Klettern ist eine unglaublich komplexe Sportart. Um die hohen Anforderungen an Kraft, Koordination und Beweglichkeit zu meistern benötigt man ein umfangreiches Trainingswissen. Mit den Tipps aus dem neuen Buch „Besser klettern“ des Profikletterers Ned Feddhally kann jeder das Maximum aus seinem Training rausholen!
Inhaltsverzeichnis
Warum willst du klettern?
Hast du jemals darüber nachgedacht, weshalb du eigentlich kletterst, wofür du trainierst und was du dir vom Klettern erhoffst? Macht klettern dir einfach Spaß? Willst du dich allgemein verbessern? Möchtest du ein sehr vielseitiger Kletterer werden? Möchtest du für ein bestimmtes Boulderproblem oder eine bestimmte Route trainieren? Oder eine Reise? Willst du eine Olympiamedaille gewinnen? Möchtest du den El Capitan ohne Seil und Sicherung bezwingen? Oder willst du einfach einen einarmigen Klimmzug schaffen? Vielleicht liebst du es grundsätzlich, an deine Grenzen zu gehen oder einfach mit Freunden zu trainieren?
Wir sollten uns überlegen, wie das Training für unsere Ziele effektiv in unser alltägliches Leben integriert oder darum herum geplant werden kann. Was können wir für unsere Ziele opfern? Wollen wir überhaupt etwas opfern? Wie wichtig ist uns das Erreichen unserer großen Ziele? Wir müssen unsere Stärken und Schwächen in Bezug auf unsere Ziele bewerten. Dadurch bekommen wir einen Hinweis darauf, woran wir in unserer Trainingszeit arbeiten sollten, damit wir unsere Ziele erreichen. Es ist äußerst wichtig, dass wir unser Training speziell auf das konzentrieren, was wir erreichen wollen, denn sonst verschwenden wir möglicherweise unsere Zeit. Ziele zu haben ist wichtig für den Fortschritt, weil sie uns zu hartem Training motivieren und ein guter Orientierungspunkt sind, um herauszufinden, was wir verbessern müssen, um sie zu erreichen.
Wie sieht ein gutes Klettertraining aus?
Bevor wir uns direkt damit befassen, sollten wir kurz über die traditionelle Definition von Training nachdenken:
„Trainieren heißt, den Körper zielgerichtet physischer oder mentaler Belastung auszusetzen, um Anpassungen hervorzurufen, die im Laufe der Zeit dafür sorgen, dass der Körper diese Belastungen besser bewältigen kann.“
Training erfordert:
- Überbelastung: Um stärker zu werden, müssen wir in einer Intensität trainieren, die den Körper fordert.
- Steigerung: Unser Körper braucht ständig Anreize, um seine Kraft immer weiter zu steigern. Nur dieselbe Übung in derselben Intensität zu wiederholen, führt nicht zu einer Verbesserung.
- Wiederholung: Unser Körper passt sich einem Trainingsreiz nicht sofort an. Um eine Verbesserung anzuregen, müssen wir eine Übung in mehreren Trainingseinheiten wiederholen
- Erholung: Unser Körper kann sich nur verändern und stärker werden, wenn wir ihm Zeit dazu geben. Zwischen den Einheiten müssen wir uns ausruhen, damit er sich regenerieren und erholen kann. Ohne ausreichende Pausen ist der Körper nicht in der Lage, sich an das Training anzupassen, was letzten Endes zu Verletzungen führen kann. Oder dazu, dass man sich einfach zu kaputt fühlt, um anständig zu klettern.
- Spezifität: Der Körper wird sich an die ausgeführten Übungen anpassen – denn er kann nur das! Wir können so hart an etwas arbeiten, wie wir wollen – wenn es nicht kletterspezifisch ist, wird es unser Klettern nicht verbessern. Und wenn wir mit dem Training aufhören, passiert Folgendes:
- Reversibilität: Jede physische Eigenschaft, die durch das Training verbessert wurde, kehrt sich wieder um, wenn wir aufhören zu trainieren. Das passiert nicht sofort, aber im Laufe der Zeit trainiert oder baut der Körper ab (auch Detraining genannt) und verliert an Kraft, weil diese nicht genutzt wird.
Klettern ist das beste Klettertraining!
„Das Klettertraining ist keine Garantie dafür, dass du ein guter Kletterer wirst!“
Klettern ist eine unendlich komplexe Sportart. Es geht nicht einfach darum, sich festzuhalten und kräftig zu ziehen. Beim Klettern kommt es nicht auf geschlossene Fertigkeiten an, mit vorgegebenen Abläufen oder Bewegungen, die beherrscht und dann auf Knopfdruck ausgeführt werden müssen (es sei denn du machst Speedklettern, dann geht es genau darum!). Klettern ist ein offener Sport, bei dem man eine unendliche Anzahl verschiedener Bewegungen beherrschen muss, und dies erfordert Kraft in allen Körperbereichen.
Der uralte Spruch »Klettern ist das beste Klettertraining« ist tatsächlich wahr. Je mehr Stunden man klettert, umso mehr lernt man darüber, umso mehr passt sich der Körper daran an und umso besser wird man. Ich glaube jedoch sehr daran, dass der beste Weg zu besseren Kletterfähigkeiten der ist, oft klettern zu gehen und das durch ein stark fokussiertes Training zu ergänzen, um den Verbesserungsprozess zu beschleunigen und gleichzeitig hoffentlich auch das Verletzungsrisiko zu verringern.
Unser Buchtipp aus der Redaktion:
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Ned Feehally ist einer der besten Kletterer der Welt und Mitbegründer von Beastmaker®, einem Hersteller von Trainingsboards aus Holz. Er ist dreifacher britischer Boulder-Champion und mehrfacher World-Cup-Final-Teilnehmer. Mit seinem Buch gibt er die evidenzbasierten Trainingsmethoden der Profis an alle Kletterbegeisterten weiter.