Das Potenzial von Mentaltraining geht weit über die Steigerung der sportlichen Leistung hinaus. Ob als Konzentrationstraining, das als Nebeneffekt zu einer Minimierung des Verletzungsrisikos führt, ob zur Überwindung von inneren Blockaden oder mit dem Ziel, die Regenerationsfähigkeit des Körpers zu fördern: Mentaltraining kann zum echten „Entwicklungsbeschleuniger“ werden.
Warum ist Mentaltraining wichtig?
Nicht nur Profi- und Ausdauersportler haben destruktive Gedanken und müssen sich über einen langen Zeitraum hinweg selbst motivieren können. Die Vorteile des Mentaltrainings können sich auch positiv auf andere Lebensbereiche auswirken. Ob im schulischen oder beruflichen Kontext – bessere Ergebnisse erzielt, wer Leistungsreserven, zu denen bislang der Zugang fehlte, aktivieren und nutzen kann. Gerade hier können Techniken aus dem Bereich der Hypnose gezielt darin unterstützen, Zugang zur stärksten und wichtigsten Ressource, unserem Unterbewusstsein, zu finden.
Leistungs- und Profisportler sind darauf angewiesen, durch mentale Stärke ihr volles sportliches Potenzial abrufen zu können. Wenn nicht, dann können nämlich Wettkampfstress, Leistungsdruck oder Nervosität dem Erbringen persönlicher Bestleistungen im Weg stehen. Deshalb ist es hier etabliert, die regelmäßigen physischen Trainingseinheiten (Kondition, Athletik oder Technik) durch Einheiten mentalen Arbeitens zu ergänzen. Effizienz und Nachhaltigkeit des Trainings können so wesentlich erhöht werden, Leistungen konstanter erbracht und dadurch die persönliche Performance – etwa bei Turnieren und Wettkämpfen – gefestigt werden.
Untersuchungen zufolge macht die mentale Stärke mindestens 50 Prozent des Leistungsniveaus eines Sportlers aus. Umso verwunderlicher ist es dann, dass man in vielen Bereichen nur etwa zehn Prozent der gesamten Trainingszeit für das „mentale Workout“ aufwendet. Häufig liest man darüber, wie Sportler nach schweren Verletzungen oder psychischen Herausforderungen ihren Weg zurück zu alter Stärke fanden – mithilfe eines Sportpsychologen oder Mentaltrainers. Mitunter könnte man dadurch den Eindruck gewinnen, mentales Training sei primär etwas für „Problemathleten“. Ein eher defizit- oder mangelorientierter Fokus versperrt allerdings die Sicht auf das volle Potenzial, das an ein fundiertes Mentaltraining gebunden ist. Denn neben der Vorbereitung auf die Erbringung von Höchstleistungen – auch unter widrigsten Umständen – trägt das Trainieren mentaler Stärke zur Selbsterkenntnis, Persönlichkeitsentwicklung und Prävention auf unterschiedlichsten Ebenen bei.
Wie funktioniert Mentaltraining?
Als Vordenker und Begründer des Mentaltrainings im deutschen Raum gilt Hans Eberspächer. Er prägte das Konzept der „mentalen Handlungsregulation“ auf Basis eines direkten Einflusses von psychischen Prozessen auf die Bewegung. Der Fokus des Mentaltrainings lag hier primär auf einem wiederholten intensiven Sich-Vorstellen und Durchdenken eines sportlichen Handlungsablaufes, ohne die Handlung selbst dabei aktiv auszuüben. Ob Slalomstrecken oder der alpine Marathon-Trail: Auf diese Weise lernten Sportler räumlich zu antizipieren, gingen mental Streckenabläufe durch und konnten Bewegungsabläufe optimieren und perfektionieren. Erfolgsgrundlage war die wissenschaftliche Erkenntnis dahinter, dass das rein gedankliche Durchleben einer bestimmten Handlung die gleichen neuronalen Verknüpfungen und Vernetzungen im Gehirn kreiert, wie es bei einer real ausgeführten Handlung der Fall ist. Mit jedem Wiederholen und Simulieren im Denken bzw. Sich-Vorstellen verfestigen sich diese neuronalen Strukturen. So entsteht eine Routine, die jederzeit abrufbar wird.
Was macht man beim Mentaltraining?
