Wettkampfsteuerung und emotionale Kontrolle

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Hier sind einige Strategien um Ihre Emotionen vor dem Wettkampf zu steuern, bevor diese die Kontrolle über Sie übernehmen. Ein Wettkampf kann das Beste oder das Schlechteste in Sportlern hervorbringen, und die psychischen Anforderungen sind besonders hoch, wenn Einzelne oder ganze Mannschaften danach streben, dasselbe Ziel zu erreichen.

Wenn sich zwei Sportler von den physischen Fähigkeiten her kaum unterscheiden, gewinnt oft der Konkurrent mit dem überzeugenderen mentalen Ansatz, der seine Psyche vor und während eines Wettkampfs in den Griff bekommt.

Viele Sportler glauben jedoch fälschlicherweise, die mentalen Aspekte der Leistung seien angeboren und unveränderlich. In Wirklichkeit ist es aber so, dass systematisches Mentaltraining einen ähnlichen Einfluss auf die Leistung haben kann wie körperliches Training. Vor dem Wettkampf in die richtige mentale Verfassung zu kommen, ist einer der entscheidenden Aspekte einer Topleistung. Tatsächlich zeigte eine Untersuchung von Orlick und Partington(1) zu Olympiasportler, dass die Kombination von mentaler und körperlicher Bereitschaft ein Schlüsselfaktor war, der erfolgreiche Sportler von ihren weniger erfolgreichen Kontrahenten bei den Olympischen Spielen unterschied. Vielleicht sogar noch eindrucksvoller ist das Ergebnis, dass von den 3 Bereitschaftszuständen (mental, körperlich und technisch) nur die mentalen Faktoren statistisch mit Finalplatzierungen bei Olympia in Verbindung gebracht werden konnten. Wenn Sie jemals Wettkämpfer im Vorfeld eines Wettkampfs beobachtet haben, wird Ihnen nicht entgangen sein, dass sich das Verhalten zu verändern beginnt. Während sich die gespannte Erwartung aufbaut, gehen Sportler und Trainer mit den Anforderungen der Situation unterschiedlich um. Einige ziehen sich in sich zurück und werden ganz ruhig, andere sind aggressiver als sonst, während wieder andere häufig auf der Toilette verschwinden. Emotionale Reaktionen auf Stresssituationen können an den Reserven eines Sportlers zehren und die Leistung negativ beeinflussen, wenn mit ihnen schlecht umgegangen wird. Deswegen ist es so wichtig, eine Strategie parat zu haben, um mit Stress vor dem Wettkampf fertig zu werden

 

Auslöser für Emotionen

Emotionen können definiert werden als kurze positive und negative Gefühle, die als Reaktion auf bedeutungsvolle und wichtige Situationen entstehen. Durch sie können Befindlichkeiten beeinflusst werden. Grundlegende Emotionen, wie zum Beispiel Angst, Ärger, Freude und Verwunderung erlebt man im Sport häufig, auch wenn sie durch komplexe Emotionsmischungen häufig nicht einfach im Einzelnen zu beobachten sind. Positive Emotionen können helfen, die Motivation aufrechtzuerhalten und uns in die Lage zu versetzen, Wettkämpfe mit Begeisterung und Energie anzugehen. Negative Emotionen dagegen sind verbunden mit Vermeidungsverhalten und Sichzurückziehen. Emotionen im Sport können von vielen privaten Dingen ausgelöst werden, darunter Erinnerungen, Gespräche mit anderen Menschen, das Erblicken der Wettkampfstätte und die Einschätzung der Gegner. Forscher haben Emotionen untersucht, um festzustellen, warum sie vorkommen und welchen Einfluss sie auf das Verhalten haben. Anfangs dachte man, Emotionen seien einfach das Ergebnis physiologischer Veränderungen, da man feststellte, dass physiologische Symptome, wie erhöhte Herzfrequenz, häufig mit solchen Reaktionen einhergingen. Um diese Theorie zu überprüfen, injizierten Wissenschaftler Freiwilligen das sogenannte „Stress-Hormon“ Epinephrin (Adrenalin), um zu sehen, ob Emotionen im Labor erzeugt werden können. Eine kleine Minderheit der Probanden gab an, sie fühlten echte Emotionen (gewöhnlich Traurigkeit), während die meisten von physiologischen Veränderungen berichteten (was nach der Verabreichung von Adrenalin zu erwarten war) und von „als-ob“-Emotionen – dicht an Gefühlen des Glücklichseins, der Traurigkeit oder des Ärgers, aber nicht „in echt“. Nachfolgende Forschungen zeigten, dass Emotionen induziert werden konnten, indem man die Gedanken der Probanden auf emotionale Auslöser lenkte, so wie zum Beispiel auf verstorbene Verwandte (Trauer) oder frühere Erfolge (Stolz). Zusammengefasst: Die Forschung auf diesen Gebieten hat gezeigt, dass sowohl die physiologische Aktivierung als auch die kognitive Interpretation dieser Aktivierung eine wichtige Rolle dabei spielen, welche emotionale Reaktion erfolgt.

