Stress versetzt den Organismus in Alarmbereitschaft (Teil 1)

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Stress belastet uns und unsere Nerven – warum Stress aber nicht nur im Grunde etwas Positives, sondern sogar Lebensnotwendiges ist, erklärt Sportpsychologie Jörg Schönenberg.

Evolution und Stress

Über unvorstellbar lange Zeiträume, davon geht die Psychologie heute aus, passten sich die Organismen im Vollzug der Evolution auf der Erde immer besser und immer wieder an die herrschenden und sich verändernden Lebensbedingungen ihrer Umgebung an. Organismen mit flexibleren Verhaltensprogrammen waren in Zeiten der Veränderung ihrer Lebensumstände besser in der Lage, sich den neuen Bedingungen anzupassen, als Organismen mit relativ starren, instinktmäßigen Verhaltensprogrammen. Ein Grund dafür war quasi ein „Geniestreich“ der Natur, indem sie auf einer bestimmten Stufe der Evolution bestimmte Organismen mit der so genannten „Stress-Reaktion“ ausstattete.

 

Die Stress-Reaktion: Für Gefahren gerüstet

Ständig führten die Lebewesen auf der Erde einen Kampf um das Überleben und die Möglichkeit, ihre Nachkommen erfolgreich großzuziehen. Die wiederkehrenden Bedrohungen des eigenen Lebens und das der Nachkommen stellten massive „Stress-Auslöser“ dar. Irgendwann befähigte die Evolution die Gehirne bestimmter Lebewesen, in Gefahrensituationen spezielle Botenstoffe auszuschütten, die den gesamten Organismus in Alarmbereitschaft versetzten. Dadurch wurden Lebewesen befähigt, sich auf Bedrohungen („Stressoren“) adäquat einzustellen, sie auszuhalten und zu versuchen, sie durch Flucht oder Angriff erfolgreich zu meistern. Diese „Stress-Reaktion“ führte mehr oder weniger in jedem Organsystem zu entsprechenden Anpassungsmechanismen. Wenn auch alle Organe in das Orchester der Stress-Reaktion einbezogen waren und darin eine wichtige Rolle spielten, damit die bestehende Bedrohung und Belastung erfolgreich bewältigt werden konnte, muss doch an erster Stelle auf das Gehirn eingegangen werden.

 

Das Gehirn: Ausgangspunkt der Stress-Reaktion

Das Gehirn des Menschen ist ein Wunder der Natur, das komplexeste lebende System, das die Evolution auf der Erde je erschaffen hat. (Und mit Mental Training trainierbar.) Letztendlich nimmt auch die Stress-Reaktion ihren Ausgang im Gehirn. Dabei wirken das vegetative Nervensystem, das zentrale Nervensystem und das Hormonsystem in enger und überaus komplexer Weise zusammen. Es sind auch immer mehrere Hirnstrukturen in das Stressgeschehen einbezogen. Auch deren Zusammenwirken ist vielschichtig. An dieser Stelle sollen nur einige der komplizierten Mechanismen in sehr vereinfachter Weise dargestellt werden.

Über unsere Sinnessysteme steht der Mensch in ständigem Kontakt und Austausch mit seiner Umwelt. Unser Gehirn erhält dadurch unablässig Informationen über die Lebenssituation und wertet diese aus. Dabei interagieren Hirnstamm („Reptilienhirn“), Limbisches System („Gefühlshirn“) und Großhirnrinde („Denkhirn“) und „entscheiden“ schließlich, welche Reaktion im Hinblick auf die akute Situation veranlasst werden muss? Signalisieren die Informationen dem Gehirn zum Beispiel eine Gefahr oder Bedrohung, löst es eine heftige komplexe Stress-Reaktion aus.

 

Lesen Sie im zweiten Teil, wie die Stressreaktionen im Gehirn funktionieren: Im Auge des Säbelzahntigers: Flucht oder Angriff!

 

Jörg Schönenberg

 

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