Unsere Kinder lieben es, spielerisch die Welt zu entdecken. Kinderturnen und Babyschwimmen sind zurecht ganz weit oben auf der Prioritätenliste vieler Eltern. Stärken Sie dieses sportliche Band mit Hilfe unserer Übungstipps!
Als Kind, Vater, Lehrer und Übungsleiter erhalte ich viele unterschiedliche Einblicke in die Entwicklung und Erziehung. Für mich gehörte Sport durch einen fußballbegeisterten Vater schon sehr früh zum Alltag dazu. Gleichzeitig führte es aber zu einer starken Prägung und Beeinflussung in den ersten Jahren. Auch wenn ich meinem Vater sehr dankbar bin, will ich meinen eigenen Kindern die Wahl der Sportart anfangs etwas offener gestalten. Als Lehrer erlebt man hingegen oftmals das andere Extrem. In Einzelfällen stimmt das Klischee der Medien, dass der Nachwuchs nur noch vor PC und Fernsehen hängt und die Bewegung auf der Strecke bleibt. Leider führt das auch dazu, dass man als Übungsleiter mit Jugendlichen die Motorik und Grundlagen von Kleinkindern nacharbeiten muss.
Daher möchte ich Ihnen heute einfach Mittel und Wege zeigen, wie Sie mit den Kleinen spielerisch die Welt des Sports entdecken können.
Warum früh anfangen?
Viele sportliche Fähigkeiten entwickeln sich bereits in der Kinder- und Jugendzeit. In manchen Fällen können Rückstände in der Fitness als Erwachsener kaum noch aufgeholt werden. Das beginnt bei der Beweglichkeit, dem Herz- und Lungenvolumen, der Motorik sowie anderen koordinativen Mustern und endet nicht zuletzt bei den Fettzellen, die, einmal aufgebaut, zwar wieder entleert, aber nicht wieder abgebaut werden können. Eine frühes Körperbewusstsein kann daher auch die Gesundheit bis ins hohe Alter fördern.
Wie fördern ohne zu fordern?
Um nachhaltig die Leidenschaft an Sport und Bewegung bei kleinen Kindern zu fördern, ist es wichtig, keinen Druck aufzubauen. Lassen Sie Ihr Kind sich selbstständig orientieren. Dabei ist es auch normal, dass Kinder mehrfach ihre favorisierte Sportart wechseln. Warten Sie daher einige Trainingseinheiten, ehe Sie teures Equipment kaufen. Verzichten Sie auch auf Belohnungen. Ihr Kind soll des Sports wegen trainieren und nicht, um hinterher Schokolade zu bekommen. Die beste Möglichkeit sind ein aktives Vorleben und gemeinsame Erfahrungen, z. B. mit einem spielerischen „Zirkeltraining„. (Lesen Sie auch: Was ist Zirkeltraining?)
Übungen, die keine sein sollen
Ballon hochhalten
Nutzen Sie einen oder mehrere Luftballons je nach Schwierigkeitsgrad. Während einer fortlaufenden Bewegung soll der Ballon in der Luft gehalten werden und darf den Boden nicht berühren. Hierbei können verschiedene Zusatzregeln eingesetzt werden, zum Beispiel, dass nur die Hände, der Kopf oder die Beine benutzt werden dürfen.
Dies schult Koordination und Ausdauer.
Rakete
Packen Sie Ihr Kind an den Beinen. Es soll sich jetzt ganz fest und gerade halten. Zählen Sie zusammen einen Raketencountdown und heben Sie das Kind dann in die Luft. Je weiter Sie den Griff Richtung Hüfte setzen, desto einfacher, und je weiter Sie Richtung Füße greifen, desto schwerer wird es für das Kind, die Balance zu halten.
Stärkt die Rumpfmuskulatur und schult die Körperwahrnehmung sowie den Gleichgewichtssinn.
Bullriding
Setzen Sie sich auf einen Stuhl und Ihr Kind auf Ihre Beine. Reichen Sie eine Hand, an der es sich festhalten kann und beginnen Sie dann, erst langsam, dann schneller, die Beine zu bewegen. Das Kind muss versuchen, sich möglichst lange auf den Beinen zu halten. Natürlich kann später die Hand auch weggelassen werden. Achten Sie darauf, die „Fallzone“ mit einigen Kissen zu polstern. Alternativ kann das Kind auch auf Rücken oder Bauch gesetzt werden.
Spielzeug-Parkour
Das Kinderzimmer ist mal wieder nicht aufgeräumt und zahlreiche Lego-Steine warten anscheinend nur darauf, sich in die Fußsohlen der Erwachsenen zu bohren? Drehen Sie den Spieß einmal um und lassen Sie Ihr Kind einen Spießrutenlauf durch die eigene Chaoszone ausführen. Verteilen Sie (robustes) Spielzeug oder andere festen Gegenstände unterschiedlicher Form im Raum. Zuerst soll das Kind den Hindernissen ausweichen, später vorsichtig darüber und darauf steigen. Nach einigen sehenden Runden verbinden oder schließen Sie die Augen Ihres Sprösslings.