Im Vorfeld eines wichtigen Wettkampfs fängt der Körper an, sich auf die kommenden Anforderungen einzustellen, indem er Hormone wie Epinephrin in die Blutbahn ausschüttet und so die physiologischen Veränderungen in Gang setzt, die mit erhöhter Aktivierung verbunden sind (manchmal als der Kampf- oder Fluchtreflex bezeichnet). Darüber hinaus entstehen Veränderungen im Aufmerksamkeitssystem, wenn Sportler konzentrierter und aufmerksamer werden und das Gehirn zunehmend auf Touren kommt. Die Erhöhung der Aktivierung insgesamt kann Ihr bester Freund oder Ihr schlimmster Feind sein: Der Schlüssel zu einer angemessenen mentalen Einstellung liegt darin, die Veränderungen auf eine rationale Art und Weise zu analysieren und Ihre Emotionen in eine positive Richtung zu lenken. Viele Spitzensportler verbinden erhöhte Aktivierung mit freudiger Erregung, während der Körper sich für den Wettkampf bereitmacht, und nutzen sie als Hinweisreiz, sich auf die vorher geplanten Trainingsprogramme zu konzentrieren. Diese positive Interpretation der Aktivierungsreaktion führt normalerweise zu weiteren positiven Emotionen und optimistischen Einstellungen. Umgekehrt deuten einige Sportler physiologische Veränderungen wie eine erhöhte Herzfrequenz als Angst, Ärger und Besorgnis. Das hat einen negativen Einfluss auf Emotionen, was für eine gute Leistung nicht förderlich ist.

Das Wichtigste, woran Sie denken müssen, ist, dass Ihre Deutung von physiologischen Veränderungen Ihre emotionale Antwort steuert. Die Beziehung zwischen Gedanken und Emotionen funktioniert jedoch in beide Richtungen: Obgleich Emotionen das Ergebnis von kognitiven Interpretationen sind, können sie auch Ihre Gedanken beeinflussen und einen Teufelskreis von negativen Gedanken und Emotionen verursachen. Die gute Nachricht für Sportler, die wenig hilfreiche Emotionen vor dem Wettkampf erleben, ist, dass Sie Kontrolle erlangen können, indem Sie Ihren Aufmerksamkeitsfokus verändern. Wenn Sie diese unerwünschten Veränderungen das nächste Mal aufkommen fühlen, versuchen Sie das folgende psychologische Übungsprogramm zu absolvieren:

