Pilates bei Fibromyalgie

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Menschen mit Fibromyalgie haben typischerweise Schmerzen, sind müde und deprimiert. Es gibt momentan keine konkrete medizinische Behandlung, die zu einer Heilung führt, aber Möglichkeiten die Symptome abzumildern – dazu gehört auch Sport.

Was ist Fibromyalgie

Fibromyalgie bezeichnet Schmerzen, die in Muskulatur, Bindegewebe und Knochen gleichzeitig auftreten.

Das Krankheitsbild wird gemäß dem American College of Rheumatology (ACR) diagnostiziert, wenn Schmerzen in allen vier Quadranten des Körpers (Ober-/Unterkörper/rechte und linke Körperhälfte) über einen Minimum-Zeitraum von 3 Monaten auftritt. Der Schmerz besteht dabei an mindestens 11 von 18 „tender points“. Diese tender points (Übersetzung: empfindliche Stellen) reagieren schmerzhaft auf Druck. Obwohl der Druck nur leicht ist, kommt es zum Teil sofort zu heftigen Schmerzen. Diese Diagnosepunkte liegen zumeist gelenknah an den Sehnen-Muskel-Ansätzen von Hals, Schulter, Brust, Ellenbogen, Hüfte und Knie. Weiterhin kommt es zu psychischen, neurologischen, vegetativen und funktionellen Störungen ohne erkennbare Ursache.

 

Weitere Symptome von Fibromyalgie

– Müdigkeit

– Reizdarm

– nicht erholsamer Schlaf

– kognitive Beeinträchtigung und Einschränkung des Erinnerungsvermögens

– Depression

– Müdigkeit über 24 Stunden oder länger anhaltend nach dem Training

– Morgensteifigkeit

– Kopfschmerzen und Dysfunktion des Kiefergelenks

Schwindel

 

Wie kommt es zur Fibromyalgie?

Die Ursachen sind noch nicht bekannt. Früher wurde eine psychosomatische Ursache vermutet, aber mittlerweile geht man von einer Erkrankung des Nervensystems aus und einer Störung des Schmerzempfindens. Als Grund dafür wird eine genetische Variation besonderer Neurotransmitter vermutet, die eine verstärkte Schmerzwahrnehmung begünstigen (Idea Fitness Journal April 2013).

 

Wer ist betroffen?

Gemäß einer aktuellen Studie aus den USA sind ca. 4 % der 20- bis 60-jährigen betroffen, wobei zu 80 % Frauen daran leiden. Die Diagnose wird meist im mittleren Alter (40-50 Jahre) gestellt. Die Betroffenen waren meist schon vor der letztlichen Diagnosestellung seit Jahren erkrankt.

 

Trainingsempfehlungen

Generell ist ein leichtes aerobes Training wie Walken zu empfehlen (Low-Impact-Programme). Um die Betroffenen nicht zu überfordern, eignet sich beispielsweise ein Trainingsprogramm, das 3-mal pro Woche durchgeführt wird und zunächst nur mit 5 Minuten beginnt und dann sukzessive auf 30 Minuten gesteigert wird.

Zusätzlich empfohlen, ist ein Body-Mind-Training wie Yoga, Pilates oder Thai Chi. Hierbei ist es möglich, sanft und schonend Muskulatur und Beweglichkeit zu fördern. Auch hier ist es wichtig, den Betroffenen nicht zu überfordern.

 

Trainingsregeln im Pilates

– zunächst nur 20 Minuten am Stück, dann sukzessive steigern

– nur mäßige Anstrengung und keine Schmerzverstärkung im Training

– keine Tender Points reizen. Dies bedeutet bezogen auf Pilates beispielsweise: keine Verwendung von Rollers im Training, da der Druck der Rolle auf die Wirbelsäule oder den Schulter- und Nackenbereich sofort Schmerzen auslösen kann.

– es gilt, funktionelle Bewegungen zu fördern (Gang, Leichtigkeit von Bewegungen)

– die Belastung sehr langsam steigern

– eine angenehme Trainingsatmosphäre schaffen und den Klienten motivieren

– auf ein warmes Raumklima achten, so dass die Anfälligkeit von Muskelkrämpfen reduziert wird

– Hausarbeiten geben, auch wenn es nur 2 oder 3 Übungen sind, die täglich in Eigenregie gemacht werden können

– das Training eher am frühen Morgen durchführen

 

Kontraindikationen

Einschränkungen bei der Auswahl der Pilates-Übungen gibt es generell nicht. Es kann also prinzipiell jede Pilates-Übung durchgeführt werden. Vermieden werden muß die Reizung von Tender Points durch das Training (keine Rollers, siehe oben). Sofern Hilfsmittel im Training eingesetzt werden, sollte Druck auf die empfindlichen Stellen vermieden werden. So sollte z.B. statt eines harten Fitness Circles eher ein weicher Ball bei den Übungen eingesetzt werden. Oder statt eines harten Arc Barrels, eher ein weicher Bosu.

Um sich auf die individuelle Situation des Kunden einstellen zu können und ein optimales Training bieten zu können, ist der beste Trainingseinstieg im Einzeltraining mit einem ausgebildeten Pilates-Trainer, der auch Zugang zu den klassischen Pilates-Großgeräten hat. Danach können die Betroffenen in Abhängigkeit von der individuellen Konstitution auch in der Gruppe trainieren.

Die Erfahrungen aus der Praxis mit Fibromyalgie-Betroffenen, die sich für ein Pilates-Training entschieden haben, sind sehr gut, sofern o.g. Regeln eingehalten werden. Kraft, Beweglichkeit, Konzentration, Stimmung und Körperwahrnehmung werden deutlich verbessert.

 

Michaela Bimbi-Dresp

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