Die Motivationen, warum sich Menschen für das Fasten entscheiden, sind sehr unterschiedlich. Auch viele Sportler entscheiden sich dafür. Welche Gründe es für Fasten gibt, welche Gefahren lauern und wie Sie Ihr Training und ein Fastenprogramm zusammenbringen, das erklärt Monika Sturm-Constantin.
Wie kam ich auf das Thema?
Eigentlich hat mich meine erste Schwiegermutter zu diesem Thema inspiriert. Sie war eine wundervolle Frau, das Gegenteil der bösen Schwiegermutter – herzensgut, hilfsbereit, freundlich, gläubig und immer zuversichtlich – die leider viel zu früh von uns gegangen ist. Als leidenschaftliche und gute Köchin und hat sie ihre Familie immer gut und gerne bekocht und sie konnte auch gut backen. Zu jedem Essen hat sie sich ein Glas Wein gegönnt und es genossen. Und sie hat sehr gerne Schokolade gegessen, am liebsten Nougat. Aber zur Fastenzeit hat sie jedes Jahr konsequent sowohl auf den Wein, als auch auf die Schokolade verzichtet. Das hat mich immer tief beeindruckt, denn mir fällt der Verzicht auf „Naschwerk“ extrem schwer.
Letztes Jahr habe ich versucht, auf Schokolade und Gummibärchen zu verzichten. Nach 12 Tagen bin ich „schwach“ geworden und konnte der Versuchung nicht mehr widerstehen. Dieses Jahr bemühe ich mich, in der Fastenzeit weniger zu naschen.
Die Motivation zum Fasten ist sehr unterschiedlich. Die Rahmenbedingungen und Ziele legt jeder für sich persönlich fest.
Religiöse Gründe zum Fasten
Im christlichen Festkalender geht die österliche Fastenzeit dem Osterfest voran. Das vierzigtägige Fasten vor Ostern, die Fastenzeit oder Passionszeit, bezeichnet den mehrwöchigen Zeitraum der Vorbereitung auf Ostern. Sie erinnert an das Fasten Jesu Christi von 40 Tagen und Nächten in der Wüste.
Der Termin der Fastenzeit ist beweglich, er definiert sich im Verhältnis zu Ostern. Der Beginn der Fastenzeit liegt auf einem Mittwoch und das Ende auf einem Dienstag nach dem 7. Sonntag vor Ostern. Die Fastenzeit gilt als Zeit, in der auf Fleisch, Milchprodukte und Eier verzichtet wird.
Fasten außerhalb der Fastenzeit
Vor den 1960er Jahren war für Katholiken der Verzicht auf Fleisch an allen Freitagen, auf die kein Hochfest fällt, vorgeschrieben. Heute kann dies ersetzt werden.(1)
Fasten als Tradition
Für viele Menschen ist es eine Tradition, vor Ostern anders zu essen als sonst. Sie nutzen die Gelegenheit, in sich zu gehen und bewusst auf liebgewonnene Gewohnheiten zu verzichten. Das kann der Verzicht auf Vieles sein: Nikotin, Alkohol, Fleisch, Süßigkeiten oder Fernsehen. Wer dann bis Ostern durchgehalten hat, schafft oft eine gute Grundlage, seine Ernährung oder die Lebensweise auch dauerhaft umzustellen. Der Weg zum Ziel beginnt oft mit kleinen Schritten.
Der islamische Fastenmonat Ramadan
Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders und der islamische Fastenmonat.(2) Ramadanfasten gehört zu den fünf Säulen des Islam. Die anderen vier Säulen sind: das Glaubensbekenntnis, das rituelle Gebet, die Sozialabgabe und die Wallfahrt nach Mekka. Das Ramadanfasten ist eine Pflicht, von der ein Muslim nur unter ganz bestimmten Bedingungen entbunden werden kann.(3)
Muslime dürfen während des Fastenmonats von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nichts essen oder trinken. Doch Ausdauerläufe, Vereinstraining und Bundesligaspiele stehen auch für beispielsweise muslimische Fußballer trotzdem auf dem Programm. Wie vereinbaren diese Sportler dies mit ihrer Leistung in Training und Wettkampf?
Leistungssport während dem Fastenmonat
Viele muslimische Fußball-Profis haben ihren eigenen Weg gefunden, sich durch den Fastenmonat zu kicken. Manche fasten zum Beispiel überhaupt nicht, andere befolgen die Fastenregeln radikal oder fasten nur an spiel- und trainingsfreien Tagen.