  • Sagen Sie sich “Dies ist mein Körper, der mich darauf einstellt, eine gute Leistung zu bringen“ und wiederholen Sie die Bekräftigung, sofern notwendig.
  • Versuchen Sie ein Bild von sich selbst wachzurufen, wo Sie entweder gewinnen oder eine gute Leistung bringen, und verbinden Sie dies mit den Gefühlen, die Sie zu jener Zeit erlebt haben.
  • Sie werden dieses Übungsprogramm regelmäßig machen müssen, damit Sie es als gewohnheitsmäßige Reaktion etablieren, die Ihnen helfen wird, sich vor Wettkämpfen gelassener und energiegeladener zu fühlen. Wenn sich während dieser Zeit negative Bilder in ihren Kopf drängen, so versuchen Sie sich den erfolgreichsten Sportler in Ihrer Sportart vorzustellen und die Art und Weise, wie er oder sie rennt, im Wettkampf ist, daran Spaß hat – kurz gesagt, alles Positive über ihn/sie. Dann stellen Sie sich vor, Sie selbst hätten ähnliche Attribute. Sogar erfahrene Sportler werden, bevor sie in den Wettkampf gehen, nervös und gereizt. Ein wenig Anspannung (solange sie gesteuert wird) ist oft notwendig, um jemanden zu einer Maximalleistung anzuspornen. Die oben skizzierten Techniken werden nicht die ganze Anspannung lösen, aber sie sollten Ihnen helfen, Ihre Emotionen in positivere Bahnen zu lenken. Das ist das, was Spitzensportler lernen müssen. Der Unterschied zwischen Gewinnern und Verlierern lässt sich oft an den unterschiedlichen Bewältigungsfähigkeiten festmachen, in dem Sinne, dass einige Sportler besser gelernt haben mit Wettkampfsituationen umzugehen als andere.

    Es ist wichtig, die Überzeugung einiger Sportler infrage zu stellen, Emotionen und Gefühlszustände seien einfach nur Reaktionen auf äußere Ereignisse; im Gegenteil, der Sportler hat eine beträchtliche Steuerungsfähigkeit in diesem Bereich. Eine kürzliche Studie von Stevens und Lane bestimmte eine Reihe von Strategien, derer sich Sportler bedienen, um ihre Stimmungen zu steuern.(2) Obwohl die Sportler für bestimmte Stimmungsdimensionen besondere Strategien anwendeten, ließen die Ergebnisse erkennen, dass “Ortsveränderung“ und “Musikhören“ zu den am häufigsten angewendeten Strategien gehören. Diverse Forschungsstudien haben gezeigt, dass Musik imstande ist, Emotionen und Stimmung zu beeinflussen, indem sie entweder beruhigt oder anspornt. Allerdings muss gut überlegt werden, welche Musik dafür in Frage kommt. Musikhören oder sich mit etwas geistig Anregendem wie einem Kreuzworträtsel zu beschäftigen, kann helfen, die Gedanken in den Stunden vor einem Wettkampf nicht abschweifen zu lassen, obwohl sich die Sportler unmittelbar davor auf ihre anstehende Aufgabe konzentrieren müssen.

    Ich habe mit Sportlern und Sportlerinnen gearbeitet, die vor dem Wettkampf emotionale Störungen erfahren haben. Deswegen bin ich mir im Klaren darüber, welch große Bedeutung die mentale Vorbereitung hat. Wie sieht die Methode aus, die ich als erfolgreich erlebt habe? Bei jedem Sportler wird eine Bewältigungsreaktion entwickelt, die automatisiert wird und durchweg unter veränderten Umständen angewandt werden kann. Solch eine Bewältigungsreaktion verschafft dem Sportler Kontrolle, indem sie eine vertraute psychologische Entspannnungszone erzeugt, d.h. einen Bereich, in dem sich der Sportler sicher fühlt, unabhängig davon, was in der äußeren Umgebung passiert.

