Wie funktioniert der Schultergürtel?

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Der Schultergürtel ist ein komplexes Gebilde aus 5 Gelenken. Nur wenn alle Teilgelenke und die umliegenden Strukturen frei sind, kann die Schulter frei bewegt werden.

Die Schulter ist ein Gelenk des gesamten Schultergürtels. Die gesamte Funktion bezieht sich auf 5 Teilgelenke – Glenohumeralgelenk, Acromioclaviculargelenk (ACG), Sternoclaviculargelenk (SCG), Subacromialer Raum und dem Thorakalen Gleitlager. Nur wenn alle Teilgelenke und die anliegenden Strukturen frei sind, kann die Schulter problemlos bewegt werden.(Lesen Sie auch: Die Schulter: Ein Grundlagenartikel)

 

Welche Freiheitsgrade hat die Schulter?

Wenn der Oberarm bewegt wird, findet die sichtbare Bewegung des Knochens im Raum (Ostheokinematik) nicht nur im Schultergelenk statt. Das Schultergelenk (Glenohumeralgelenk) kann in die Extension/Flexion, Abduktion/Adduktion und Innen-/Außenrotation (transversale Abduktion) bewegt werden.

Weitere Bewegungsrichtungen, die frei sein müssen und nicht sichtbar sind, sind die des ACG, SCG und des Schulterblattes (Scapula). Hier wird die Elevation/Depression, Protraktion/Retraktion und die Innen-/Außenrotation sowie für das Thorakale Gleitlager das Abheben der Scapula getestet.

 

Welche Knochen bilden den Schultergürtel?

Die Knochen, die den Schultergürtel bilden, sind:

– Oberarmknochen – Humerus

Schulterblatt – Scapula

– Brustbein – Sternum

Schlüsselbein – Clavicula

 

Letztendlich gehören auch die Rippen und die Brustwirbelsäule, die den Thorax bilden, dazu, da der Schultergürtel dem Thorax aufliegt. Die Scapula muss über die Rippen gleiten können.

 

Was sind die Teilgelenke für Gelenktypen?

3 der 5 Teilgelenke sind sogenannte echte Gelenke. Zu einem echten Gelenk zählen folgende Strukturen:

– Gelenkkapsel

– Gelenkpfanne

– Gelenkkopf

– Gelenkspalt

– Gelenkknorpel

– Gelenkinnenhaut

– Gelenkflüssigkeit

 

Die echten Gelenke des Schultergürtels sind:

– das Humeroglenoidalgelenk

– das Acromioclaviculargelenk

– das Sternoclaviculargelenk.

 

Zu den unechten Gelenken zählen das Thorakale Gleitlager und der Subacromiale Raum.

 

Muskulatur

Die Muskulatur der Schulter ist bei Gesundheit sehr stark ausgeprägt. Sie sorgt zum einem dafür, dass die Schulter in alle Richtungen bewegt werden kann, zum anderen schützt sie die Schulter sowie die tiefen Strukturen.

Zur oberen Schicht gehören

– M. Deltoideus

– M. Petoralis major

– Schulterblattschlingen

 

Die tiefe Muskelschicht dient dazu, den Oberarmkopf in seinem Drehzentrum zu zentrieren. Hierzu zählen:

Rotatorenmanschette: M. infraspinatus, M. supraspinatus, M. terres minor, M. subscapularis

– M. biceps brachii

– M. triceps brachii

– M. coracobrachialis

– M. pectoralis minor

 

Andere wichtige Strukturen

Eine weitere wichtige Struktur ist der Schleimbeutel. Zwischen Schulterdach und Rotatorenmanschette befindet sich die Bursa acromialis. Wenn die Kraft der Zentrierung nachlässt, also die Muskulatur nicht kräftig genug ist, um den Schulterkopf in der Pfanne zu halten, gerät er unter Druck. Außerdem reibt die Rotatorenmanschette am Schulterdach. So kann es zu Verletzungen des Schleimbeutels und der Muskulatur kommen.

Ein weiterer Schleimbeutel liegt zwischen Oberarmkopf, M. Delotoideus und den Ansatzsehnen der M. infra- und supraspinatus. Hier kann es ebenfalls zu Verletzungen kommen.

