Do you understand climbing? Fachchinesisch von A bis I

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Wie alle Sportarten hat auch das Klettern seine eigentümliche Fachterminologie, eine (Kletter-)Szenesprache, ein sog. „Idiom“, das sich historisch bedingt, im Laufe der Jahrzehnte herausgebildet hat. Eine Auflistung der wichtigsten Begriffe soll Ihnen die Kommunikation erleichtern!

Wie alle Fachsprachen dient auch diese nicht der geheimen Verabredung, damit Außenstehende möglichst nichts mitbekommen, sondern der kurzen und effizienten Verständigung. Rasches Verstehen ohne ausführliche Volksreden ist im Klettern nun mal besonders wichtig, insbesondere um  Sicherheit und Risikominimierung zu garantieren. Deshalb sollten alle Beteiligten an einer Seilschaft sich auch klar machen, ob sie „dieselbe Sprache sprechen“ und nicht ein Teammitglied plötzlich aus einem doofen Missverständnis heraus ungesichert in der Luft hängt.

 

Von A bis Z zum Kletter-Insider

Obwohl ich hier kein Lexikon schreiben möchte, erscheint die gute alte Reihenfolge nach dem ABC am sinnvollsten, damit Sie typische Begriffe leichter finden und sich aneignen können. Natürlich kann ich hier nur auf einige der wichtigsten Grundbegriffe eingehen, auf die Sie durchaus auch in meinen Kolumnen stoßen können, aber man kommt ohne Dolmetscher damit doch schon recht weit in der Kletterwelt.

 

Achter/Abseilachter

metallenes Sicherungs- und Bremsgerät in Form einer Acht, durch welches das Sicherungsseil geführt wird. Meist zum kontrollierten Abseilen verwendet. „Achter“ nennt man aber auch einen typisch geformten Seilknoten.

 

Aufgestellte Finger (crimp grip)

Griffhaltung, bei der unter starker Fingerbeugung die letzten Glieder senkrecht aufgestellt sind, um schmale Leisten zu halten. Der Daumen kann den Zeigefinger zusätzlich durch Druckaufbau unterstützen. Verlangt nach sehr guter Konditionierung der Griff-, Hand- und Fingerkraft, da sich hierbei schnell Überlastungen einstellen können, daher eher für Fortgeschrittene. Ferner gibt es noch den halbaufgestellten Griff, wo nicht so extrem gebeugt und nicht mit dem Daumen unterstützt wird.

 

Aufleger oder Sloper

ist ein waagrechter oder leicht abschüssiger, großflächiger Griff. Wie der Name sagt, kann man oft die ganze Hand oder die Finger flach auflegen (open hand grip).

 

Ausbouldern/Auschecken

Herausfinden und Winstudieren der richtigen Abfolge von Kletterzügen, um eine Route zu schaffen.

 

Ein Griffboard gehört in meinen Augen nicht nur in jede Boulderhöhle, wie hier in meinem Heimkletterraum, sondern in jedem „gepflegten Sportkletterhaushalt“ über einen Türrahmen geschraubt.

Ausklettern/Einklettern

vorbereitendes/regeneratives Bewegen am Fels mit leichter Intensität zum Ausklang/Einstimmen vor/nach (harten) Klettereinheiten als Aufwärmen oder Cool down (analog Ein-/Auslaufen).

 

Balken, Griffbalken/-board

Trainingsgerät mit verschiedenen Griffmöglichkeiten, das bequem über einer Tür Platz findet. Sollte in keinem gepflegten Kletterer-Haushalt fehlen

  

Blockieren

ist das statische Halten eines Griffes in angewinkelter Armposition zur Schaffung einer stabilen Basis, um von hier aus weitergreifen und/oder –steigen zu können.

 

(Bohr-)Haken (Bolt)

stabile Hakenöse aus Metall, die mit Dübeln im Fels befestigt, manchmal auch verklebt wird, um Karabiner daran einzuhängen, durch die wiederum das Sicherungsseil läuft.