Manche Profis, die fasten, sind weniger leistungsbereit. Oft fällt es ihnen schwer, sich zu konzentrieren und es treten häufiger Muskelkrämpfen auf. Dennoch wird nie auf eines der Pflichtspiele verzichtet. Dafür sind den Spielern die Liga und das Team zu wichtig, so wichtig wie der Glaube.
Der Sportmediziner und Mannschaftsarzt, Joachim Schubert, hält die Regeln des Ramadan und den geforderten Leistungseinsatz im Spitzenfußball für nicht vereinbar.
Doch Fasten und Beten haben ebenso eine starke Wirkung auf die Psyche, viele Spieler erleben Höhenflüge während des Ramadan. Aber: „Der Widerspruch zwischen gefühlter und tatsächlicher Leistungsstärke ist erheblich“, sagt Sportmediziner Schubert. Viele Spieler überschätzen sich und das Verletzungsrisiko steigt.(4)
Andere Spieler verlegen die Fastenzeit, sie sagen, der Koran lässt das zu. Doch ob das stimmt ist umstritten. Entscheidend dafür ist Vers 185 der zweiten Koran-Sure, der Ausnahmeregeln für das religiös motivierte Fasten nennt: Nach gängiger Koran-Interpretation gelten Ausnahmen beispielsweise für körperlich schwer Arbeitende. Doch ob auch Profi-Fußballer zu den „schwer Arbeitenden“ zählen, kann Jeder für sich interpretieren. In muslimischen Gesellschaften trainieren und spielen die Fußballer oftmals erst nach Sonnenuntergang.(5)
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD), die Deutsche Fußball Liga (DFL), der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der FSV Frankfurt haben sich 2010 nach einem Treffen geeinigt und muslimische Profifußballer dürfen im Ramadan das Fasten unterbrechen. Da der Profifußball-Beruf der existenziellen Absicherung der Familie dient, gelten hier für den Muslim wie bei anderen Berufen, wo körperliche Schwerstarbeit verlangt wird, Erleichterungen und Ausnahmeregelungen. Nun können muslimische Profifußballer ohne falsche Schuldgefühle sowohl ihrem Beruf als auch ihren religiösen Pflichten nachgehen. Der muslimische Profi kann die Fastentage in der spielfreien Zeit nachholen und erweist somit Gott und dem heiligen Monat Ramadan weiterhin die Ehre und den Respekt.(5)
Fasten als Grundreinigung
Fasten gehört seit Urzeiten in den Jahreskalender. Die Gründe und Motivationen zum Fasten mögen unterschiedlich sein, doch das Ergebnis ist immer gleich. Giftstoffe, besser gesagt schädliche Stoffwechselabfallprodukte, werden ausgeschwemmt. Sie sammeln sich in den Organen und Geweben durch die mehr oder weniger belastende Lebensführung.
Viele Krankheiten sind Folgen eines eingeschränkten Stoffwechsels, wenn sich beispielsweise zu viele Abfallprodukte im Körper befinden. Die jährliche Grundreinigung war den Menschen zu aller Zeit bekannt. Fastenzeiten sind in die Verhaltenstraditionen der großen Religionen eingeflossen. Jesus, Buddha oder Mohammed wussten genau was zu tun ist, um bei möglichst guter Gesundheit zu bleiben.
Beim Fasten werden in den ersten drei Tagen große Mengen Eiweiß und Mineralien ausgestoßen. Dies wird manchmal falsch interpretiert, der Herzmuskel und die Organe werden dadurch nicht gefährdet. Hier handelt es sich nur um „Eiweiß-Müll“, der sich wegen des Überangebots ansammelt, Zellwände verstopft und die Zellversorgung behindert. Dieser Müll wird entsorgt und in der nächsten Phase dann überschüssiges Fett vernichtet.(6)
Leistungsfähigkeit beim Fasten
Während des Fastens wird immer auch ein unterstützendes Sportprogramm empfohlen. Doch wie steht es mit der Leistungsfähigkeit beim Fasten?
Fasten fällt nicht leicht, man fühlt sich müde, man friert vielleicht und hat dieses nagende Hungergefühl, das oft unangenehm ist. Entsprechend der individuellen Leistungsfähigkeit ist trotzdem Hochleistungssport möglich. Da die Glykogenspeicher fast völlig geleert werden, kann die körperliche Leistungsfähigkeit in den ersten Tagen jedoch bis zu 50 % abnehmen. Doch sollte während des Fastens auf keinen Fall das Training unterbrochen werden.
