Die exponierte Stellung des Torhüters stellt sie heute weit mehr ins Rampenlicht als viele seiner Mitspieler. Welche Konsequenzen hat dies auf das Training – speziell auf das Torwarttraining? Leider ist es in vielen Vereinen noch so, dass ein spezielles Torwarttraining gar nicht erst stattfindet und nur weil ein „Trainer“ ein paar Schüsse auf das Tor loslässt, hat noch längst kein Torwarttraining stattgefunden.
Wir müssen uns im Klaren darüber werden, dass ein Torhüter eine herausragende Stellung in der Mannschaft einnimmt. Er ist schließlich der letzte Spieler seiner Mannschaft, übernimmt teilweise Aufgaben des klassischen Liberos und kann somit auch als letzter Spieler noch das Schlimmste verhindern.
Wenn ein Torhüter Ruhe und Sicherheit ausstrahlt, überträgt sich das auf sein gesamtes Team, insbesondere auf seine Abwehr. Diese agiert dann ebenfalls selbstbewusster und sicherer. Andererseits kann sich auch eine Nervosität und Unsicherheit eines Torhüters auf die Mannschaft übertragen.
Diese Wichtigkeit der Position eines Torhüters kann nicht genug betont und herausgestellt werden. Somit kann man heute auf ein regelmäßiges und systematisches Trainingsangebot für den Torhüter nicht verzichten.
Die physischen Voraussetzungen wie Talent, Mut und Körpergröße sowie die Koordination/koordinative Fähigkeiten habe ich bereits in meinem letzten Artikel beschrieben. Die (Spiel)-Leistungen eines Torhüters hängen aber auch von folgenden Punkten ab:
1. Technik
– fangen flacher/hoher Bälle
– fausten
– abspringen, fallen, hechten und landen
– Spieleröffnung mit dem Fuß (beidbeinig) und mit der Hand
2. Taktik
– Stellungsspiel (bei Torschüssen aller Art, bei Flanken, bei Pässen, bei Standardsituationen)
– agieren bei 1-gegen-1-Situationen
– präzise Anweisungen an die Abwehr geben
3. Kondition
– Grundlagenausdauer
– Robustheit (Stabilität im Rumpfbereich, Brust und Schulter)
– Schnelligkeit in Aktion und Reaktion
4. Psyche
– Einsatzbereitschaft (Wille)
– die Fähigkeit, sich konzentrieren zu können
– Ausstrahlung (Abgeklärtheit, Coolness, Selbstsicherheit)
– motiviert sein
Diese 4 Bereiche hängen alle miteinander zusammen und müssen in einem systematisch aufgebauten Torwarttraining berücksichtigt werden.
Verschiedene Torhüter haben verschieden dominierende Eigenschaften und Fähigkeiten. Der eine Torhüter ist nervenstark und abgeklärt, ein anderer ist risikofreudig und handelt intuitiv, wieder ein anderer besticht durch sein übersichtliches Stellungsspiel und seine Geschicklichkeit oder durch tolle Reflexe oder, oder, oder…. Alle diese Eigenschaften müssen Spitzentorhüter mitbringen. Ein Alleskönner eben.
Für alle Spiel- und Altersklassen sollte immer eine solide Grundlagentechnik geschult und trainiert werden. Und hierzu ist viel Geduld erforderlich. Denn bis die einzelnen Torwarttechniken sitzen und automatisiert sind, sind etliche Wiederholungen nötig. Hier gilt vom Leichten zum Schweren – systematischer Aufbau. Erst nach erlernen einer Technik (einfach) geht es zur nächsten Stufen (schwieriger). Das ist die Basis.