Peak District – Mekka des Bouldersports (Teil 1 von 2)

0

Ein heißer Urlaubs- oder besser „Boulder-Pilger-Tipp“ für die brandneue Saison 2013: Das englische Stanage (Peak District)

Nachdem in den vergangenen drei Kolumnen erneut genug Kraft getankt wurde, liegt mir nun einmal mehr Ihre Klettertechnik bzw. das „reale“ Klettern am Herzen. Nach meinem Blaueis-Bouldertipp in Kolumne #7 geht’s dieses mal in den Norden, genauer gesagt nach England. Bouldern am legendären Grit Stone im Peak District (Nähe Sheffield) ist angesagt. Selbstverständlich wird die Distanz einen „Wochenend-Trip“, wie ins Blaueis, eher unwahrscheinlich machen. Deshalb früh genug und fürs „strategische Vorplanen“ eines XXL-Trainingslagers für 2013 und in zwei Kolumnenteilen: Das Mekka des Boulderns, welches Ihnen – je nach anvisierten Klettertemperaturen – von den ersten Frühlingsmonaten bis in den Spätherbst hinein ein perfektes Sprungbrett für Ihr nächstes Level bieten kann.

 

Learning by bouldering!

Der Gritstone ist perfekt geeignet, um nach der im Winter dazugewonnenen Kraft nun Ihren komplexen Kletterfähigkeiten einen „Wachstumsschub“ zu verpassen.

Im Peak District wird, ähnlich wie in Fontainebleau, schon seit Jahrzehnten gebouldert. Zu Zeiten, an denen bei uns das Sportklettern noch als Übung für die wahren Heldentaten in den Alpen betrachtet wurde (also vor gut drei Jahrzehnten) und vom Bouldern noch keine Rede war, kletterten die Engländer schon längst anspruchsvolle Moves an ihren Sandsteinblöcken.

Und was ist nun das Besondere am Gritstone, dem englischen Sandstein? Hierzu sagt Johnny Dawes, Kletterlegende und Gritstone-Spezialist: „Der Gleichgewichtssinn ist im Gritstone wichtiger als in anderem Fels; Kraft gibt dir hier keine Sicherheit. Im Gegenteil: Die Füße rutschen dann eher weg. Zum Bouldern in den Peak District zu fahren ist daher das ideale Technik-Training, um zu lernen, die an der Kunstwand, dem Campusboard oder im Kraftraum erworbene Kraft umzusetzen. Man sollte sich auch nicht wundern, wenn man am Anfang Probleme beim Bouldern in der gewohnten Schwierigkeit hat.“

Perfektes Techniktraining anhand anspruchsvoller Boulder in England? Nun ... keine Regel ohne Ausnahme: Auch auf der „Insel“ gibt’s tolle „Power-Probleme“, die (fast) komplett ohne ausgefeilter Fußtechnik kletterbar sind: Co-Autor Christian Wolf in der extrem „bizepslastigen“ Jerry’s Traverse in Cratcliff (Fb 7b).

Perfektes Techniktraining anhand anspruchsvoller Boulder in England? Nun … keine Regel ohne Ausnahme: Auch auf der „Insel“ gibt’s tolle „Power-Probleme“, die (fast) komplett ohne ausgefeilter Fußtechnik kletterbar sind: Co-Autor Christian Wolf in der extrem „bizepslastigen“ Jerry’s Traverse in Cratcliff (Fb 7b).   © Fotos: Archiv Jürgen Reis und Christian Wolf (www.juergenreis.com)

Klingt vielversprechend, was meine Hauptintention dieses Reistipps, nämlich Ihre Klettertechnik zu optimieren, angeht? Ist es auch! Keine Sorge: In meinen Winterkolumnen hier auf www.trainingsworld.com folgen noch Krafttanken-fürs-Klettern-Berichte en masse. Doch ist es Ihnen ernst mit ganzheitlich optimiertem Kletterkönnen, dann reservieren Sie sich für 2013 unbedingt rechtzeitig einen Platz im Urlaubskalender für ein Urlaubs-Trainingslager an „echten“ Boulder- oder Kletterfelsen.

Die Blöcke befinden sich inmitten der grandiosen Landschaft des Nationalparks. Die Zustiege sind in der Regel Wanderpfade durch Heidebüsche und Farnfelder mit tollen, fast „highlanderhaft schottischen“ Ausblicken auf die typischen Hochplateaus und Sandsteintürme. Der Fels hat eine etwas gröbere Struktur als in „Bleau“, die Reibung ist aber auch sehr gut.

 

Vom Basislager im „Tal der Hoffnung“ direkt ins Boulder-Eldorado!

