Trotz aller Wissenschaft und angesichts vieler verschiedener Theorien und Messtechniken können wir eines vorweg nehmen: die optimale Sitzposition kann es nicht geben – schon allein die Tatsache, dass Komfort ganz unterschiedlich bewertet wird, macht dies deutlich.
Auch die vielen unterschiedlichen Rahmengeometrien zeigen eher dass es viele verschiedene Ausprägungen der optimalen Sitzposition geben muss. Wer erinnert sich nicht an die extreme Position des „Walser“ Rahmens und die Veränderungen in den Geometrien der Rahmen im Laufe der letzten Jahre. Dazu kommt, dass es eben nicht „die eine optimale“ Möglichkeit gibt auf dem Triathlonrad zu sitzen. So wie die Rahmen unterscheiden sich auch die Menschen, die auf den Rädern sitzen. So kennen Sie sicher Menschen, die über eine größere Beweglichkeit verfügen, während andere eher steif und unbeweglich erscheinen. Ihre körperliche Athletik und die Ausprägung von Dysfunktionen in Beweglichkeit und Stabilität haben also auch einen Einfluss auf Ihre Sitzposition.
Aerodynamik: Der Mensch im Vordergrund
Die Aerodynamik des Gesamtsystems aus Mensch und Technik wird zu 80% durch die Position und Haltung des Fahrers beeinflusst. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass nur zu 20% Ihr Rad und dessen Ausstattung von Bedeutung sind. Genau das zeigt, dass sich eine möglichst aerodynamische Position nicht allein anhand von Körperdaten be- rechnen lässt. Auch allgemeingültige Empfehlungen zu Winkeln im Rumpf, den Knien oder den Armen kann es auch nicht geben. Die körperlichen Voraussetzungen unter- scheiden sich einfach zu stark voneinander. Auch wenn wir im Triathlon unglaubliche Leistungen auch von Freizeitsportlern bejubeln, dürfen wir nicht vergessen, wie anfällig der menschliche Körper für Fehlentwicklungen ist. Wenn Sie beispielsweise einer vorrangig sitzenden Tätigkeit nachgehen, sind veränderte Aktivierungsmuster bestimmter Muskelgruppen eher die Regel als die Ausnahme. Das kann jedoch Auswirkungen auf den Verlauf Ihrer Knie während der Tretbewegung haben. Die Beweglichkeit in der Hüfte, im Oberkörper und auch der Füße beeinflusst Ihre Sitzposition ebenso, wie die grundlegenden Bewegungsmuster mögliche Dysfunktionen.
Stabilität und Mobilität als „Hauptproblem“
Sehr häufig zeigt sich in der Praxis, dass die Probleme fahrradfahrender Freizeitsportler kaum von den Problemen „Inaktiver“ Normalbürger unterscheiden: Rückenschmerzen oder Schmerzen in den Knien und im Bereich der Füße zeigen sich gehäuft. Dabei fällt auf, dass nicht immer eine Anpassung der Sitzposition die Lösung für derartige Probleme sein kann. Da es darum geht die dynamische Bewegung auf dem Fahrrad zu erkennen, müssen funktionelle Analysen auf jeden Fall „dynamisch“ erfolgen und sollten sich an den grundlegenden Bewegungsmustern orientieren. Das Anpassen der Sitzposition nach aerodynamischen oder ergonomischen Gesichtspunkten sollte also „in Bewegung“ erfolgen. Je nach Problemstellung sind dann Anpassungen in den Trainingsprogrammen rund um Ihre Athletik notwendig.
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