    Einer der größten Auslöser für Angst ist Unsicherheit, was selbstverständlich allen Sportwettkämpfen eigen ist. Der wichtigste Grundsatz für den Sportler ist die Dinge zu beeinflussen, die man beeinflussen kann, aber nicht Energie auf die Dinge zu verschwenden, die unveränderlich sind. Viele Spitzensportler haben die bittere Erfahrung gemacht, dass es negative Auswirkungen auf ihre Konzentration hat, wenn sie ihre Aufmerksamkeit darauf richten, wie Konkurrenten möglicherweise abschneiden oder wie technisch gut andere ihr Warm-up umsetzen. Das Einzige, was Sie steuern können, ist Ihre eigene Vorbereitung, also sollte sich Ihre ganze Aufmerksamkeit darauf richten. Die Entwicklung eines einheitliches Programm und einer Art und Weise, mit Ablenkungen zurechtzukommen, kann Unsicherheiten abbauen und negativ beeinflussende Faktoren reduzieren.

    Weil Sportler unterschiedliche Bedürfnisse haben, ist es unmöglich, die Vorbereitung unmittelbar vor dem Wettkampf zu vereinheitlichen. Möglicherweise möchten Sie aber einige der unten angeführten Ideen übernehmen, wenn Sie Ihre eigene Strategie für die Zeit unmittelbar vor dem Wettkampf entwickeln wollen, um den gewünschten emotionalen Zustand zu erreichen. Diese Ideen sind alle so konzipiert, dass sie in der Stunde vor dem Wettkampf umgesetzt werden können, wenngleich die Grundlagen für andere Zeiten abgeändert werden können.

     

    Körperliche Vorbereitung

    Die Aufwärmphase kann ein wichtiges psychologisches Hilfsmittel sein und darüber hinaus den Körper auf die Härte des Wettkampfs vorbereiten und helfen, Verletzungen zu vermeiden. Erinnern Sie sich an die Entspannungszone? Durch die Entwicklung eines festes Warm-up-Programms, das Beweglichkeitstraining, Dehnen und die Erhöhung der Temperatur der tief liegenden Muskeln einschließt, kann die Unsicherheit reduziert und die Aufmerksamkeit des Sportler auf geeignete Schlüsselreize gerichtet werden, wie zum Beispiel erstklassige Technik und Körperbewusstsein. Bei der Entwicklung von Trainingsprogrammen im Sport hat es sich durchweg als nützlich erwiesen, den Aufmerksamkeitsfokus auf wichtige Schlüsselreize zu lenken, um so der Leistung auf die Sprünge zu helfen.

    Obwohl es während der großen Leichtathletikwettkämpfe vergangenen Sommer unmöglich war, zu beobachten, was in den Köpfen der Sprinter vorging, konnte man doch eindeutig die Regelmäßigkeit der Warm-up-Programme beobachten und die intensive Konzentration bemerken, die den Sportlern ins Gesicht geschrieben stand, bevor sie die Startposition einnahmen. Diese Übungen sind nicht planlos, sondern systematisch entwickelt worden, um optimales Funktionieren in den letzten paar Minuten vor dem Wettkampf zu fördern.

    Golfer haben Übungsprogramme, die es ihnen ermöglichen, sich auf dieselbe Art und Weise auf jeden Schlag vorzubereiten, so wie es einige Fußballspieler beim Freistoß aus machen und Tennisspieler vor dem Aufschlag. Der Schlüssel zu jedem Übungsprogramm ist, dass es dem Sportler die Kontrolle verschafft und die Aufmerksamkeit auf die wichtigen Hinweisreize lenkt. Trainer und Sportler sollten bei der Entscheidung, welche die hauptsächlichen Aufmerksamkeitssignale sind und in welcher Reihenfolge diese vorkommen sollten, zusammenarbeiten. Solche Übungsprogramme sind das Gegenteil von abergläubischen Ritualen, die dem Wettkämpfer die Kontrolle entreißen, da beim Aberglaube ja im Prinzip davon ausgegangen wird, das Ergebnis werde von Dingen beeinflusst, die nicht in einem selbst liegen.

