Sportpsychologie – Zielsetzung: Die „SMART-Strategie“

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Die „SMART-Strategie“: trainingsworlds Sportpsychologe Jörg Schönenberg erklärt, wie Sie sich mit der richtigen Taktik die verschiedenen Kriterien für die Zielsetzung und Zielerreichung einfach merken können

Liebe Leser, Sie haben in den vergangenen Artikeln immer wieder ausgewählte und wichtige Kriterien zur Thematik der Zielsetzung/Zielerreichung nachlesen können. Die Kenntnis dieser Kriterien benötigt man als Sportler bzw. Trainer, um langfristig das Leistungsniveau steigern zu können und sportliche Erfolge zu erzielen. In diesem Artikel erhalten Sie einerseits eine kurze Zusammenfassung wichtiger Kriterien anhand eines Merkwortes. Andererseits werden aber auch noch einmal weitere wichtige Punkte angedeutet, die es im Sinne eines professionellen „Zielsetzungstrainings“ zu bedenken gilt.

 

Gestalten Sie Ihre Ziele „SMART“!

Dieses Merkwort fasst einige Kernkriterien zusammen, wie Ziele formuliert sein sollten, damit die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung möglichst hoch ist (je nach Herkunft haben die einzelnen Buchstaben leicht unterschiedliche Bedeutung):

 

S = Spezifisch

Häufig werden Ziele sehr vage beschrieben. Damit ist Vieles möglich, aber vielleicht auch Nichts! Wenn Ziele dagegen spezifisch, eindeutig, konkret und präzise formuliert werden, haben sie mehr Verbindlichkeit und lassen sich leichter in konkretes Handeln überführen. Das fördert die Motivation und macht die Zielerreichung wahrscheinlicher.

M = Messbar

Man muss überprüfen können, ob man sein Ziel erreicht hat. Deshalb sollte man definieren, was der „Beweis“ dafür ist, dass das gesteckte Ziel auch erreicht wurde.

A = Akzeptiert

Nur ein Ziel, das der Athlet auch selber erreichen kann und will, wird ihn motivieren, sein Bestes zu geben. Ziele, die nur von Außen vorgegeben werden und die der Sportler selber gar nicht akzeptiert und internalisiert, behindern die wichtige intrinsische Motivation.

R = Realistisch

Die Kompetenzen des Sportlers und auch die Umfeldfaktoren müssen so gestaltet sein, dass das anvisierte Ziel auch wirklich möglich/erreichbar ist. Unrealistisch hohe Ziele, an deren Erreichbarkeit man selbst nicht wirklich glaubt, können unter Umständen zu Blockaden und Versagensängsten führen. (Sportpsychologie: Konkrete und realistische Zielsetzung)

T = Terminiert

Jedes Ziel soll vom Zeitraum klar definiert sein. Wann beginnt die Aktivität zur Zielerreichung und, vor allem, bis wann genau muss das Ziel erreicht sein?

 

Weitere Faktoren

Soweit so gut mit der „SMART-Strategie“. Damit die Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung weiter steigt, sollten Sportler und Trainer zumindest noch folgenden Punkten Aufmerksamkeit schenken. Entweder indem sie diese in die „SMART-Formel“ integrieren, oder aber als eigenständige sportpsychologische Punkte behandeln:

 

Ressourcen

Der Sportler sollte von allen Möglichkeiten Gebrauch machen, die ihn bei der Zielerreichung sinnvoll und positiv unterstützen können. Diese Ressourcen können im Sportler selbst liegen, wie zum Beispiel seine Fähigkeiten, sein Wissen, positive Erfahrungen in der Vergangenheit. Ressourcen können aber auch im sozialen Umfeld liegen. Die Kommunikation mit und Einbeziehung von bestimmten Menschen in die Zielstrategie könnte für den Sportler möglicherweise positive Energie entfachen. Die Beschäftigung mit Ressourcen bringt unter Umständen auch erst ans Tageslicht, dass der Sportler noch einige zusätzliche „Kraftquellen“ benötigt, um sich mit voller Überzeugung seinem Ziel widmen zu können. Diese Ressourcen gilt es dann noch zu erschließen.

