trainingsworld:Artur, wegen deines unbändigen Kampfgeistes warst du in Bonn Sympathieträger und Publikumsliebling. Kannst du dein ganz persönliches Erfolgsgeheimnis auf dem Weg zum Verteidigungsspezialisten bennen?
Artur Kolodziejski: Nein, das kann ich nicht. Mir wurde von meinen Trainern früh die Wichtigkeit dieses Segments dargelegt und ich hatte Spaß daran.
trainingsworld:Was zeichnet in deinen Augen grundsätzlich einen guten Verteidiger aus?
Artur Kolodziejski: Das wichtigste ist wohl der Wille einen Gegenspieler oder die angreifende Mannschaft vom Korberfolg abzuhalten. Das sollte natürlich durch laterale Schnelligkeit, Antizipation und technische Grundlagen unterkellert sein.
trainingsworld:Welche Eigenschaft ist für einen guten Verteidiger wichtiger: Athletik oder taktisches Spielverständnis?
Artur Kolodziejski: Eine dem Spiellevel angemessene Athletik ist wohl nicht zu kompensieren. Disziplin, sich an die vom Trainer vorgegeben Regeln zu halten, wohl genauso. Jemand der immer nur auf Ballgewinne aus ist, kann der eigenen Mannschaft durch sein risikoreiches Spiel auch schaden.
trainingsworld:Welche Athletikübungen eignen sich am besten, um die physische Verteidigungsarbeit zu verbessern?
Artur Kolodziejski: Schwere Frage, weil die Bewegungen sehr komplex sind. Die Verteidigung endet ja zumeist erst mit dem Rebound. Viel Arbeit in seine Fußarbeit zu investieren wird aber genauso wenig schaden wie Reaktionsschulung. Wer im Training bei jeder spielnahen Übung mit Vollgas rangeht und technisch gut verteidigt, wird aber automatisch besser.
trainingsworld:Welche Rolle nimmt mentale Stärke beim verteidigen ein?
Artur Kolodziejski: Sie ist tatsächlich sehr wichtig, weil man so gut verteidigen kann wie nur möglich und trotzdem der Erfolg ausbleiben kann. Es ist schier unmöglich einem gut organisierten Angriff alle Optionen weg zu nehmen. Es hilft aber trotzdem die Herausforderung persönlich zu nehmen, ohne sich vom ersten kassierten Treffer gleich frustrieren zu lassen.
trainingsworld: Wie hast du dich allgemein auf deine Gegenspieler vorbereitet?
Artur Kolodziejski: Wie oben schon erwähnt ist es so gut wie unmöglich, guten Offensivspielern alle Optionen vorwegzunehmen. Also schaut man sich die vermeintlichen Schwächen der Gegenspieler aus und versucht, sie genau dazu zu zwingen.
trainingsworld:Ist Antizipation in der Verteidigung deiner Meinung nach erlernbar oder ein Talent, das sich schlecht trainieren lässt?
Artur Kolodziejski: Der Begriff war mir schon immer zu abstrakt. Durch Erfahrung und Wiederholung automatisieren sich manche Abläufe. In Situationen, in denen Reaktionsgeschwindigkeit gefragt ist, sind diese Automatismen absolut nötig. Was wirklich passiert, weiß nur der Angreifer, der die Entscheidung trifft. Seine Handlungsoptionen kann man vermuten, sich aber nie darauf verlassen.
trainingsworld:Hattest du im Verlauf deiner Karriere, aufgrund deiner gesammelten Erfahrungen, insgesamt weniger Laufstrecke in der Verteidigung zurücklegen müssen?
Artur Kolodziejski: Manche unnötigen Wege haben sich vielleicht vermindert, aber ich wollte grundsätzlich eher zu viel, als zu wenig machen.
trainingsworld:Welchen Tipp kannst du jungen, ambitionierten Basketballern zur Verbesserung ihrer Verteidigung abschließend mit auf den Weg geben?
Artur Kolodziejsk: Lernt eure individuelle sowie die Teamverteidigung zu schätzen und äußert das auch, damit der Teil des Spiels mehr Aufmerksamkeit bekommt. Wenn gute Verteidigung wahrgenommen wird, wird es Euch leichter fallen, die Zähne zusammenzubeißen. Aber nicht wörtlich nehmen: Was jede Teamverteidigung umgehend verbessert, ist Kommunikation!
trainingsworld:Ich bedanke mich für das nette Gespräch!