Die Bedeutung der Faszien im Training und der Trainingsplanung nimmt immer weiter zu. Auch im Pilates werden die Faszien in vielen Einheiten in die Trainingsarbeit mit eingebunden. In Fortführung des Artikels über die oberflächliche Rückenlinie geht es hier um die Oberflächliche Frontallinie.
In saggitaler Ebene ist die Frontallinie für die Wirbelsäulenflexion und Knieextension verantwortlich. Während die Rückenlinie wichtig ist für die aufrechte Haltung und die gesamte Extension (Aufrichtung), bewirkt die Frontallinie das Gegenteil. Bei vielen Menschen unseres Kulturkreises dominiert diese Linie aufgrund der typischen Lebens- und Arbeitsweise. Die oberflächliche Frontallinie zieht sich von der Oberseite der Füße bis hinauf zu den Seiten des Schädels: Dorsale Oberfläche der Zehen, die Zeh-Extensoren, Tibialis Anterior, Tuberositas Tibiae, Patella, Rectus Femoris, Spina Iliaca Anterior Inferior, Rectus Abdominis, Sternalis, Manubrium, Sternocleidomastoideus, Processus Mastoideus.
Viele Übungen eignen sich für Rücken- und Frontallinie
Übungen, die die Rückenlinie ansprechen, sind genauso für die Frontallinie geeignet, denn die beiden Linien verhalten sich wie im muskulären Trainingsansatz die Agonisten und Antagonisten zueinander.
Geeignete Übungen aus Pilates und Yoga: Spine Stretch Forward, Roll Up, Roll Over, stehende Warrior-Positionen, Swan Dive, Kobra, Thigh Stretch, Kneeling Lunges, Bridges
Generell gibt es im Faszien–Training keine starren, genauen Ausgangspositionen und präzise Vorgaben für die Bewegungen- möglichst vielseitige, abwechslungsreiche dreidimensionale Bewegungen werden bevorzugt, um möglichst viele Faszien-Bereiche anzusprechen.
3 Generelle Empfehlungen für das Pilates Faszientraining
Generelle Empfehlungen für das Faszien-Training unabhängig von konkreten Übungen lauten wie folgt:
Die elastischen Eigenschaften der Faszien fördern:
– aus der Vordehnung in die Muskelkontraktion gehen und wieder zurück zur Vordehnung: das Ergebis sind fliessende, wellenartige Bewegungen
– die gesamte Bewegungsbandbreite ausnutzen und im Endbereich kleine Endkontraktionen (pulsations) durchführen
– keine abgehackten Bewegungen oder schnelle Richtungswechsel: harmonische Bewegungen bevorzugen
– spielerisch trainieren: immer wieder neue Bewegungsmuster ausprobieren
Variation trainieren, statt Wiederholungen zu fokussieren:
– Ganzkörperbewegungen bevorzugen
– in der Trainingsprogression die Übungen komplexer gestalten
– Tempo, Lasten, Gleichgewichtsherausforderung variieren und Übungsübergänge fliessend machen
Die Propriozeption fördern:
– Kleingeräte einsetzen, mit Bildern arbeiten, die Körperwahrnehmung und Reflektion der Bewegungen verbessern
Grundsätzlich entsprechen Bewegungsmethoden wie Yoga, Pilates oder auch Tanz dem myofaszialen Konzept.
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