 

Hindernisse und Blockaden

Dass auf dem Weg zum Ziel nicht immer alles hundertprozentig reibungsfrei verlaufen kann, leuchtet jedem ein. Der Sportler weiß aber vielleicht auch schon von sich selber, wann und wo er immer wieder mal auf eigene Schwachstellen stößt, oder dem sagenumwobenen „inneren Schweinehund“ begegnet? Hier macht es dann möglicherweise schon frühzeitig Sinn, sich darauf einzustellen, und rechtzeitig Lösungsstrategien vorbereitet zu haben.

 

„Ökologie-Check“

Unter diesen Punkt kann man zahlreiche Aspekte fassen. Zum Beispiel ob der Sportler seine Alltagsverpflichtungen wie Arbeit, Schule, Studium, Familie, Bekannte und Ähnliches mit seinen sportlichen Zielen unter einen Hut bekommt. Hier kommt also das aktuelle Thema der „Work-Life-Balance“ ins Spiel. Oder auch, ob der Sportler möglicherweise mehrere (zu viele!?) sportliche Ziele parallel hat, die eventuell zueinander in Konkurrenz stehen und/oder den Sportler überfordern.

Im Grunde handelt es sich beim so genannten Ökologie-Check um eine Überprüfung, ob es irgendwelche inneren und/oder äußeren Widerstände gegen das anvisierte Ziel gibt. Welche Konsequenzen und Auswirkungen werden die Aktivitäten zur Zielerreichung beziehungsweise das am Ende tatsächlich erreichte Ziel für den Sportler und sein soziales Umfeld haben? Nur, wenn sich der Sportler über die möglichen Konsequenzen seines Ziels im Klaren ist, und bereit ist, diese zu tragen beziehungsweise damit umzugehen weiß, kann er sich mit hundertprozentiger Aufmerksamkeit an die Arbeit machen.

 

Controlling und Analyse

Nachdem wir das Ziel aus unseren Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen.“ (Mark Twain)

Zu einer professionellen Zielsetzungsstrategie gehört eine regelmäßige Überprüfung, eine Kontrolle, ob man noch auf dem richtigen Weg ist. Man darf sich auch nicht scheuen, seine Zielsetzung unter Umständen zu überarbeiten, vielleicht an neu entstandene Rahmenbedingungen anzupassen oder auch zu optimieren.

Der Überprüfung dienen unter anderem so genannte „Milestones“ und „Benchmarks“. Milestones sind Zwischenziele in einem (längeren) Zielprozess. Benchmarks sind Vergleichswerte, mit denen der Sportler seinen Leistungsstand mit dem anderer Sportler vergleicht, oder die eigene Leistungsentwicklung überprüft.

Beim Controlling könnte es einem Sportler vielleicht auch helfen, mit Zieltagebüchern, Kalendern und Visualisierungstechniken etc. zu arbeiten, um einen klaren Überblick zu behalten.

Auch nachdem das Ziel erreicht wurde (beziehungsweise nicht erreicht wurde, oder auch nach einem Wettkampf) sollten Sportler und Trainer eine Analyse machen. Damit ist nicht nur die schlichte Feststellung gemeint, ob man das Ziel gepackt hat oder nicht. Hier geht es darum, genau zu untersuchen, wie und warum es zum realen Ergebnis im Positiven wie im Negativen gekommen ist. Hieraus lassen sich dann möglicherweise wichtige Erkenntnisse gewinnen, die man für das eigene Lernen, die zukünftige Leistungsentwicklung und die neue Zielsetzung nutzen kann. Eine gute Analyse schließt einen Zielprozess konsequent ab und beeinflusst die Motivation im Weiteren meistens positiv.

In diesem Zusammenhang sei noch darauf hingewiesen, dass sich der Sportler für einen Erfolg in jedem Fall belohnen sollte!

 

Jörg Schönenberg

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