Anatomie für Kampfsportler (Teil 3)

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Im Kampfsport und in der Selbstverteidigung ist es wichtig zu wissen, wo welche inneren Organe liegen, wie diese am besten zu treffen sind und wie man durch eigenes Training die Muskulatur lokal so trainieren kann, dass die eigenen Organe geschützt sind.

Es gibt Organe, die für Treffer (bspw. im Taekwondo) sehr günstig liegen und so leicht zu treffen sind, z. B. Hoden und Leber. Andere Organe sind wiederum von ihrer anatomischen Lage her ungünstig zu treffen, wie z. B. die Nieren. In diesem Artikel geht es um die Eigenschaften und die Lage der einzelnen inneren Organe des Menschen. Gleichzeitig geht es um die naheliegende Muskulatur zu den Organen.

 

Schlüsselbein

Das Schlüsselbein ist ein schmaler Knochen (12-15 cm), der zwischen der Schulterhöhe und dem Brustbein auf beiden Seiten verläuft. Das Schulterblatt wird durch das Schlüsselbein gestützt. Zielgerichtete Schläge oder Tritte auf das Schlüsselbein führen schnell zu einem Bruch. Kommt es hierbei zu einem Splitterbruch, können eine Vielzahl von Arterien, die hinter dem Schlüsselbein verlaufen, verletzt werden. Diese innere Blutung kann so stark sein, dass sie zum Tod führt. Außerdem laufen Kampfsportler Gefahr, dass sich das Schlüsselbein in den Gelenken im Laufe der Zeit lockert. Deshalb ist es wichtig, die Brustmuskulatur und die Schultermuskulatur zu trainieren.

 

Brustbein

Das Brustbein ist ein schmaler, platter Knochen vorne in der Mitte des Brustkorbs. Es dient der Befestigung der Rippen und des Schlüsselbeins. Das Brustbein ist ein wichtiger Knochen zur Blutbildung und ist sehr robust. Daher zielt man bei einem Angriff eher auf den darunter liegenden Solarplexus.

Wenn man selbst Schläge und Tritte ausübt oder getroffen wird, ist es wichtig, auszuatmen, um so die Brustmuskulatur anzuspannen, so dass der Brustkorb sich nach innen zieht und so ein Bruch unwahrscheinlich ist. Dennoch kann es zu einer Quetschung der Lunge kommen. Die Lunge füllt einen großen Bereich des Brustkorbes aus und liegt direkt hinter dem Brustbein und ist beweglich im Brustkorb eingebettet. Es herrscht ein für die Atmung wichtiger Unterdruck. Bei einer Verletzung kann dieser Unterdruck zusammenbrechen und die Lunge kollabieren.

 

Herz

Das Herz liegt im Brustraum über dem Zwerchfell und zwischen den beiden Lungenflügeln. Es ist ein muskulöses Hohlorgan. Durch Zusammenziehen und Erschlaffen pumpt es das Blut durch den menschlichen Kreislauf und bewirkt so die Blutzirkulation. Ist das Herz bei Gesundheit, kann man es durch außen kaum beeinflussen. Ein Tritt oder ein Schlag auf das Herz hat so gut wie gar keinen Effekt. Es ist sogar unwahrscheinlich, dass durch das Brechen von Rippen das Herz verletzt wird.

 

Solarplexus

Der Solarplexus wird auch als Sonnengeflecht bezeichnet und besteht aus Nervengewebe, welches zur Steuerung der inneren Organe dient. Wenn man mit einem Schlag oder Tritt gezielt den Solarplexus trifft, wird das Zwerchfell gelähmt. Dadurch kommt die Atmung zeitweise zum Stillstand. Dieses passiert bei einem Treffer sofort und macht den Gegner völlig manövrierunfähig. Aus diesem Grund ist der Solarplexus das primäre Ziel des Brustkorbes. Gezieltes Training der Bauchmuskulatur schützt vor Angriffen.

 

Die Leber

Die Leber ist das zentrale Organ des Stoffwechsels und die größte Drüse des Körpers. In der Bauchhöhle liegt sie rechts unter dem Zwerchfell. In der Leber werden lebenswichtige Eiweißstoffe produziert, sie speichert Glucose und Vitamine und baut Stoffwechselprodukte ab. Die Leber ist sehr empfindlich gegen Schläge und Tritte, speziell Tritte und Seitwärtsschläge sind sehr gefährlich.

 

Ellenbogenbeuge

Bei der Selbstverteidigung wird gern in die Ellenbogenbeuge gegriffen. Es ist sofort sehr schmerzhaft und kann sogar den Arm des Gegners für eine Weile krampfhaft in eine angewinkelte Stellung bringen.

 

Obere Magengegend

Verfügt der Körper über ausreichend Bauchmuskulatur, so ist der obere Bereich des Magens recht unempfindlich. Trifft man den Gegner allerdings überraschend und er kann den Bauch nicht anspannen, kann er regelrecht in die Knie gezwungen werden. Gerne wird dieses Ziel in der Selbstverteidigung angewendet.

 

Nabel

Nach dem Abfallen der Nabelschnur ca. eine Woche nach der Geburt bleibt beim menschlichen Körper eine narbig verwachsene Grube zurück, der Nabel. An diesem Punkt sammelt sich Qui (Lebensenergie). Trifft man den Gegner millimetergenau unter dem Bauchnabel, wird das Qui geblockt, so dass die Lebensenergie nicht mehr im Körper verteilt werden kann. Das äußert sich durch Zittern, Brechreiz und Kraftlosigkeit.

 

Unterleib und Schamgegend

Das Schambein ist sehr dünn. Trifft man zum Beispiel durch einen Stich mit den Fingern genau den Schambeinknochen, entstehen unerträgliche Schmerzen. Es ist nicht möglich, diesen Bereich durch Training der Muskulatur zu schützen. Vielmehr kann man sich nur durch die richtige Technik in der Grundhaltung vor solchen Angriffen schützen.

 

Knie

Trifft man das Knie von der Seite, kann es zu einem Bänderriss oder ähnlichem kommen. Das Kniegelenk ist also vor allem seitlich oder von hinten (Kniekehle) ein geeignetes Ziel.

 

Schienbein

Das Schienbein ist der stärkste Knochen am Unterschenkel. Trifft man den Gegner am Schienbein entstehen für kurze Zeit relativ starke Schmerzen, so dass so ein Tritt gegen dieses oft in der Selbstverteidigung angewandt wird. Der Gegner ist in diesem Fall abgelenkt von seinen Techniken oder lockert seinen Griff. Es bietet sich für diesen Bereich ein Abhärtungstraining der Knochenhaut an.

 

Spann & Zehen

Da der Spann zum Angreifen verwendet wird, ist er oft hart und robust. Auch festes Schuhwerk kann hierzu beitragen. In der Selbstverteidigung ist der Spann ein primäres Ziel für Schocktechniken. Ein gezielter Tritt gegen oder auf die Zehen des Gegners ist sehr effektiv, vorausgesetzt der Gegner trägt keine Schuhe mit Stahlkappen.

 

Fazit

Ist die Muskulatur des Körpers gut trainiert und weiß man, wo man getroffen werden kann, kann man mit einer guten Technik die meisten Angriffe abwehren oder blocken.

 

Vahab Yektapour

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