Der beste Ausgangspunkt für die meisten Bouldergebiete ist Hathersage im Hope Valley. Dort gibt es perfekt ausgestattete Kletterläden (mehr dazu in Teil 2 dieser Kolumne), wo Sie auch topaktuelle Boulder- und Sportkletterführerliteratur erhalten. Es bietet sich an, diese dann in einem „Local-Pub“ oder „Insider-Cafe“ zu studieren, falls mal ein Regenschauer kommt – aber keine Sorge, der Regen dauert selten lange und der Fels trocknet auch schnell wieder. Und Ausweichziele gibt es zahlreiche.. auch dazu mehr im zweiten Teil dieses Artikels hier auf trainingsworld.com.

Doch das Generelle betreffend: Wer sich bereits zuhause mit der richtigen „Reiseführerlektüre“ befassen möchte: Das bei Amazon Deutschland erhältliche Buch Peak District Bouldering ist eines der aktuellen „Standardwerke“.

Jürgen Reis beim Bouldern auf der Stanage Plantation: „Einer der zahllosen, traumhaften, mittelschweren aber sehr wohl technisch anspruchsvolle Herausforderungen. Weder halsbrecherisch hoch, noch ultrahart (im Foto Fb 6c+) und gerade deshalb einfach Traumkletterurlaubsphantastisch schön :)!“

Jürgen Reis beim Bouldern auf der Stanage Plantation: „Einer der zahllosen, traumhaften, mittelschweren aber sehr wohl technisch anspruchsvolle Herausforderungen. Weder halsbrecherisch hoch, noch ultrahart (im Foto Fb 6c+) und gerade deshalb einfach Traumkletterurlaubsphantastisch schön :)!“   © Fotos: Archiv Jürgen Reis und Christian Wolf (www.juergenreis.com)

Zum Wetter: Es ist oft sehr windig und Sie sollten auch im Sommer immer eine warme, wetterfeste Jacke dabei haben. Vom Ort aus fährt man in 10 Minuten nach Stanage Plantation, dem populärsten Bouldergebiet. Dort findet man außer einigen leichten Bouldern auch viele bekannte Probleme, wie z. B. Green Traverse, Deliverance, Brad Pit und auch die knallharten Testpieces für echte Bouldercracks warten hier auf ihre Wiederholer.

 

Halten Sie Ihrer Gesundheit zuliebe den „Ball“ flach!

Doch Vorsicht, speziell auf der „Plantation“, also im Epizentrum des Bouldermekkas, ist der Übergang zum Routenklettern eher fließend, manche Probleme sind definitive waschechte Highballs! Hier hilft manchmal ein Top-Rope, in England eine durchaus gängige Praxis, oder eben im Zweifel auch mal ein Verzicht. Mein eigenes Vorgehen bei diesem heißen Thema kennen Sie bereits aus meiner Kolumne zum Blaueis-Bouldern. Zugegeben: In England war die Versuchung doch wesentlich größer. „Röntgenbild-Sightseeing“? Das wäre doch mal was wirklich Neues. Oder wie wäre es mit der „advanced English-lesson for surgery“, die Ihnen evtl. keine Geringere als die Frau von Kletterlegende Ran Fawcett im Klinikum in Sheffield erteilen würde? Im Ernst: Sie arbeitet dort als Unfallchirurgin, was ich „lokalen Gerüchten“ entnehmen durfte. Und dann erst der VIP-Heimflug mit dem Ambulanz-Privat-Jet und der Flugbegleiterin mit der Dreiwetterfrisur … okay, okay.

Endgültig Scherz beiseite und mein Tipp: Wenn Ihnen nach Nervenkitzel, Adrenalin und Gänsehaut ist, besuchen Sie im Rahmen eines Tagestrips nach London als finalen Abschluss Ihrer Boulderreise das Horrormuseum „London Dungeon“. Doch beim Thema Highball-Boulder, also außer- bzw. oberhalb der sicheren Sturzgrenze, bleiben Sie bitte genau wie ich bei meinem Aufenthalt lieber ab und an ein „gesunder Angsthase“. Denken Sie früh genug an die Beatles und … „Let it be“ :)!

Diese Hinweissätze – quasi zum nie mehr vergessen – beenden diesen ersten, von zwei Kolumnenteilen. Das nächste Mal geht’s um weitere Gebiete, jedoch auch um die Details zu Anreise, Unterkunft und einigen besonderen garantierten Geheimtipps, ob am Fels oder zur Ruhetagsgestaltung. Bleiben Sie dran, hier auf www.trainingsworld.com!

 

Ihr Jürgen Reis (mit Christian Wolf)

 

Fotos: Archiv Jürgen Reis und Christian Wolf (www.juergenreis.com)

Teilen

Über den Autor

Leave A Reply