     

    Mentale Vorbereitung

    Zu den mentalen Aspekten vor dem Wettkampf sollte gehören, dass Sie Ihren Fokus auf das richten, was Sie während des Wettkampfs machen werden. Dies kann spezifische Strategien umfassen und das Etablieren des optimalen Aufmerksamkeitsfokus. Einigen Sportler wird es gefallen, vom Vorstellungsvermögen Gebrauch zu machen, um frühere positive Erlebnisse abzurufen und ein Gefühl der Selbstsicherheit zu erzeugen. Sich vor dem Wettkampf etwas bildlich vorzustellen ist eine sehr dynamische Methode, aber sie muss richtig angewendet werden, wenn sie maximale Wirkung zeigen soll. Sich etwas bildlich vorzustellen ist nicht einfach eine Form der Veranschaulichung, sondern darüber hinaus eine alle Sinne umfassende Erfahrung, die den Bewegungssinn, die Emotionen und die akustische Erfahrungen einschließt, um die Wirkung zu erhöhen. Viele Menschen nutzen das Vorstellungsvermögen, um sich ganz einfach selbst gewinnen zu sehen, aber es kann auch dazu genutzt werden, sich eine saubere technische Ausführung vorzustellen, mit schwierigen Situation fertigzuwerden, emotionale Gefühle abzurufen und den bevorstehenden Wettkampf gedanklich durchzugehen. Bildliche Vorstellung ist eine überzeugende Methode, da das Gehirn die vorgestellten Szenarien wirklich interpretiert und auf diesem Wege solche psychologischen Variablen wie Selbstsicherheit verbessert. Halten Sie die Sitzungen, in denen Sie sich bildlich etwas vorstellen, kurz vor dem Wettkampf ab. Sie sollten einfach und nicht zu lang sein (nicht mehr als ein paar Minuten). Die bildlichen Vorstellungen auf das gewünschte Ergebnis abzustimmen, ist unabdingbar. Wenn Sie also Ihre Stimmung verbessern wollen, stellen Sie sich ein realistisches Szenario vor, bei dem Sie sich gut fühlen. Die mentale Vorbereitung kann den wiederholten Gebrauch von positiven Sätzen über sich selbst (Bekräftigungen) wie “Ich habe hart trainiert, und ich bin in in toller Form“ einschließen. Diese Bekräftigungen wirken, indem sie unsere Aufmerksamkeit auf eine solche Art und Weise beanspruchen, dass sie mit der Zeit unser System von Überzeugungen verändern, indem wir anfangen, Gefühlen oder Ereignissen Beachtung zu schenken, die diesen neuen Überzeugungen entsprechen. In dem oben genannten Beispiel beginnen wir uns auf Ereignisse zu konzentrieren, die unsere Überzeugung bestärken in toller Form zu sein. Auf diese Weise können negative Wahrnehmungen ausgeblendet werden.

     

    Das „Quick-Set Programm“

    Der Psychologe Jeff Simons hat einen der besten Wege beschrieben, die letzten 20-30 Sekunden vor dem Wettkampf zu organisieren. Dies ist als das “Quick-Set-Programm“ bekannt geworden.(4) 

    Dieses 3-Stufen-Programm ist so angelegt, dass es 

    1. die Aufmerksamkeit, die unmittelbar vor dem Wettkampf gebraucht wird, bündelt, und 

    2. ist es ein Mittel, sich nach einer Ablenkung wieder zu konzentrieren. 