Weitere wichtige Strukturen sind die Bänder, die die Gelenke sichern. Gerade in den Bereichen, wo die Gelenkflächen aufeinandertreffen, geben sie einiges an Stabilität.

 

Im Acromioclaviculargelenk gibt es folgende Bänder:

– Lig. acromioclaviculare

– Lig. coracoclaviculare: Zusammengesetzt aus Lig. conoideum und Lig. Trapezoideum

 

Im Sternoclaviculargelenk:

– Lig. sternoclavicularis anterior et posterior

– Lig. costoclavicularis Lig.

– Interclaviculare

 

Im Glenohumeralgelenk:

– Lig. coracohumerale

– Lig. glenohumerale

 

Kombinierte Bewegung aller Teilgelenke

Wie die Teilgelenke mit der Muskulatur und der Gelenkkapsel zusammenarbeiten müssen, lässt sich am Beispiel der Abduktion des Armen verdeutlichen.

In der 1. Phase wird der Arm angehoben, die Hauptbewegung findet im Glenohumeralgelenk statt. Zur aktiven Muskulatur gehören M. deltoideus, M. supraspinatus, M. biceps brachii und M. coracobrachialis.

In der 2. Phase zwischen 30° und 50° fängt die Scapulabewegung an. Daran gekoppelt ist immer die Bewegung des Acromnio- und des Sternoclaviculargelenks. Zusätzlich arbeitende Muskulatur sind der M. Trapezius pars ascendens und descendens sowie der M. serratus anterior.

Die 3. Phase, die die letzten 20° von 180° ermöglichen, ist geprägt von der Wirbelsäulenbewegung. Bei einseitiger Armabduktion muss die Wirbelsäule in die Extension/Rotaion zur gleichen Seite und Lateralflexion zur Gegenseite frei beweglich sein. Zusätzlich müssen sich die Rippengelenke heben. Der M. erector spinae wird hierbei aktiv.

Um den Arm endgradig bewegen zu können, müssen sich die Gelenkkapsel und das subacromiale Gleitlager entfalten und die Muskulatur zusammenarbeiten können und das Thorakale Gleitlager sowie ACG und SCG müssen frei sein. Der Oberarmkopf muss sich automatisch in die Außenrotation drehen können und die Beweglichkeit der Wirbelsäule frei sein.

 

Funktionelles Bewegen

Durch den funktionellen Zusammenschluss von 5 Teilgelenken und der Verbindung zu den Rippen und somit auch der Wirbelsäule ist die Haltung ein großes Thema. Häufig kommt es bei Bewegungen zu einseitigen Belastungen, oder die Belastung wird zu schnell und zu intensiv gesteigert. Es ist nicht selten, dass Schulterprobleme auf den Halswirbelsäulenbereich zurückzuführen sind. Die nervale Versorgung der Schulter und des Armes kommt von der Halswirbelsäule, sodass Probleme in dem Bereich Schmerzen in der Schulter hervorbringen können.

Ebenfalls können Triggerpunkte aus dem dorsalen Schulter- und Nackenbereich einen Zug im Arm verursachen. So kann ich bei Verspannungen im Schulterblattbereich ebenfalls einen Zug in Schulter und Arm verspüren.

Wenn die Beweglichkeit durch verkürzte oder verkümmerte Muskulatur im Bereich der Brustwirbelsäule, Halswirbelsäule und Rippengelenken nicht freigegeben ist, kann es zu verminderter Armbeweglichkeit kommen.

Wenn das Schulterblatt nicht frei auf dem Thorax gleiten kann, können Strukturen wie Sehnen und Schleimbeutel in der Schulter gereizt werden.

 

Angi Peukert

 

Quellenangaben:

1. http://www.paracelsus.de/ausbildung/flg/pdf/kapitel17.pdf

2. http://www.sportwissenschaft.uni-wuppertal.de/personal/wastl/Materialien/p_pics/02%20Schulter-1-Anatomie.pdf

3. http://ch-thuer.ch/download/brochureweb.pdf

4. Hochschild, Jutta: Strukturen und Funktionen begreifen. Funktionelle Anatomie – Therapierelevante Details. Band 1, 3. Auflage, Stuttgart: Thieme 2005

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