Shin splints als schmerzhaftes Schienbeinkantensyndrom sind ein häufiger Überlastungsschaden beim Laufsportler. Eine aktuelle Untersuchung mit 230 Läufern von High School Teams belegte 102 shin splints. Im Vergleich dazu traten Ermüdungsbrüche des Schienbeins fünffach seltener auf (21 mal).
Die weitere Untersuchung prüfte die Häufigkeit von shin splints bei gepoolten 3500 Läufern. Dabei wurden in den herangezogenen Studien die folgenden Häufigkeiten bei Laufsportlern beobachtet:
– shin splints: 14-20%
– Achillessehnenbeschwerden: 9-11%
– Plantare Fasziitis (Fersensporn) 5-10%
Bei Ultra-Marathonläufern waren Achillessehnenbeschwerden die häufigsten Beschwerden (5-18%) vor dem runner’s knee (7-15%).
Risikofaktoren
Eine Untersuchung prüfte den Einfluss der folgenden Faktoren auf die Entwicklung von shin splints:
– Hüftbeweglichkeit
– Kniegelenksbeweglichkeit
– Sprunggelenksbeweglichkeit
– Großzehenbeweglichkeit
– Fußachse
– Body Mass Index
Nur der Body Mass Index erwies sich als ein Risikofaktor für die Entwicklung von shin splints: je höher der Body Mass Index, desto länger brauchte die Erholung bis zur vollen Lauffähigkeit.
Diagnostik
Kürzlich konnte gezeigt werden, dass zwei klinische Tests eine hohe Vorhersagekraft für shin splints haben. Der lokale Druckschmerz an der inneren Schienbeinkante hat als „shin palpation test“ eine 5-fach erhöhte Vorhersagekraft. Eine begleitende Schwellung als „shin oedema test“ sogar eine 76-fach erhöhte Vorhersagekraft. Druckschmerz und Schwellung an der inneren Schienbeinkante sind daher die wesentlichen diagnostischen Hinweise für das Vorliegen eines Schienbeinkantensyndroms.
Die Kernspintomographie kann bei shin splints eine Knochenhaut-(Periost)-Reizung wie auch auch ein Knochenmarködem des Schienbeins nachweisen – einer Studie zufolge in 44% der Fälle mit Schmerzen an der Schienbeinkante.
Therapie
Zur Therapie des Schienbeinkantensyndroms wurden eine Reihe an Empfehlungen ausgesprochen wie:
• Eis
• Aspirin
• Muskelaufbautraining
• Kompresssionsstrümpfe
• Low Level Lasertherapie
• extrakorporale Stoßwellentherapie
Derzeit sind die klinischen Ergebnisse dieser Therapieoptionen uneinheitlich, wenngleich oft die konservative Therapie empfohlen wird. Während einige Studien deutliche Effekte postulieren, konnten bislang vier randomisierte Studien keine Überlegenheit von Eis, Stretching, Muskelaufbau oder Low Level Lasertherapie eindeutig nachweisen.
Beschleunigte Heilung durch Stoßwellentherapie
Die extrakorporale Stoßwellentherapie konnte in einer Untersuchung mit 42 Läufern (fünf Sitzungen in 9 Wochen) die Rückkehr zum Sport signifikant verkürzen. Die Läufer waren in 60 statt in 92 Tagen in der Lage 18min kontinuierlich zu laufen. Eine weitere Stoßwellenstudie bestätigte diese Ergebnisse mit einer verbesserten Erfolgsrate nach 4 (30% Erfolg nach Stoßwelle, 13% Erfolg nach Muskelaufbautraining) und 15 Monaten (64% Erfolg vs. 30% Erfolg) im Vergleich zu einer Kontrollgruppe.
Prof. Dr. Karsten Knobloch
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