wochen vor dem Marathon auf sehr kohlenhydratarme Kost umgestellt und nur vor den Wettkämpfen z.B. Pasta und Reis gegessen. Direkt vor einem Wettkampf esse ich v.a. Dinge, von denen ich weiß, dass sie mir gut bekommen und ich auch während des Wettkampfes keine Probleme bekommen werde. Zu diesem Zeitpunkt zu experimentieren birgt immer ein hohes Risiko. Meine Vor-Wettkampfnahrung sind z.B. Dinkel-Frischei-Waffeln.

Ein kleines Tief ist im Marathon nicht entscheidend

trainingsworld.com: Wie entscheidend ist im Wettkampf und in der Wettkampfvorbereitung die Psyche bzw. das Wohlfühlen? Welche Techniken haben Sie, um sich bei einem „Motivationsloch“ zu motivieren? 

Arne Gabius: Bei einem Wettkampf muss das „Gesamtpaket“ stimmen, d.h. der Athlet muss sich wohlfühlen und an seine Leistungsfähigkeit glauben. Dies wird durch verschiedene Faktoren erreicht: So hole ich mir oft das Selbstbewusstsein durch Wettkämpfe auf den Unterdistanzen, die zumeist schon konkret in eine Richtung in Hinblick des Hauptwettkampfes weisen. Weiterhin kommt es gerade bei Straßenläufen auch sehr stark auf die Unterbringung und das Engagement des Veranstalters an. In New York z.B. wurden wir von dem Veranstalter-Ehepaar David und Jane Monti herzlich und fast familiär empfangen und versorgt. In Frankfurt stimmte die Organisation ebenfalls auf den Punkt, sodass der Athlet auch gerne etwas „zurückgibt“ und motiviert ist, sein volles Leistungspotential abzurufen. 

Motivationslöcher sind immer problematisch. Ich habe keinen richtigen Trainer vor Ort, der mir hier weiterhelfen könnte. Oft helfen die Erinnerung an die vielen positiven Erlebnisse in meiner Karriere und der Gedanke an den nächsten Wettkampf, der bald ansteht. Im Wettkampf hängt die Bewältigung eines Motivationslochs zunächst von der Streckenlänge ab. Bei 3000 m auf der Bahn geht es um jede Sekunde, sodass der Wettkampf schnell verloren sein kann. Beim Marathon – in Frankfurt ging es mir bei Kilometer 24 nicht so gut – ist ein kleines Tief nicht so entscheidend, hier hat man gerade auf der zweiten Rennhälfte noch gute Möglichkeiten, neue Motivation und Kraft zu entwickeln.

Lesen Sie auch Teil 1 des Interviews: „Bei einem günstigen Rennverlauf ist alles möglich“.

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Über den Autor

Thomas Spoering

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