Die Belastbarkeit kann stark schwanken, deshalb sollte die Aktivität immer an das momentane Befinden angepasst werden. Manche Sportler können beim Fasten sogar ihre Leistung steigern! Wichtig ist dabei, auf den eigenen Körper zu hören und das Training dementsprechend zu gestalten.(7)
Geistige Leistungsfähigkeit
Auch die geistige Leistungsfähigkeit kann stark schwanken. Auswirkungen auf die Reaktionsfähigkeit können die Folge sein. Die Sinne können durch den Entzug fester Nahrung gestärkt werden, manche Menschen berichten, dass sie während des Fastens sehr kreativ sind.
Gefahren beim Fasten
Es kommt ja bekanntlich immer darauf an, wie man an die Dinge herangeht. Bei extremen oder zu radikalen Fastenkuren kann es gefährlich werden, wenn der Bedarf an lebenswichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralstoffen nicht gedeckt wird. Wenn der menschliche Organismus die beispielsweise lebensnotwendige Zufuhr von Aminosäuren nicht bekommt, greift der Körper auf Eiweißbausteine in der Muskulatur zurück. Vor einer (radikalen) Fastenkur sollte auf jeden Fall ein Arzt konsultiert werden.
Fasten macht nicht schlank, beim Fasten geht insbesondere Muskelmasse verloren und auch der Wasserverlust ist hoch. Eine Kombination aus Fasten und Sport kann gefährlich sein, da es in dieser Kombination zu ausgeprägten Proteinmangelzuständen mit deutlichem Muskelverlust kommen kann.
Fasten und Heilfasten macht dauerhaft dick, da es meist zu keiner langfristigen Ernährungsumstellung kommt. Falls eine Gewichtsreduktion das dauerhafte Ziel ist, dann sollte die Ernährung umgestellt werden und ein kombiniertes Ausdauer– und Kraftsportprogramm in jede Woche eingebaut werden.(8)
Neue Arten des Fastens: Mentales Fasten
Das Fasten ist im 21. Jahrhundert angekommen. Es ist so „in“ wie nie zuvor – obwohl es nie richtig out war. Der Ansatz und die Umsetzung haben sich geändert, das Prinzip ist das Gleiche. Das Fasten hat auch mit „Loslassen“ zu tun, man befreit sich von unnützem Ballast – oder unnützen Verhaltensweisen – und fühlt sich danach befreit.
Gerade dieses Jahr wurde oft vom mentalen Fasten gesprochen, gemeint ist beispielsweise der Verzicht auf Fernsehen oder soziale Medien. Für viele Jugendliche kann beispielsweise „facebook-fasten“ dazu führen, dass man sich wieder in der wirklichen Welt triff und in „Echtzeit und real“ miteinander kommuniziert.
Tipps fürs Fasten
Wenn man fasten möchte, ist es wichtig, für sich selbst ein klares Ziel zu definieren, Start, Ende und Inhalt aufzuschreiben.
Man hat festgestellt, dass Fasten in der Gruppe oft besser funktioniert als alleine. Wenn sich Gleichgesinnte finden, macht es auch mehr Spaß und man kann sich gegenseitig motivieren, wenn es mal schwer fällt.
Ein guter Tipp ist auch entweder Tagebuch zu schreiben oder öffentlich, beispielsweise in einem Blog, von seinen Erfahrungen, Wünschen und Herausforderungen zu berichten. Sobald man Anderen von seinen Ideen erzählt hat, ist es oft einfacher, seine Ziele weiter zu verfolgen.
Ein ebenso wichtiger Punkt ist das Lob! Man sollte sich auf jeden Fall loben und stolz auf die erreichten Ziele sein.
Monika Sturm-Constantin
Lesen Sie auch: Eiweiß und Fett statt Kohlenhydrate? Ein Beitrag zur Diskussion
Quellenangaben:
1. http://de.wikipedia.org/wiki/Fastenzeit
2. http://de.wikipedia.org/wiki/Ramadan#Die_allgemeine_Regel
3. http://www.feste-der-religionen.de/feste/Ramadan.html
4. http://www.zeit.de/online/2007/37/ramadan-fussball
5. http://www.focus.de/sport/fussball/fussball-profifussballer-duerfen-im-ramadan-fasten-brechen_aid_535456.html
6. http://bewegungsakademie-hg.de/index.php?option=com_content&view=article&id=218&Itemid=219
7. http://www.hilfreich.de/leistungsfaehigkeit-beim-fasten_503
8. http://www.experten-forum.org/index.php/ernaehrung/23-ernaehrungstipps/63-nicht-alle-fastenkliniken-arbeiten-serioes