 

Bouldern

meist hochintensives, maximalkräftiges Klettern in Absprunghöhe mit Matten (s. Crashpad) oder Partner-, aber ohne Seilsicherung. Eine der drei Wettkampfdisziplinen des Sportkletterns (neben Vorstiegs- und Speedklettern). Außerdem nennt man auch das Ausführen einiger weniger Züge hintereinander in einer „normalen“ Route „bouldern“.

 

Campusboard

von der deutschen Kletterlegende Wolfgang Güllich Ende der 1980-er-Jahre (mit-)entwickeltes Trainingsgerät, ein geneigtes Brett mit zahlreichen Leisten, um vor allem schnelle Züge zu trainieren (s. Dynamos). „Campus“ hieß der Legende nach das Gym, in dem Güllich damals trainierte. (Praktische Anleitungen zum Training mit dem Campusboard finden Sie hier: Campusboard-Training: Muskelaufbau; Campusboard-Training – Schnell-/Maximalkraft )

 

Chalk (Magnesia-Pulver)

das im Beutel mitgeführte Magnesia(-Pulver), um die Hände trocken zu halten und die Griffigkeit zu erhöhen.

 

Crashpad

transportable Sicherungsmatte fürs Bouldern, im guten Kletterfachgeschäft zu erwerben.

Deadpoint(ing), Totpunkt-Klettern

kontrolliertes Weitergreifen, eingeleitet aus einer Auftaktbewegung, meist einer Art Körperwelle, im Moment des „toten Punkts“, wo man also förmlich „in der Luft“ steht.

 

Dynamo

ist eine schwungvolle, explosive Bewegung zum nächsten Griff. Auf den Außenstehenden wirkt eine solche Ausführung oft unkontrolliert – eventuell sogar gefährlich. Sie ist jedoch einerseits sogar notwendig, wenn Griffe außerhalb der Reichweite der sog. statischen Kraftmöglichkeiten des Kletterers liegen und können, bei entsprechenden koordinativen Voraussetzungen, sogar eine sehr ökonomische bzw. kraftsparende Klettertechnik darstellen. Dynamos, also mehrere Explosivzüge von Leiste zu Leiste mit Wiederfassen und sofortigem Weiterziehen, sind auch typische Trainingsformen am Campusboard, um die Explosivkraft „plyometrisch“ zu entwickeln. Auch kurz „Dynos“ genannt. Bei Double-Dynos zieht und springt man mit beiden Händen gleichzeitig.

  

Flash und On-sight

„Flash“ nennt man die sturzfreie Begehung einer Route, nachdem man vorher Informationen über diese eingeholt hat (anderen zusehen; daneben abseilen und Studieren der Stellen). Im Gegensatz dazu stellt „On-sight“ die verschärfte Variante einer Begehung dar, ohne Vorinfo, sozusagen „auf den ersten Blick“.

 

Fußhaken (Foothook, Hook), Heel-/Toehook

sind Klettertechniken, bei denen der Fuß (manchmal auch nur die Zehen oder die Ferse) an geeigneten Stellen eingehakt oder verkeilt werden. So ist es z.B. möglich, auch mit dem Bein Zugwirkung auszuüben.

  

Grigri

ist ein Sicherungsgerät, das bei Stürzen das Sicherungsseil automatisch blockiert.

 

Intervallklettern

Training nach der Intervallmethode. Gekennzeichnet durch den gezielten Wechsel von (relativ hoher) Belastung und (lohnender, unvollständiger) Pause. Je nach Art (extensiv oder intensiv) wird das Verhältnis Belastung/Pause länger oder kürzer gestaltet. Diese Trainingsmethode wird v.a. zur Verbesserung der spezifischen, anaeroben Ausdauer angewendet, bei der nach und nach Milchsäure (Laktat) im Muskel anfällt, was ein brennendes Gefühl verursacht (Übersäuerung) und zum Belastungsabbruch führen kann.

 

Isolation

vor Wettkampfbeginn müssen die Teilnehmer in die Isolation, damit sie den anderen nicht bei deren Versuchen zusehen können.

 

Den 2. Teil des Glossars können Sie in Kürze hier auf www.trainingsworld.com studieren.

 

Viel Spaß beim „Kletter-Vokabelpauken“ und ersten „Fachsimpeleien“!

 

Ihr Jürgen Reis mit Nikolai Janatsch

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