Das erweiterte aktuelle Verständnis von Mentaltraining ist noch weit umfassender und systemischer orientiert. Es bezieht zusätzlich alle Gedanken und Gefühle mit ein, die mit der persönlichen Leistungsfähigkeit verknüpft sein können. Dazu gehören auch das soziale Umfeld, innere Konflikte und Blockaden oder individuelle Werte- und Motivationsprofile. Motivation und Selbstvertrauen werden gezielt gestärkt. Ebenso werden Übungen zur Imagination und Techniken zur Selbstregulierung – etwa bei Stress, zur Förderung der körperlichen Regeneration oder zu einer besseren Balance zwischen An- und Entspannung – vermittelt.
Wesentlich für einen solch ganzheitlichen Ansatz von Mentaltraining ist auch immer die individuelle Antwort auf die Frage: „Was ist mein konkretes Ziel und was bringt es mir, dieses Ziel zu erreichen?“ Für den Erfolg, nicht nur im Sport, braucht es die Antwort auf die Sinnfrage – spätestens in Momenten, in denen es Niederlagen zu bewältigen gilt, oder wenn es darum geht, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Erst wenn klare Ziele definiert sind, lassen sich auch Trainingspläne so spezifisch konzipieren, dass genau diese Ziele erreicht werden können. Zur Visualisierung der eigenen Ziele werden beispielsweise Vision Boards eingesetzt. So kann man einzelne Emotionen und Elemente des angestrebten Erfolgs bildlich verankern. Mit einer strukturierten Zielformulierung und einer bewusst durchgeführten Visualisierung des Wunschergebnisses – unter Einbeziehung aller Sinne – kann man eine neue Qualität der Erlebbarkeit erreichen.
Hypnose im Sport
Aus Blockaden und inneren Konflikten kann man sich schlecht „herausdenken“. Viel effektiver ist es, sich in solchen Momenten mit seinem Unterbewusstsein zu verbinden. Es ist unsere stärkste und wichtigste, vielfach aber eine ungenutzte Ressource. Es birgt wertvolle Informationen und ist weniger fehleranfällig als der Verstand. Hypnosetechniken können ein wertvolles Tool sein, sich diese innere Kraftquelle zu erschließen und in aktuelle Fragestellungen miteinzubeziehen. Werden Verstand und Unbewusstes synchronisiert – etwa während einer Hypnose –, so entfaltet sich das volle Kraftpotenzial aus dem eigenen Selbst heraus.
Was passiert bei der Hypnose im Gehirn? Die Aktivität der Areale, die Teil des limbischen Systems und für unsere Informations- und Emotionsverarbeitung zuständig sind, sinkt. Dadurch erscheinen Außenreize als weniger relevant und intensiv. Im Zustand der Trance, mit der die Hypnose arbeitet, können Informationen neu verarbeitet und bewertet werden. Dadurch lassen sich innere Bilder, Glaubenssätze und Verhaltensmuster leichter verändern. Häufig wird Hypnose im Sport als „Aktiv-Wach-Trance“ angewandt. Dieser Zustand ähnelt dem natürlich und spontan auftretenden „Flow-Zustand“. Trainiert wird mit offenen Augen; den Zustand der Trance kann der Sportler als Selbsthypnose dann auch in Wettkampfsituationen mitnehmen und selbst herbeiführen. Hierfür wählen erfahrene Sportpsychologen und Mentaltrainer individuell passende Techniken und üben diese mit dem Sportler gezielt ein. Ergänzend dazu kann man Audiodateien einsetzen– mit aufgesprochenen Anleitungen oder Suggestionen und Affirmationen, die man nach Bedarf nutzen kann. Das Auflösen belastender Gefühle und Blockaden wird in Einzelterminen bearbeitet.
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Autorin: Mirja Krönung ist Businesstrainerin, Kommunikationsstrategin und systemischer Coach. Kunden profitieren von ihrer über 15-jährigen Expertise in den Bereichen Medical/Healthcare, Fitness und Lifestyle. Arbeitsschwerpunkte sind Themen wie „Kommunikation in Krisen- und Veränderungsprozessen“, „Agile Selbstorganisation“ und „Mentale Gesundheit“. Die Expertin begleitet Transformationsprozesse und unterstützt mit Inhouse-Schulungen und Online-Trainings.
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