Fit bis ins hohe Alter – nur mit Training!

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Fitness ist nicht nur in jungen Jahren wichtig. Insbesondere im Alter kann man mit einem guten Fitnesszustand die Lebensqualität enorm steigern. Studien zeigen sogar, dass sportlich aktive Menschen im Durchschnitt knapp 13 Jahre später körperliche Beeinträchtigungen erfahren müssen.

Ein verbreiteter Vorbehalt gegen eine aktive Lebensweise lautet sinngemäß etwa so: »Wenn ich keinen Sport treibe, dann sterbe ich eben etwas früher, führe dafür aber bis dahin ein zufriedenes Leben, ohne mich mit Sport quälen zu müssen.« Diese Argumentation mag überzeugend klingen, unter- liegt aber einem entscheidenden Trugschluss und geht daher so nicht auf. 

Wenn man Bewegungen und körperliche Betätigung meidet, kann man selbstverständlich sehr alt werden und glücklich dabei sein. Wovon man in der Regel aber nicht ausgehen kann, ist, unter diesen Umständen 70 Jahre lang so fit und leistungsfähig zu sein wie jemand, der seinen Körper systematisch sportlich fordert und damit fördert. Das Szenario, bei dem man sich lebenslang schont und trotzdem bis zum letzten Atemzug fit und leistungsfähig ist und dann plötzlich tot umfällt, dürfte in der Regel eher eine Wunschvorstellung sein. Sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass sich bereits im mittleren Lebensalter Beschwerden und körperliche Veränderungen einstellen, denen mit einem Fitnessprogramm leicht hätte vorgebeugt werden können. 

Fast 13 Jahre länger ohne Beschwerden

Eine groß angelegte Studie aus dem Jahr 2003 (erschienen in der Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine) mit mehr als 600 Probanden hat gezeigt, dass körperliche Beeinträchtigungen im Laufe des Lebens bei sportlich Aktiven im Schnitt 12,8 Jahre später auftraten als bei Nichtsportlern. 

Unser Körper funktioniert nach dem Prinzip »use it or lose it« (benutze es oder du verlierst es). Muskeln, die nicht beansprucht werden, bilden sich zurück. Dies gilt für das Herz in gleicher Weise wie für die Skelettmuskulatur. Mit zunehmender Bewegungsarmut verliert unser Körper daher langfristig auch zwangsläufig an Leistungsfähigkeit und Fitness. Eine naheliegende Überlegung in diesem Zusammenhang ist die folgende: »Sport bietet mir zwar eine Reihe gesundheitlicher Vorteile, aber wenn ich keinen Sport treibe, komme ich zwar nicht in den Genuss dieser Vorteile, habe andererseits aber auch keine Nachteile, das heißt, mir entgeht nichts, mein Zustand bleibt dann eben so, wie er ist, und damit bin ich ganz zufrieden.« Diese Überlegung klingt zwar einleuchtend, übersieht aber, dass unsere Körperfunktionen dynamisch sind, sie passen sich also ständig an die vorherrschenden Umstände an. Und wenn Bewegungsmangel einer dieser Umstände ist, dann passt sich der Körper in einer Weise an, die wenig erstrebenswert ist: Man wird nach und nach immer schwächer. 

Ohne Training verliert der Körper Muskelmasse

Bereits im frühen Erwachsenenalter, wenn der Körper am leistungsfähigsten ist, gibt es große Unterschiede zwischen trainierten und untrainierten Personen. Dieser Effekt verstärkt sich mit zunehmendem Lebensalter. 

Wir müssen davon ausgehen, dass der Mensch spätestens ab dem 30. Lebensjahr, oft schon früher, ein Prozent seiner Muskelmasse verliert, wenn er sich nicht sportlich betätigt – und zwar ein Prozent Muskelschwund pro Jahr! Ab dem 60. Lebensjahr verlieren die meisten Menschen jedes Jahr sogar anderthalb bis zwei Prozent Muskelmasse. 

Durch diesen Verlust an aktiver Körpermasse sinkt auch der Energieverbrauch entsprechend. Bleiben dabei die Ernährungsgewohnheiten unverändert, so steigt nach und nach der Körperfettanteil, ohne dass sich dies auf der Waage niederschlagen muss. Auch wenn jemand 40 Jahre lang sein Gewicht konstant hält – ohne Sport verändert sich die Körperzusammensetzung dramatisch! Aber keine Angst. Es gibt auch zwei ausgesprochen positive Umstände: Jeder kann diese Prozesse durch Training umkehren. Es gibt keine Altersgrenze. Selbst 80-Jährige können Trainingserfolge erzielen und Muskeln aufbauen

Für die Ausdauer gilt das Gleiche. Auch die Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems lässt sich bis ins hohe Alter aufrechterhalten oder sogar verbessern. Man kann daher ohne Übertreibung sagen: Mit regelmäßigem Training kann man 40 Jahre lang so leistungsfähig sein wie mit 20!

Jürgen Gießing

 

Quelle 

Jürgen Gießing: „HIT-Fitness – HochIntensitätsTraining“, Riva Verlag 2010

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