Ursachen für Tauchsport bedingte Erkrankungen

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Es gibt verschiedene Ursachen für Erkrankungen und Unfälle unter Wasser, der Kenntnis es dem Taucher ermöglicht, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Für Tauchpartner, Tauchlehrer und Ärzte ist dieses Wissen Voraussetzung, um einem anderen Taucher effektiv helfen zu können.

Der Umgebungsdruck beim Tauchen steigt pro 10 Meter um 1 Bar. Dieser Druckanstieg komprimiert auch alle Gase in luftgefüllten Hohlräumen im Körper. Dieser Vorgang kehrt sich beim Auftauchen wieder um (Dekompression). Der Druckanstieg erhöht den relativen Druck (Partialdruck) von Stickstoff und Sauerstoff im Körper. Druckanstieg beim Abtauchen und Druckabfall beim Auftauchen können Beschwerden verursachen.

Die häufigsten Erkrankungen beim Tauchen

Dekompressionserkrankung: Diese tritt auf, wenn sich der Körper des Tauchers bei entsprechend länger Tauchzeit mit Stickstoff gesättigt hat und der Taucher anschließend zu schnell wieder auftaucht. Stickstoff ist „inert“ – das bedeutet er wird nicht vom Körper verändert, so wie beispielsweise Sauerstoff in Kohlendioxid umgewandelt wird. Der Effekt der Stickstoffübersättigung ähnelt einer übersprudelnden Flasche Mineralwasser, die man vor dem Öffnen kräftig schüttelt. Je schneller die Flasche geöffnet wird, desto mehr Bläschen bilden sich. Diese Bläschen können schließlich Blutgefäße verschließen und dadurch die unterschiedlichsten Symptome hervorrufen. Die Standardtherapie besteht in einer Sauerstoffgabe und der Behandlung in einer Druckkammer.

Arterielle Gasembolie: Bei der arteriellen Gasembolie gelangen Stickstoffbläschen über einen Kurzschluss zwischen dem venösen und dem arteriellen System ohne den üblichen Weg über die Lunge in die Arterien und blockieren dort ein Gefäß (= Embolie). Ein Wanddefekt im Herzen, zum Beispiel ein nicht verschlossenes Foramen ovale, ist ein typischer Grund. Ausgeschlossen werden kann ein solcher mit einer Herzultraschalluntersuchung beim Kardiologen. Ein Schluckecho ist dabei dem transthorakalen Ultraschall überlegen. Diese Untersuchung ist nicht Standard bei der Tauchtauglichkeit. Eine andere Alternative für den Übertritt einer Gasblase in das arterielle System ist eine druckbedingte Verletzung innerhalb der Lunge.

Tiefenrausch: Der Tiefenrausch wird verursacht durch die narkotische Wirkung des Stickstoffs bei entsprechend hohem Partialdruck, also einer entsprechenden Tiefe. Ab 30 m sollte ein Taucher damit rechnen. Stress, kaltes Wasser oder eine schlechte Sicht könne aber einen Rausch auch in deutlich geringerer Tiefe verursachen. Die Symptome reichen von einer Verlangsamung der kognitiven Fähigkeiten bis hin zu völliger verwirrtest. Die Therapie besteht in einem Auftauchen in eine geringere Tiefe. Damit legen sich die Symptome praktisch direkt.

Sauerstoffkrampf. Auch der lebensnotwendige Sauerstoff kann für uns giftig sein, wenn der relative Druck (Partialdruck) zu hoch ist. Beim Tauchen mit normaler Pressluft ist dies erst ab Tiefen außerhalb des Sporttaucherbereichs (bis 40m) der Fall. Taucht man jedoch mit einem erhöhten Sauerstoffangebot im Atemgas (Nitrox) kann dieser Bereich auch schon ab Tiefen zwischen 30-40m erreicht werden. Daher ist es wichtig sich an entsprechende Tiefentabellen zu halten oder seinen Tauchcomputer entsprechend zu programmieren.

Schwimmbad Blackout: Taucht ein Sportler ohne zusätzliche Gasversorgung also nur mit Luftanhalten, so spricht man von Apnoe-Tauchen. Dieser Bereich ist in Deutschland derzeit der am stärksten wachsende Bereich im Tauchsport. Hyperventiliert der Sportler vor dem Abtauchen zu stark, besteht die Möglichkeit, dass er auf Grund der verstärkten Kohlendioxid-Abatmung beim Tauchen den Sauerstoffmangel zu spät bemerkt und unter Wasser bewusstlos wird. Das Erlernen der richtigen Atemtechnik ist daher enorm wichtig.

Barotrauma (Druckbedingte Erkrankungen): Druckbedingte Erkrankungen können jeden luftgekühlten Hohlraum im Körper betreffen. Das sind beim Taucher im wesentlichen das Mittelohr und die Lungen. Beim Abtauchen wirkt der steigende Umgebungsdruck von außen auf das Trommelfell und muss durch ein entsprechendes Maneuver (Valsalva) durch den Taucher ausgeglichen werden. Bei einem zu schnellem Abstieg oder bei einer Erkältung ist das oft nicht möglich und es kann zu einer Verletzung am Trommelfell kommen. Das Hauptrisiko bei der Lunge ist ein Pneumothorax, also das Kollabieren eines Lungenflügels, wenn es zum Einreißen des Lungengewebes gekommen ist. Als Besonderheit sind indirekt auch die Augen und der Raum unter der Tauchmaske zu nennen. Gleicht der Taucher durch eine leichte Ausatmung aus der Nase diesen Raum nicht bei zunehmendem Druck aus, so kann es zu einer Einblutung der Haut um die Augen herum kommen. Man spricht dann von einem Maskenhämatom.

Wadenkrämpfe: Wadenkrämpfe sind unangenehm, können aber durch eine einfache Dehnübung durch Zug an der eigenen Flossenspitze einfach behoben werden. Eine ungewohnte Belastung, zu harte Flossenblätter, zu wenig Flüssigkeit und Elektrolyte sind die typischen Ursachen. Trinken sie ausreichend nicht alkoholische Getränke vor dem Tauchgang und achten sie auf die Auswahl geeigneter Flossen.

Lesen Sie auch Teil 1 Tauchen aus sportmedizinischer Sicht – Epidemiologie

und Teil 3 Prävention von Tauchverletzungen und -erkrankungen.

Quellen: 

I. Tauchunfall-Statistik 2012. Fachstelle für Tauchunfallverhütung. www.ftu.ch 

II. Verband Deutscher Sporttaucher. www.vdst.de 

III. The 2010 DAN Diving Fatalities Workshop. www.alertdiver.com/349 

IV. Leitlinie Tauchunfallbehandlung. www.gtuem.org 

V. Divers Alert Networt. www.diversalertnetwork.org/medical

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