In den nächsten 3 Teilen der Taktik‐Serie stelle Ihnen gemeinsam mit Basketballtrainer Bogdan Suciu 3 Offensiv‐Systeme ausführlich vor. Das 1. System, das wir im heutigen Artikel analysieren ist die Shuffle Offense.
Lesen Sie auch Teil 1 des Artikels: Wieso sind Offensiv-Systeme wichtig?
„Die Shuffle ist eine Art Motion Offense, also ein Offensiv‐System, bei dem jeder Spieler in Bewegung ist. Der Unterschied zwischen Shuffle und Motion ist der, dass es beim Shuffle keine festen Positionen gibt. Alle Spieler müssen alle Positionen spielen können, damit das Ganze funktioniert“, so Bogdan Suciu. Die Shuffle ist ein Allzweck‐Offensivsystem, für das man allerdings Spieler mit Allround‐Qualitäten braucht.
Der staatlich geprüfter Physiotherapeut Bogdan Suciu kümmert sich hauptberuflich um verletzte Patienten und begleitete in den letzten Jahren auch viele verletzte Basketballer während der Rehabilitation. Der angehende A‐Lizenztrainer ging in der Vergangenheit selbst unter anderem für die SG Sechtem (Regionalliga) und die 2. Mannschaft der Telekom Baskets Bonn (Regionalliga) auf Korbjagd. Seit dem Jahr 2000 betreute Bogdan verschiedene Mannschaften, u.a. die Damenmannschaft der BG Rentrop (2.Bundesliga) sowie die Damen des Regionalligisten aus Rhöndorf. Aktuell ist der 34‐jährige Coach bei den Telekom Baskets Bonn und für eine Jugend‐ und Seniorenmannschaft verantwortlich, in dem Verein, wo er sein Trainerengagement begonnen hat.
Geschichte
Coach Bruce Drake aus Oklahoma erfand in den 50er Jahren diese Art der multiplen Offensive, also ein Offensivsystem, das gegen jede Art von Verteidigung gespielt werden kann. Die Shuffle Offense wurde später von Coach Bob Spear von der United States Air Force Academy und Coach Dean Smith von der Universität North Carolina erweitert, gelehrt und sehr erfolgreich angewandt. „Die Shuffle ist eine Art Kontinuum-Offensive, bei der alle Spieler involviert sind. Sie rotieren auf allen Positionen und der Ball wird hauptsächlich durch Passen bewegt“, erklärt der Bogdan Suciu.
In den 50er Jahren profitierte „die Shuffle“ von der nicht vorhandenen Wurfuhr. Mitte der 50er Jahre wurde die „Shotclock“ in den USA eingeführt, zuerst mit einer Zeitbegrenzung von 35 Sekunden, mittlerweile beträgt die Angriffszeit nur noch 24 Sekunden. „Früher konnte die Verteidigung im wahrsten Sinne des Wortes müde gespielen werden und drauf gewartet werden, bis sie einen Fehler macht“, erklärt Suciu. Im Profi‐Basketball gibt es für die verteidigende Mannschaft taktisch betrachtet kaum noch Überraschungen. Andererseits hat sich aber auch die Athletik und Dynamik in der Offensive kontinuierlich weiterentwickelt.
Für wen ist sie geeignet?
Experte Bogdan Suciu empfielt dieses Offensiv‐System jungen unerfahrenen Trainern als Einstieg im Taktiktraining: „Die Shuffle ist eine Allzweckwaffe und kann in ihrer Komplexität sukzessiv erweitert werden. Allerdings braucht man Spieler mit Allroundfähigkeiten.“ Die Shuffle Offense kann auch gut im Jugendbasketball gespielt werden. Die Spieler lernen durch die Shuffle, sich in frühen Jahren auf allen Positionen zu entwickeln. Die A‐Nationalmannschaft Australiens hat sich übrigens auf diese Art der Offense spezialisiert und spielt sie in einer modernisierten Art mit vielen Blöcken und Cuts.
Darstellung
Diagramm 1:
Spieler 1 mit Einstiegspass auf Spieler 3 nach einem Cut von der Zone zur Dreierlinie. Spieler 5 stellt einen Backscreen (indirekter Block in den Rücken der Defense) für Spieler 2.
Diagramm 2:
Spieler 2 hat eine Low Post Option (Spieler 3 passt den Ball nur bei Mismatch), ansonsten schneidet der Spieler raus zur Dreierlinie. Spieler 5 setzt einen Screen für Spieler 4, der zum Korb schneidet.
Diagramm 3:
Spieler 2 geht in die tiefe Flügelposition und Spieler 4 positioniert sich im Low Post. Spieler 1 setzt einen Screen für Spieler 5, der für die Option „Dreier“ rausgeht.
Diagramm 4:
Spieler 3 passt auf Spieler 5. Entweder nimmt der Center den Wurf oder der Zyklus läuft weiter.
Vorteile
– Durch ständiges Bewegen der offensiven Spieler mit Cuts (Schneiden zum Ball) und Stellen von Blöcken werden einfache „Scoring“ Optionen kreiert.
– Da alle Spieler durch das ständige Bewegen alle Postionen besetzen können, werden „Missmatches“ kreiert.
– Die Shuffle kann als Einstieg für ein anderes System optimal genutzt werden, da alle Spieler in der Lage sind, zu jeder Zeit alle Positionen zu spielen. Dadurch verliert man keine Zeit.
– Eignet sich im Jugendbasketball, da alle Spieler sich in frühen Jahren auf allen Positionen entwickeln lernen.
Nachteile
– Alle Spieler müssen in der Lage sein, jede Postion auf dem Spielfeld zu spielen. Die Guards müssen sowohl werfen und dribbeln können, aber auch in Brettnähe mit dem Rücken zum Korb agieren können. Das gleiche gilt für die Flügelspieler und Center. Diese müssen über einen guten Wurf von draußen verfügen, aber auch penetrieren können.
– Erfordert eine gute Kondition aller Spieler, da die Shuffle sehr laufintensiv ist und alle Spieler ständig in Bewegung sind.
Fazit
Die Shuffle Offense kann nicht mit einem unerfahrenem Team gespielt werden. Wer dieses System erfolgreich anwenden möchte, braucht Spieler, die über Allround‐Fähigkeiten verfügen. Das System an sich kann eine starke Waffe sein, denn durch das ständige Rotieren der Spieler ergeben sich immer neue Möglichkeiten für Cuts und Screens. Eine Offensive muss sich in 24 Sekunden zwar nicht den „100‐Prozent‐Wurf“ herausarbeiten, das Mindestziel sollte jedoch ein „high percentage shot“ sein.
Diagramme erstellt von Bogdan Suciu
Quellenangabe:
1. Dean Smith: Teaching the Shuffle Offense