    Es erfordert nur minimalen Aufwand, was vielen Sportler zusagt und umfasst ein physisches -, emotionales – und Aufmerksamkeitssignal. Ein Beispiel für einen Sprinter könnte so aussehen:

  • Schließen Sie die Augen, machen Sie den Kopf frei und atmen Sie durchgehend tief und rhythmisch durch die Nase ein und durch den Mund aus (physisches Signal).
  • Denken Sie an ein vorheriges gewonnenes Rennen, sehen Sie sich selbst als Erster über die Ziellinie gehen und rufen Sie jene Gefühle ab (emotionales Signal).
  • Richten Sie Ihre Aufmerksamkeit auf den Sprintstart und denken Sie daran, beim Knall der Startpistole loszulaufen.
  • Egal wie sorgfältig Ihre Planung ist; es geschehen oft Dinge in der Wettkampfstätte, die außerhalb Ihrer Kontrolle liegen. Solche Ereignisse haben das Vermögen, Ihren emotionalen Zustand zu beeinflussen, Sie von Ihren Zielen abzulenken und Sie aus Ihrem optimalen Zustand des Vorbereitetseins zu reißen. Es ist jedoch wichtig, nicht zu vergessen, dass Dinge nur Ablenkungen werden, wenn Sie es zulassen. Sie müssen Ihre Stimmung nicht negativ beeinflussen, wenn Sie lernen, sich nicht darum zu kümmern und sich neu konzentrieren. Solche Ablenkungen können von Ihren Gegnern ausgehen. Es nimmt immer mehr zu, dass Gegner auf Strategien zurückgreifen, die dazu ausgelegt sind, Sie fertigzumachen. Oder „Psychospielchen“ anfangen, um zu versuchen, Ihre Konzentration und Beständigkeit zu untergraben. Kommentare wie „Ich bin überrascht zu sehen, dass du so bald nach deiner Verletzung schon wieder einen Wettkampf bestreitest“, sind Versuche, die Aufmerksamkeit von Ihrer Vorbereitung in Richtung negativer Erinnerungen und Selbstzweifeln abzulenken. Die beste Vorgehensweise bei solchen Kommentaren ist, sie zu ignorieren – obwohl das leichter gesagt ist als getan. Wenn Sie merken, Sie schenken dem Beachtung, ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, dass Sie Ihren optimalen Fokus verloren haben und sich schnell neu konzentrieren müssen. “Entledigen“ Sie sich zuerst der Ablenkung und denken Sie nicht mehr daran; sagen Sie zu sich selbst “Lass sie ziehen“, schütteln sich einmal kräftig durch und konzentrieren Sie sich erneut auf Ihr Atmen. Einige Leute ziehen es möglicherweise vor, ihr „Quick-Set-Programm“ auszuführen, um unter solchen Umständen ihren Fokus neu auszurichten.

    Seien Sie sich darüber im Klaren, dass einige Gegner alles daran setzen werden, Sie zu verunsichern und dass, wenn Sie auf ihre Kommentare und ihr Verhalten eingehen, Sie in ihre Falle tappen und ihnen einen psychologischen Vorteil verschaffen werden. Wenn Sie sich auf dieses psychologische Duell einlassen, laufen Sie Gefahr, Ihren emotionalen Zustand durcheinanderzubringen, hyperaktiv zu werden und eine deutliche spürbare Leistungsreduktion zu erfahren, von der Sie sich schwerlich erholen werden. Emotional zu reagieren bedeutet oft, dass Sie Ihre sorgfältig ausgearbeiteten Pläne verwerfen und sich einer Vergeltungsstrategie bedienen. Selbstkontrolle erlangen Sie am besten, wenn Sie nicht auf Provokationen reagieren. Dies kann, umgekehrt, Ihren Gegner beunruhigen oder ärgerlich machen, da es zeigt, dass seine bzw. ihre Versuche, Sie zu schwächen, fehlgeschlagen sind. Versuche Sie in solche Mätzchen zu verwickeln, können jedenfalls ein Zeichen dafür sein, dass Sie Ihrem Gegner Sorgen bereiten. Ein klassisches Beispiel, wie Emotionen Leistungssportlern schaden können, lieferte ein berühmter Boxkampf zwischen Sugar Ray Leonard und Roberto Duvan. Leonard wurde als der bessere Boxer angesehen, von dem man erwartete, dass er Duran mit routinierten Bewegungen und Distanzschlägen deklassieren würde. Aber vor dem Kampf beleidigte Duran Leonard vor seiner Familie und dies, ließ Leonard – zur Bestürzung seines Trainers Angelo Dundee – in Rage geraten, was den Ablauf der späteren Ereignisse vollkommen veränderte. Statt sich beim Kämpfen an die vorher geplante, mit seinem Trainer ausgeklügelte Strategie zu halten, ließ Leonard zu, dass seine Emotionen die Oberhand gewannen und beschloss, seinen Gegner „zusammenzuschlagen“. Durans Provokationen kamen einer psychologischen Glanzleistung gleich: Als Leonard seine boxerischen Fähigkeiten über den Haufen warf und sich für eine Schlägerei entschied, gewann Duran nach Punkten.

