Basketball-Taktik: Die Zonenverteidigung

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Die Zonenverteidigung, auch Ball-Raum-Verteidigung genannt, ist neben der Mann-gegen-Mann-Verteidigung die konventionellste Art, die gegnerische Mannschaft am Korberfolg zu hindern. Was ist eine Zonenverteidigung, welche Erfolgsfaktoren hat sie und welche Schwachstellen und Angriffspunkte gibt es?

In den USA verpönt und unattraktiv

Die Zonenverteidigung war in der NBA Jahrzehnte lang verpönt und bis zur Saison 2001/2002 sogar verboten. In der NBA wird schon immer großen Wert auf die Athletik, die Attraktivität des Spiels und die 1-gegen-1-Duelle gelegt. Bei einer Mann-gegen-Mann-Verteidigung sind diese Spielkomponenten gegeben und der Zuschauer bestaunt in der Regel ein Spiel, das schneller und attraktiver ist und bewundert mehr Aktionen der Spieler mit direktem Zug zum Korb. Die Zonenverteidigung gilt generell eher als eine Art „Notnagel“, da mit ihr relativ simpel auch athletische Spieler vor der Penetration gestoppt werden können. Spieler mit herausragenden Fähigkeiten, die im 1-gegen-1 kaum gestoppt werden können, bekämpfen viele Trainer mit einer Zonenverteidigung. Auch bei Foulbelastung von Schlüsselspielern macht es Sinn, sie vor 1-gegen-1-Situationen zu schützen und auf eine Zonenverteidigung umzustellen.

 

Wie funktioniert eine Zonenverteidigung?

Bei einer Zonenverteidigung ist jeder Spieler für einen gewissen Raum verantwortlich und verteidigt in diesem Raum gegnerische Spieler, die sich dort aufhalten bzw. reinlaufen oder hineinschneiden. Bildlich gesprochen agieren alle Spieler so, als seien sie mit einem Gummiband untereinander verbunden und orientieren sich immer am Ball. Verlässt ein Gegenspieler den zu verteidigenden Raum eines Spielers, so wird er dem nächsten Spieler „übergeben“.

In der Basketball-Bundesliga wechseln viele Mannschaften taktisch zwischen der Mann-gegen-Mann-Verteidigung und der Zonenverteidigung, um den Rhythmus des Gegners zu stören. Auch wenn der Ablauf in einer Zonenverteidigung einfach wirkt, ein effektives Zonenspiel ist mindestens genauso anspruchsvoll wie eine gute Mann-gegen-Mann-Verteidigung. Besonders Anfänger haben es schwer, da ein fortgeschrittenes Spielverständnis und ein gutes mannschaftliches Zusammenspiel erforderlich sind.

Bei der Zonenverteidigung gibt es verschiedene Formen und auch Mischformen aus Zonenverteidigung und Mann-gegen-Mann-Verteidigung, wie etwa die „box-and-one-Verteidigung“, bei der 4 Spieler in einer Zonenverteidigung agieren und ein Spieler mit einer Spezialaufgabe betraut wird und Druck auf einen vom Trainer bestimmten Spieler ausübt.

 

Wichtigsten Regeln der Zonenverteidigung

– Die Kunst bei der Zonenverteidigung ist das Verschieben im Raum auf die ballstarke Seite, um eine Überzahl herzustellen.

– Kein Verteidiger läuft einem Pass hinterher. Ausnahme: Der Verteidiger geht zum Doppeln. In diesem Fall sollte ein ballferner Spieler einrücken und den Raum des doppelnden Spielers schließen.

– Bei einem Schneiden (Cut) bleibt der zuständige Verteidiger solange bei dem Cutter, bis er ihn an einen anderen übergeben hat. Erst dann kehrt er auf seine Position zurück.

– Eine Zonenverteidigung braucht hohe Flexiblität, sehr viel Kommunikation und Hilfe untereinander und intelligente bzw. erfahrene Spieler, die Angriffe lesen können und richtige Entscheidungen treffen. Häufig ist der Center in der Mitte der Spieler, der von hinten Kommandos für das Verschieben gibt und das Netz engmaschig zusammenhält.

 

Angriffspunkte der Zonenverteidigung

– Schnelle Ballverlagerung auf die „weak side“ durch schnelles Passen

– In die Räume cutten, da in Schnittstellen immer Räume entstehen oder auch Abstimmungsprobleme bei den Verteidigern entstehen können. Von daher sollten viele Cuts aufeinander und parallel gelaufen werden, die mit einem schnellen Passspiel (Cuter nimmt den Schwung zum Korb mit) zum Erfolg führen. Zumindest bewirken die Cuts jedoch, dass auf den Außenpositionen Räume für Scharfschützen entstehen.

 

Aufstellung

Die klassische Zonenverteidigung bezieht alle fünf Spieler ein. Es gibt eine Vielzahl von Varianten. Die am häufigsten gespielten Varianten sind folgende:

– 2-1-2-Zonenverteidigung

– 3-2-Zonenverteidigung

– 1-3-1-Zonenverteidigung

– 1-2-2-Zonenverteidigung

– Sonderformen (box-and-one; box-and-diamond)

 

Beschreibung der Zonenverteidigung anhand der 2-1-2-Zonenverteidigung

Die nach wie vor am häufigsten verwendete Verteidigungsformation der Basketball-Taktik hat die Grundaufstellung 2-1-2. Der Zweck dieser Formation ist die Sicherung des korbnahen Bereichs.

Die beiden Guards, Aufbauspieler und Shooting Guard, verteidigen den vorderen Raum um die Dreierlinie und sind dafür verantwortlich, dass die „kleinen Spieler“ der gegnerischen Mannschaft zu keinen freien Dreipunktwürfen kommen und auch keine freie Penetration zum Korb erfolgen kann. Die beiden Flügelspieler, Small Forward und Power Forward, decken den hinteren Raum an der Zone. Sie bilden zusammen mit dem Center ein sogenanntes „Rebounddreieck“ zur Sicherung des Rebounds. Der Center steht an der Freiwurflinie und macht die Zone „dicht“.

Diese Aufstellung verschiebt sich nun mit dem Ball und richtet sich immer in Richtung des ballführenden Spielers. Die ballabgewandte Seite nennt man deshalb auch „weak side“, da sie in der Regel weniger gesichert ist. Dies wird jedoch bewusst einkalkuliert, da eine Mannschaft immer versuchen sollte, auf den ballnahen Positionen eine Überzahl zu schaffen. Die symmetrische Aufstellung und das Rebounddreieck ermöglichen eine schnelle und effektive Einleitung des organisierten Schnellangriffs.

Bei Mannschaften ohne gute Distanzschützen ist die 2-1-2-Zonenverteidigung eine echte Waffe, an der sich die Gegner auch schonmal die Zähne ausbeißen.

Bei einem Gegner mit guten Distanzwerfern ist es ratsam, in einer 3-2-Zone zu spielen, bei der 3 Spieler um die Dreipunkte-Linie herum verteidigen und 2 Spieler (Power Forward und Center) gemeinsam unter dem Korb agieren.

 

Ramy Azrak

 

Quellenangaben:

1. Basketball trainieren und spielen, rororo Verlag

2. Basketball – Alles über Technik, Taktik, Training, blv

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Ramy Azrak

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