Bewegunsanalyse: Der Functional Movement Screen

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Der FMS ist ein Beweglichkeits- und Stabilitätstest, der vom US-Physiotherapeuten und Athletiktrainer Gray Cook mit Kollegen in den 90er Jahren entwickelt wurde. Der Test entstand aus Cooks jahrelanger Erfahrung in der Betreuung von orthopädisch-traumatologisch betroffenen Patienten und Sportlern.

Die Philosophie, die hinter dem Konzept steckt, sieht den gesamten Körper als Einheit und nicht nur in einzelnen Körperpartien. Der Vergleich mit einer (Bewegungs-) Kette ist hier sehr passend. Jeder weiß: eine Kette ist immer nur so stark, wie ihr schwächstes Glied. Mittels des FMS ist man heutzutage in der Lage, das schwächste Glied in der Bewegungskette zu finden. (3) 

Wie wird bewertet? 

Ziel des FMS ist es, Asymmetrien, Dysbalancen und Schwachstellen im Körper der Testperson aufzudecken. Grundlage hierfür bilden sieben verschiedene Bewegungsübungen. Die Übungen wurden allesamt dem alltäglichen Leben entnommen. Jeder Mensch sollte sie korrekt, d. h. ohne Ausweichbewegungen oder Schmerzen, durch- führen können. So gibt z. B. die Testung einer tiefen Reißkniebeuge Aufschluss über die Beweglichkeit der Sprung-, Knie-, Hüft- und Schultergelenke während gleichzeitig die Stabilität des Rumpfs beurteilt wird. Bei einer dem Ausfallschritt ähnlichen Übung überprüft man z. B. zusätzlich die Beinachsenstabilität, d. h. die für den Alltag und Sport so bedeutende Fähigkeit, Sprung-, Knie- und Hüftgelenke des Standbeins im Lot bzw. in einer Achse zu halten. (3) 

Einfaches Punktesystem für die Bewertung im FMS

Dabei wird ein einfaches Punktesystem eingesetzt. Drei Punkte gibt es, wenn die Übung perfekt durchgeführt werden kann und zwei, wenn die Übung zwar durchgeführt werden kann, aber nur mit Kompensations-/Ausweichbewegungen. Kann die Übung nicht durchgeführt werden, gibt es einen Punkt und wenn sie Schmerzen verursacht null Punkte. Maximal können also 21 Punkte erreicht werden. Man hat heraus gefunden, dass sich das Verletzungsrisiko um mindestens das 2- bis 3-fache erhöht, wenn nur 14 oder weniger Punkte erzielt wurden. Dies gilt ebenfalls bei einer auftretenden Asymmetrie. Eine Asymmetrie liegt vor, wenn unabhängig von der Gesamtpunktzahl eine Punktedifferenz zwischen der linken und rechten Seite besteht. 

Training basiert auf den Testergebnissen

Auf das Testergebnis aufbauend wird ein individueller Trainingsplan erstellt, der besonders auf die Behebung der gemessenen Defizite mit so genannten korrigierenden Übungen abzielt. Erst wenn die durch den FMS getesteten Grundbewegungen des Alltags fehler- und schmerzfrei beherrscht werden, sollte man laut Experten mit dem weiterführenden und intensiveren Fitnesstraining (ergänzende Koordinations-, Beweglichkeits-, Kraft-, Schnelligkeits- und Ausdauereinheiten) beginnen. Ganz am Ende der Trainingsreihenfolge bzw. -pyramide stehen dann die sportartspezifischen Bewegungen, wie z. B. die Schussbewegung beim Fußball, der Aufschlag beim Tennis oder der Sprungwurf beim Basketball. Das bedeutet aber nicht, dass diese Bewegungen nicht schon vorher in Ihr Training eingebaut werden sollten. Lediglich der Fokus verändert sich im Trainingsverlauf. 

Lesen Sie auch:

Die 7 Standardübungen des FMS

Finden Sie Ihre Schwachstellen mit einer Bewegungsanalyse

Literatur: 

1. Journal of Occupational Medicine and Toxicology, 2007, Bd. 2 (3), S. 1–9 
 

2. Journal of Strength and Conditioning Research, 2010, Bd. 24 (2), S. 479–486 
 

3. Cook Gray, Movement assessment: The Functional Movement Screen, 1998, Athletic Testing Service 


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Über den Autor

Dennis Sandig arbeitete als Sportwissenschaftler am Institut für Sportwissenschaften der Julius-Maximilians Universität in Würzburg. Aktuell ist er bei der Deutschen Triathlon Union als Wissenschaftskoordinator und Referent für Bildung zuständig, sowie für das umfassende Aus- und Fortbildungsprogramm für Coaches im Triathlon.

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