Viele Sportler führen Krämpfe nach wie vor auf den Mangel bestimmter Elektrolyte oder auf Flüssigkeitsmangel zurück. Allerdings zeigt sich aus der Trainingspraxis, dass Krämpfe andere Ursachen haben müssen. Dazu möchten wir Ihnen einen möglichen Ansatz vorstellen.
Wer kennt es nicht: Ein beißender Schmerz sticht in die Wadenmuskulatur und Sie können kaum noch treten oder laufen. Das Auftreten von Krämpfen kann einem den Spaß am Wettkampf wie einem Triathlon ganz schön vermiesen! Viele Sportler führen Krämpfe nach wie vor auf den Mangel bestimmter Elektrolyte wie Magnesium oder Kalium zurück. Auch der Flüssigkeitsmangel ist nach wie vor eine weit verbreitete Erklärung. Allerdings zeigt sich auch aus der Trainingspraxis, dass Krämpfe auch andere Ursachen haben müssen.
Flüssigkeitsverlust löst wohl Krämpfe aus!
Nach wie vor ist auch unter Ärzten die Annahme noch weit verbreitet, dass das belastungsinduzierte Auftreten von Krämpfen mit dem Verlust von Flüssigkeit über Schweiß in Verbindung steht. Die Befunde von Studien stehen dieser Annahme jedoch entgegen. So beeinflusst eine leichte Hypohydrierung von 3 % das Auftreten von Krämpfen nicht! Allerdings gab es bislang keine Daten zu stärkerem Flüssigkeitsverlust um 3-5 % der Körpermasse oder bei sehr starkem Flüssigkeitsverlust über 5 % der Körpermasse.
Aktuelle Daten belegen diese Vermutung
Im Rahmen einer Studie der North Dakota State Universität untersuchten Kyle Braulick und seine Kollegen die Ursache von Krämpfen. Die Krampfneigung des Großzehen-Beugers im Fuß wurde bei 10 Männern gemessen. Die moderate Belastung wurde dabei bis zum Erreichen eines 5 %-Verlustes der Körpermasse bzw. zur willentlichen Ausbelastung ausgeführt. Die Krampfneigung wurde vor und nach dieser Belastung erneut erfasst. Vor Beginn der Belastung waren die Sportler dabei sehr gut hydriert, was anhand des Urins objektiv erfasst wurde. Während der Belastung verloren die Studienteilnehmer im Mittel 4,7 +- 0,5 % der Körpermasse, was einem Verlust von 3,9 +- 0,5 Litern Flüssigeit entspricht. Auch der Verlust von Natrium und Kalium über den Schweiß wurde erfasst. Es zeigte sich, dass auch ein hoher Flüssigkeitsverlsut weder die Auftretenshäufigkeit noch die Krampfintensität beeinflusste.
Die Autoren schließen aus den Ergebnissen, dass der Flüssigkeitsverlust und auch der Elektrolytverlust nicht in Zusammenhang mit dem Auftreten von Krämpfen stehen. Stattdessen scheinen eher neuromuskuläre Reaktionen bzw. die neuromuskuläre Kontrolle ein wichtiger Faktor im Entstehen von Krämpfen zu sein.
Ihr Training ist von Bedeutung!
Wenn Sie aus beruflichen oder privaten Gründen im Training selten länger als 2 Stunden trainieren fahren können und dann bei einem Jedermann-Rennen nach Überschreiten der gewohnten Distanz Krämpfe auftreten, stellt sich die Frage nach der Ursache. Die beschriebene Studie deutet darauf hin, dass eher der Trainingszustand der motorischen Einheiten aus aktivierendem Motoneuron, der Nervenfaser und dem innervierten Muskel krampfauslösende Faktoren darstellen können. Im beschriebenen Beispiel treten Krämpfe auf, weil der Muskel eben die Belastung nicht gewohnt ist und nach Erreichen einer bestimmten Reizschwelle die Entspannung zwischen den Kontraktionen nicht mehr ordnungsgemäß funktioniert. Magnesiumtabletten oder Elektrolytgetränke sind demnach kein probates Mittel, um Krämpfe wirkungsvoll zu vermeiden. Angesichts des oftmals bedenkenlosen Griffs zu entsprechenden Päparaten wohl eher ein Weg, teuren Urin zu produzieren. Entscheidend für Sie ist Ihr Training und Ihre Vorbereitung auf Ihr sportliches Ziel!
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Quellenangabe:
1. Br J Sports Med, 2012, (46) Published Online First 6 December 2012