Wenn Körper und Geist nicht im Einklang sind

0

Das Zusammenspiel von Körper und Geist wird in der Psychosomatik erforscht. Die Psyche spiegelt den Geist wieder und Soma den Körper. Ist dieses Zusammenspiel gestört, können Schmerzen und Erkrankungen auftreten, die nur mit Blick auf die Psyche auch zu behandeln sind.

Erfassung von psychosomatischen Problemen

Viele Schmerzen im Bereich der Halswirbelsäule, Brustwirbelsäule und Lendenwirbelsäule werden chronisch und haben keine ersichtliche Ursache, 85 % sind psychomsomatischer Natur. (Lesen Sie dazu auch: Ist Schmerz nur eine Kopfsache?

Die Anamnese ist besonders wichtig, um dem Hintergrund der Schmerzen zu erfassen, also die Krankengeschichte. Wenn es kein ersichtliches Trauma gab oder keine körperliche Belastung durch einseitige Beanspruchung vorliegt, sollte nach dem Stressfaktor im Privatleben und am Arbeitsplatz gefragt werden.

Ein Richtwert der Physiotherapie lautet, dass, wenn nach 4 Behandlung keine Verbesserung der Beschwerden um circa 40 % erfolgt, sogenannte evidencebased Fragebögen, die die Psychosomatik abfragen, zu Rate gezogen werden. Stress wird bei vielen Menschen gar nicht als solcher wahrgenommen, kann aber beispielsweise Hypertonie und chronische Rückenschmerzen hervorrufen. Wichtiger Therapieansatz ist, mit Entspannungsübungen und Sport den Stresslevel zu senken. Optimal wäre natürlich, den Stressfaktor an sich zu beseitigen, was gerade im Beruf meist nicht möglich ist. Gesenkt werden muss der Stress aber auf jeden Fall, da die Behandlungserfolge sich anderweitig in Grenzen halten werden. Die Schmerzen werden dann entweder nie wirklich verschwinden oder sehr schnell wieder auftreten.

 

Work-life-balance

Der psychosomatische Faktor sollte auf jeden Fall sehr ernst genommen werden, auch wenn beispielsweise röntgenologisch kein Befund vorliegt und durch die bildgebenden Verfahren eine morphologische Veränderung ausgeschlossen werden konnte. Der Leidensdruck wird ansonsten weiterhin steigen, was die Beschwerden weiter steigert bis hin zur körperlichen Manifestation oder zur morphologischen Veränderung.

Auch dauerhafte Depressionen führen zur Verstärkung der Beschwerden, da die Ausschüttung der Schmerzhemmer unterbunden wird. Man muss seinen Körper kennen, um erkennen zu können, wenn etwas mit ihm nicht in Ordnung ist. Das Stichwort ist hier die „Work-life-balance“.

 

Stress und chronischer Schmerz

Die Unterscheidung zwischen aktuem und chronischem Schmerz ist von Bedeutung. Akuter Schmerz, wie etwa nach einem Sturz, ist jedem bekannt. Wenn beispielsweise ein Kind hinfällt und weinend Schutz bei seiner Mama sucht, kann der Schmerz mit einem Eis vorübergehend gelindert werden. Aufmerksamkeit, Gefühle und Gedanken können vom Schmerz, auch im akuten Fall, ablenken.

Ein anderes Schmerzverhalten, in Richtung der chronischen Schmerzen, tritt beispielsweise in Stresssitutationen auf, wie etwa bei einem Konflikt auf der Arbeit. Wenn kein Trauma vorliegt und röntgenologisch keine strukturelle Verletztung vorhanden ist, dann ist die Funktionsstörung auf psychosomatischen Dauerstress zurück zu führen.

Der Körper ist mit der Eigenschaft ausgestattet, in Stressituationen eine Art Alarmanlage zu aktivieren, die vor lebensbedrohlichen Situationen warnt. Im Laufe der Zeit wird die Schwelle der Aktivierung durch Unfälle, Krankheiten oder Überforderungen psychischer oder körperlicher Natur herabgesenkt. Stresssymptome werden aber selten wahrgenommen, der Körper bemerkt die Beschwerden meist erst, wenn Ruhe eintritt und man Zeit hat, sich zu entspannen. Ein klassisches Beispiel sind Kopfschmerzen und Migräneanfälle am Wochenende nach einer stressigen Arbeitswoche.

Stress, so die Psychologie, macht allerdings nicht immer krank, nur wenn er sich häuft und mehr Stress entsteht, als der Körper vertragen kann, wenn das Gefühl entsteht, die Kontrolle verloren zu haben, nicht mehr zu wissen wo einem der Kopf steht, oder einem das Wasser bis zum Halse steht.

 

Wie entsteht Schmerz durch Stresssituationen?

Durch körperliche, seelische oder soziale Überforderung oder Überlastung spannen sich die Muskeln im Körper deutlich an. Diese Überspannung führt manchmal zu wahrgenommenen Bewegungseinschränkungen. Mit der Zeit sind die Muskeln also verhärtet und verkürzen.

Der Körper hat auch in der tiefliegenden Muskultur einen Hypertonus und kann diesen selbst bei banalen Bewegungen, wie dem Telefonhörer in die Hand nehmen, nicht abschalten. So kommt es zu einer vermehrten Aktivität der Muskulatur. Auch wenn der Körper entspannen will, kann die Spannung nicht mehr nachlassen und so kommt es durch den erhöhten Energieverbrauch zu schneller Erschöpfung.

In dem Modus können einfache Bewegungen wie das Hochheben eines Wasserkastens schon zu viel sein und zu Reizungen von Muskeln und Sehnen also einem Schmerz führen. Das überbeanspruchte Gewebe erleidet eine Verletzung wie etwa eine Einblutung oder einen Mikroriss. Dieser Schmerz ist ein akuter Schmerz, kann aber auf Dauer zu einem chronischen Leiden umschlagen. Denn durch den entstandenen Schmerz wird die Muskelspannung wieder erhöht und dies führt erneut zu Bewegungseinschränkungen, Erschöpfung und Schmerzen.

Der Körper befindet sich ein einem Teufelskreis, da nicht nur der äußere Stress, wie etwa der Abschluss eines Projekts, eine Rolle spielt, sondern mittlerweile auch innerer Stress durch die Strukturen entstanden ist. Faktoren wie eine Schonhaltung, lange Krankschreibungen und finanzielle Einbußen halten diesen Teufelskreis am Laufen. Die Schwelle des chronischen Schmerzes ist überschritten und das Schmerzgedächtnis ist aktiviert. Das Schmerzgedächtnis speichert nun den Schmerz sehr intensiv ab, da die emotionale Ebene so stark beansprucht ist. So wird dieser Schmerz immer wieder auftreten, sobald eine erneute Stresssituation auftritt.

 

Angi Peukert

 

Quellenangaben:

1. http://www.dgpsf.de/171.html

2. http://www.apotheken-umschau.de/Stress/Stress-Hormonchaos-im-Koerper-177379.html

3. http://www.orthopress.de/inhalte/inhalte.php?inhalt_id=229

Teilen

Über den Autor

Angi Peukert

Leave A Reply