    Es gibt viele andere potenzielle Ablenkungen für Sportler, darunter die Handlungen von Freunden oder der Familie, Trainern oder Teamkollegen, Umweltbedingungen, Erinnerungen, Verzögerungen und nebensächliche Gedanken. All dies kann Ihre Vorbereitungen beeinträchtigen. Seien Sie also bereit, Ihren Kopf frei zu bekommen und Ihren Fokus neu auszurichten, sofern notwendig. Außerdem bzw. als Alternative sollten Sie sich – wenn möglich – vom Urheber dieser Ablenkungen physisch entfernen. Eine körperliche Fähigkeit zu erlernen braucht Zeit, Anstrengung und Übung. Bei psychologischen Fähigkeiten ist es in dieser Beziehung nicht anders. Erwarten Sie also keine wundersamen Leistungsveränderungen über Nacht. Wenn Sie ein ernsthafter Sportler sind, ist es am besten, Sie arbeiten mit Ihrem Trainer zusammen, um Programme und mentale Pläne zu erarbeiten. Sobald Sie mit diesen zufrieden sind, können sie zuerst in Übungssituationen und später im Wettkampf eingeführt werden. Geben Sie sich ein paar Wochen Zeit, diese neuen Methoden anzuwenden, bevor Sie sie neu bewerten und Teile ergänzen oder streichen, wenn erforderlich. Es ist unwahrscheinlich, dass die anfänglichen Pläne oder Programme perfekt sind. Scheuen Sie sich also nicht, sie weiterzuentwickeln. Es ist auch vernünftig, Ihren Trainingseinheiten Ablenkungen hinzuzufügen, um realistischere Bedingungen zu simulieren. Dies kann den Versuch einschließen, den Fokus neu auszurichten, während Leute versuchen, Sie abzulenken. Sie könnten sogar Ihre Fähigkeit, sich neu zu konzentrieren und sich dabei bildliche Vorstellungen zu machen, ausbauen, indem Sie sich in Ihrem Kopf potenzielle ablenkende Szenarien ausmalen. Nur wenn Sie sich mit Ihren Strategien wohl fühlen, sollten Sie anfangen, sie in Wettkämpfen anzuwenden. Denken Sie daran, dass Sie nichts überstürzen, da Verbesserungen Zeit brauchen, bis sie Ergebnisse zeigen.

    Emotionen sind ein wesentlicher Teil von Sport und Wettkampf. Aber wenn Sie nicht vor dem Wettkampf die Kontrolle über sie gewinnen, übernehmen sie möglicherweise die Kontrolle über Sie und behindern Ihre Leistung. Sicher sind einige Menschen emotional empfänglicher als andere; aber die mentale Führung zu übernehmen, indem man psychologische Pläne und Programme durchführt, kann allen Sportler dazu verhelfen, die Leistungsbereitschaft zu optimieren.

    Lee Crust

     

    Quellenangaben:

  • The Sport Psychologist, 1988, Bd 2, S. 105-130
  • Athletic-insight: the online journal of sport sychology, 2001, Bd. 3 (3)
  • Track and Field Quarterly 1992, Bd. 92 (1)
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