Die Herzfrequenzmessung hat nicht ausgedient!

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Immer wieder ist zu lesen, dass die Möglichkeit die Leistung zu messen „besser“ sei oder das „herzfrequenzgesteuertes“ Training veraltet und ungenau sei. Wie so oft sind derartige Aussagen zwar plakativ aber dennoch nicht richtig.

Diese Aussage beruhen grundsätzlich auf einer richtigen Beobachtung: Wenn Sie ein lockeres Grundlagenausdauertraining auf dem Rad absolvieren, wird Ihre Herzfrequenz bei gleichbleibender Leistung hin ansteigen. Um im Trainingsbereich „GA1“ zu bleiben, müssten Sie also langsamer fahren wie zum Start Ihrer Trainingseinheit. Der Grund für dieses Phänomen ist die einsetzende Ermüdung. Dieser so genannte Puls-Drift oder Herzfrequenz-Shift wurde dahingehend als unerwünscht gesehen und argumentiert, dass eben auch nach 4 Stunden Radtraining 100 Watt immer noch 100 Watt sind. 

Fehler in der Betrachtung

Allerdings wird an dieser Stelle eben der Fehler gemacht zwei komplett unterschiedliche Aspekte zu vergleichen. Die 100 Watt sind in diesem Beispiel die Belastung, während die Reaktion der Herzfrequenz eben die Beanspruchung Ihres Körpers widerspiegelt. Im Kern kann je nach Zielstellung Ihres Trainers beides sinnvoll eingesetzt werden. Trainingseinheiten in denen man bewusst nach der Leistung trainiert und andere Trainingsausfahrten, bei denen Ihre Herzfrequenz der Steuerparameter ist. Gerade wenn Sie auf ein Rennen wie den Ötztaler oder die Transalp trainieren, sollten Sie unbedingt beide trainingsformen in Ihr Training integrieren. Es ist falsch zu denken, dass man als Nutzer eines Leistungsmessers nun einfach die Herzfrequenzmessung durch die Leistung ersetzt. 

Herzfrequenz stellt Reaktion des Körpers auf Belastung dar

Tatsächlich kann die Leistung die direkte Aktion des Körpers abbilden, während die Herzfrequenz eher die Reaktion des Körpers auf die Belastung darstellt. Das wiederum ist ein Vorteil der Herzfrequenz: Sie kann auch ermüdungsbedingte Prozesse abbilden, während die Leistung alleine für sich genommen das nicht vermag. Die wichtigen Erkenntnisse und die spannendsten Informationen erhalten wir nur dann, wenn wir alle wichtigen Parameter in unserem Training berücksichtigen. Für Ihr Training sollte gelten, dass Sie mit Leistung und Herzfrequenz trainieren. Beide Parameter sind eng miteinander verbunden und sollten nicht gegeneinander ausgespielt werden.

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Über den Autor

Dennis Sandig

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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