Neben den sportlichen Aspekten kann diese Übung sich auch sehr positiv auf die Lust am Aufräumen auswirken.
Kranich
Das Kind stellt sich auf ein Buch. Nun soll es versuchen wie ein Kranich auf einem Bein zu stehen, indem es das zweite Bein seitlich an das gegenüberliegende Knie setzt. Aus dieser Position heraus können verschiedene Balance-Übungen yogalike ausgeführt werden. Eine tolle Ergänzung bieten hier Bücher wie „Die Yoga-Katze“ u.ä..
Ballon schieben
Sie stehen Ihrem Kind gegenüber. Gehen Sie eventuell auf die Knie, um den Größenunterschied etwas einzugrenzen. Alternativ können natürlich auch zwei Kinder miteinander üben. Nun packen beide Teilnehmer einen Ballon. Durch Drücken und Ziehen soll jetzt versucht werden, den Gegenüber aus dem Gleichgewicht zu bringen, ohne dass der Ballon zerplatzt. Lassen Sie das Kind verschiedene Standpositionen testen. Variieren Sie die Übung, indem Sie nur einen Arm benutzen, leicht in die Hocke gehen oder auf einem Bein stehen. Statt eines Luftballons können auch robustere Bälle benutzt werden.
Affenbaum
Affenbaum ist eine Übung, die auch Eltern herausfordert. Stellen Sie sich fest auf den Boden und strecken Sie die Arme aus. Ihr Kind soll nun an Ihnen hochklettern (Unterstützung etwa über ein aufgestelltes Knie) und sich möglichst lang auf Ihnen halten.
Schubkarre fahren
Ein bekannter Klassiker. Nehmen Sie die Beine des Kindes in die Hände und lassen Sie es auf den eigenen Händen laufen.
Bälle sammeln
Verteilen Sie mehrere Bälle im Raum und stellen Sie einen Sammelbehälter in die Mitte. Jetzt müssen die Bälle alle so schnell wie möglich in den Kasten gebracht werden. Es darf immer nur ein Ball gleichzeitig getragen werden. Um dem Spiel einen Wettkampfcharakter zu geben, nutzen Sie 2 Behälter und streiten Sie darum, wer am Ende mehr Bälle gesammelt hat.
Gummimensch
Eine kleine Dehn- und Beweglichkeitsübung. Der kleine Gummimensch soll seine Hände fest zusammenschließen. Jetzt muss er mit den Beinen durch die Arme steigen, so dass die Hände hinter dem Körper sind und wieder zurück. Als Nächstes sollen die Hände auf dem Rücken berührt werden. Danach werden in der Hocke die Füße umfasst und die Beine gestreckt.
Schneeballschlacht
Stellen Sie sich gegenüber. Sie brauchen einige Softbälle. Eine Seite schmeißt die Bälle, während die andere fängt. Die Bälle müssen so geworfen werden, dass sie erreichbar sind. Danach wird gewechselt. Wer mehr Bälle gefangen hat, gewinnt.
Tarzan
Sie brauchen eine „Liane“. Hierfür eignet sich zum Beispiel ein altes Handtuch. Der kleine Tarzan liegt auf dem Dschungelboden und soll sich an der Liane, die Sie gut festhalten, hochziehen.
Himmel & Hölle
Wieder ein Kinderspielklassiker, der nicht nur Hüpfen und Springen schult. Malen Sie mehrere zusammenhängende Kästen auf den Boden, wobei das letzte Kästchen den Himmel darstellt, den es hüpfend zu erreichen gilt. Sofern einige Zahlen oder Farben bereits bekannt sind, markieren Sie eine Reihenfolge. Nutzen Sie den Wechsel zwischen einbeinigen und zweibeinigem Hüpfen.
Frosch-Wettrennen
Aus der Hocke soll das Kind weit und hoch springen und wieder in der Hocke landen. Dies ist die einzig erlaubte Fortbewegungsart bei diesem Wettrennen.
Tier-Lauf
Das Kind läuft locker im Raum umher und erhält von Ihnen verschiedene Tier-Vorgaben, deren Bewegungen es nachempfinden soll. Unterstützen Sie das Ganze, indem Sie schwierigere Tiere vormachen. Enten, Hühner, Hunde, Störche, Frösche, Elefanten oder Affen sind nur eine kleine Auswahl der Möglichkeiten.
Fazit
Verpacken Sie einfache Übungen in lustige Spiele und teilen Sie die Erfahrung mit Ihrem Kind, indem Sie miteinander Sport treiben. Sie werden begeistert sein, wie schnell es lernt und sich weiterentwickelt.
Marcel Kremer