Faszien sind ein wichtiger Baustein

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Die Welt der Faszien liefert uns derzeit viele neue Erklärungen zu verschiedenen Phänomenen, wie beispielsweise der verbesserten Bewegungsreichweite durch Foam-Rolling. Auch die Zusammenhänge zwischen Bewegungsmangel und spröderen faszialen Strukturen sind bahnbrechend.

Allerdings dürfen nun aber nicht sämtliche Schmerzen und Probleme monokausal auf die „Faszien geschoben“ werden. Ganz wertvoll sind die Beiträge der Faszienforschung, um grundlegende Funktionen und Zusammenwirken verstehen zu können. 

Einflüsse der Faszien auf die Sensomotorik

Insbesondere auch die Einflüsse faszialer Strukturen auf sensomotorische Aspekte. Die Faszien sind durchzogen von Rezeptoren und liefern so Informationen zur Lage im Raum und zur Wahrnehmung von Bewegungen. Insbesondere in diesem Feld sind weiter Fragen zum Bewegungsentstehen und zu dein Einflüssen von verschiedenen Trainingsmethoden offen. Faszientraining ist also nicht allein im Zusammenhang mit „Schmerzen“ und körperlichen Einschränkungen von Interesse auch das korrigieren von Abweichungen in grundlegenden Bewegungsmustern kann anhand faszialer Trainingsmethoden geschehen. 

Faszientraining mehr als Foam Rolling

Es wäre sehr kurzsichtig, Faszien allein mit „Foam- Rolling“ gleichzusetzen. In diesem Zusammenhang gilt, dass Schmerzen nicht automatisch „weggerollt“ werden. Gerade im Bereich des Rückens sind Schmerzen eben nicht immer kausal mit faszialen Strukturen in Verbindung zu bringen. Auch Aktivierungsprobleme beispielsweise im Bereich der Hüftstrecker und der Abduktoren sind mögliche Einflussgrößen. Faszien bilden einen sehr wichtigen Baustein im Komplex Mensch. Wir müssen diese Struktur bei den verschiedenen Fragestellungen beachten, aber auch individuell gewichten. Es ist eine sehr wichtige Entwicklung, dass Faszien eben nicht mehr einfach „Hüllen“ und „Verpackungsmaterial“ sind. Dennoch werden auch heute durchaus noch in den Präparationskursen medizinischer Hochschulen die oberflächlichen Faszien allein als „überflüssig“ angesehen und wegpräpariert. 

Ständige Weiterentwicklung wichtig

Dabei sollten wir gerade in der Ausbildung die neuen Erkenntnisse pflegen und beginnen die vielen weiteren offenen Fragen zu bearbeiten. Den Athleten und Patienten sind wir es schuldig, ständig weiter nach neue Antworten und daraus resultierenden Fragen zu suchen Faszien sind tatsächlich faszinierende Strukturen, deren unterschiedliche Ausprägungen und Eigenschaften einen enormen Einfluss auf körperliche Reaktionen, wie „Schmerz“ und „Bewegungswahrnehmung“ beziehungsweise „sensomotorische Reizverarbeitung“, haben. Man muss sie im Gesamtkontext menschlicher Anatomie und der Betrachtung funktioneller Bewegungssysteme als das sehen, was sie wirklich sind: ein wichtiger Baustein im komplexen Gesamtkunstwerk Mensch.

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Über den Autor

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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