Worauf kommt es bei einem Trainingscamp an?

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Von Januar bis Mai brechen immer mehr Triathleten in südliche Gefilde auf, um ein oder zwei Wochen im Trainingslager zu verbringen. Dann besteht der ganze Tag aus Essen, Trainieren und Schlafen. Wir sagen Ihnen, worauf es bei der Wahl des Trainingscamps ankommt.

Leben und trainieren wie ein Profi-Sportler, das umschreibt den Alltag in einem Trainingslager wohl am besten. Ohne beruflichen Stress oder familiäre Verpflichtungen kann sich ein Triathlet im Trainingscamp ganz seinem Sport widmen. Neben den Mahlzeiten stehen da nicht selten 3-4 Sporteinheiten pro Tag auf dem Plan. Und ausreichend Zeit für Regeneration bleibt in der Regel auch.

Damit man das Campleben auch wirklich genießen kann, sollte man sich genau überlegen, was man eigentlich erwartet. Gutes Wetter gehört sicherlich dazu, ist aber nicht immer garantiert. Typische Reiseziele sind Mallorca, Fuerteventura, Lanzarote oder Teneriffa; während das Wetter auf den Kanaren bereits im Januar relativ beständig ist, kann man auf Mallorca selbst im April noch Pech haben und eine Regenwoche erleben.

 

Mehr als schönes Wetter

Die Schönwettergarantie hat allerdings auch ihren Preis. Etwa 200-400 Euro mehr kostet ein 1-wöchiges Trainingslager auf den Kanaren. Grund sind die etwas höheren Flugpreise. Bleibt man dagegen 2 Wochen, relativieren sich die Flugpreise schon wieder.

Wem die spanischen Inseln zu eintönig sind, der findet möglicherweise auf Zypern, Sardinien oder in der Toskana ein alternatives Trainingsrevier. Und für besonders Reiselustige bieten auch Südafrika oder Thailand hervorragende Trainingsmöglichkeiten. Für 1 Woche lohnt sich eine solche Fernreise aufgrund der Flugzeiten aber leider kaum.

 

Trainingsbedingungen

Hat man eine Wunsch-Destination gefunden, sollte man sich über die Trainingsbedingungen vor Ort erkundigen. Gibt es ausreichend Radstrecken? Wo kann man Laufen (Lesen Sie auch: Laufökonomie – Wie finde ich meinen persönlichen Laufstil?)? Gibt es Schwimmbahnen vor Ort und ist ein Fitnessraum vorhanden? Ebenfalls ein wichtiger Faktor: Gibt es geführte Trainingseinheiten? Wie steht es um die Qualifikation der Trainer?

Gibt es geführte Radgruppen? Fragen Sie nach der Gruppenstärke. Je mehr Teilnehmer, desto heterogener ist das Fitnessniveau. In einer homogenen Radgruppe ist aber der Trainingseffekt größer und es macht auch mehr Spaß, wenn man nicht ständig auf langsamere Fahrer warten muss oder selber der Gruppe hinterher hechelt.

Wenn möglich, sollten Sie sich auch die Trainingspläne für das jeweilige Trainingscamp anschauen. Ist ein sinnvoller Trainingsaufbau erkennbar? Sind Ruhetage oder Entlastungstage eingeplant? Die Gefahr ist relativ groß, sich in einem Trainingslager zu überlasten. Vor allem, wenn man nach einem kalten Winter übermotiviert aus dem Flieger steigt und darauf brennt, endlich Radkilometer zu sammeln.

Sicher, ein Trainingscamp im Süden ist dafür gedacht, Umfänge zu machen. Bei den meisten Triathleten kommt das Radtraining aufgrund des nasskalten Wetters und der früh einsetzenden Dunkelheit im Winter etwas zu kurz. Deshalb sollte man ein Camp auch primär dafür nutzen, Radkilometer auf den Tacho zu bekommen. Dennoch sollte man es anfangs erstmal ruhig angehen lassen.

 

Trainingspensum moderat steigern

Es ist trainingswissenschaftlich nicht sinnvoll, gleich am 1. Tag stundelang auf dem Rad zu sitzen. Denn dann ist der Körper schnell völlig ausgelaugt. Ein systematischer Aufbau sieht anders aus. Dabei werden die Trainingsumfänge von Tag zu Tag langsam gesteigert und Ruhetage eingeplant. Eine typische Wocheneinteilung kann nach dem 3:1:2:1-Prinzip erfolgen. Auf 3 Belastungstage folgt ein Ruhetag und dann wieder 2 Belastungstage.

Entscheidend ist auch, dass man nicht völlig unvorbereitet ins Trainingslager reist. Es ist ratsam, vorher wenigstens 500-1.000 Radkilometer im Ausdauertraining zu sammeln. Wenn das Wetter nicht mitspielt, kann man auf Spinning oder Rollentraining ausweichen. Eine Stunde Spinning kann man mit zirka 30 Kilometern ansetzen. Bei 10 Wochen mit 2 wöchentlichen Spinningeinheiten hat man also bereits eine kleine Grundlage für das Trainingslager geschaffen.

Ansonsten kann das Durchstarten von 0 auf 25 und mehr Wochenstunden Sport den Körper deutlich überlasten. Und 20 Sportstunden kommen in einem Trainingslager schnell mal zusammen. Fährt man an 5 Belastungstagen durchschnittlich 3 Stunden Rad, hat man bereits 15 Trainingsstunden zusammen. Dazu kommen dann noch die Lauf- und Schwimmeinheiten sowie ein begleitendes Athletik– und Stretchingprogramm.

Außerdem sollte natürlich der Spaß nicht zu kurz kommen. Anders als der Name vermuten lässt, geht es in einem Trainingslager längst nicht mehr nur ums Training. Ein Camp ist der erste Gradmesser für die eigene Fitness. Im direkten Vergleich mit anderen Athleten kann man seine Trainingsfortschritte besser einschätzen. Auch der Materialvergleich und das abendliche Fachsimpeln beim Essen oder an der Bar gehören dazu.

 

Jörg Birkel

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