Wenn es um die motorische und sensorische Entwicklung eines Menschen geht, wirkt sich ein Aktivitätsmangel negativ auf die gesamte Entwicklung aus. Bereits im Schulalter kann sich die Schulfähigkeit von Kinder um einiges langsamer entwickelt, wenn sie nicht ausreichend Bewegung bekommen.
„Ich wurde in den 80er Jahren geboren, wuchs in den 90er Jahren auf. Wir sind die letzte Generation, die auf der Straße gespielt hat; die erste, die Video-Spiele gespielt hat und wir sind die Letzten, die Songs aus dem Radio auf Kassetten aufnahmen; wir sind die Pioniere der Walkman-Zeit. Wir haben gelernt, wie man den Videorekorder bedient, spielten mit Atari, Super Nintendo und Game Boy. Wir sind… die Generation der Thunder Cats, Power Rangers, Ninja Turtles und Transformers. Wir lebten ohne Handy, fuhren mit drei Personen auf einem Fahrrad kilometerweit, weil Mami uns nicht durch die Gegend chauffierte. Wir hatten keine 99 Fernseher, Flachbildschirme, Surround Sound, MP3, iPod, Facebook oder Twitter… aber dennoch hatten wir eine tolle Zeit!“ (Facebook)
Bewegung statt digitaler Welten
Auch wenn es mittlerweile alltäglich ist, solche nostalgischen Gefühle über moderne Medien vermittelt zu bekommen, sollte es immer noch nicht gewöhnlich sein, die reelle Bewegung zu vergessen und sich in die digitalen Welten zu begeben. Denn wenn es um die motorische und sensorische Entwicklung eines Menschen geht, wirkt sich der reelle Aktivitätsmangel negativ auf die gesamte Entwicklung aus.
Bereits im Schulalter wurde anhand von Studien beobachtet, dass sich die Schulfähigkeit der modernen Kinder um einiges langsamer entwickelt, so dass die nötigen motorischen Fähigkeiten mit dem 6. Lebensjahr im Vergleich mit ihren Altersgenossen vor 20 Jahren noch nicht vollständig ausgeprägt sind.
Die motorische und sensorische Entwicklung, das Denken, die Handlungsfähigkeit sowie die soziale und psychologische Reife benötigen Bewegung und Musik als einen entscheidenden Faktor. Besonders bei der Kombination von Bewegung und Musik reagiert das Gehirn positiv auf strukturelle Veränderungen, was sogar zu neuen Gehirnzellen führen kann und sich somit auf den Lernvorgang auswirkt.
Schaut man sich die aktuellen Voraussetzungen der Sporteignungsprüfung einer Sportfakultät an, stellt man fest, dass die körperlichen und motorischen Anforderungen in regelmäßigen Zeitabständen nach unten geschraubt werden. Sonst würden wahrscheinlich nur 5 Studenten pro Semester aufgenommen werden können. Wo früher eine halbe Kür am Reck gefragt wurde, reicht heute schon fast das alleinige Hängen an der Reckstange aus. Wo man damals die meisten Disziplinen der Leichtathletik hätte vorzeigen müssen, ist heute ein Ausdauertest genügend.
Falls Sie schon Kinder haben, probieren Sie mit ihnen das Rückwärtsgehen oder –laufen ohne zu Stolpern aus. Ich hoffe, Ihr Kind kann es.
So funktioniert Lernen
Bereits im Mutterleib wird der Aufbau neuer Gehirnzellen und Verknüpfungen zwischen den diversen Arealen angeregt.
Wenn das Lernen, egal welcher Art, effektiv sein soll, soll es folgende Punkte enthalten:
– Wiederholungen
– Variationen
– Aktivität – aktives Lernen
– Freude – emotionales Lernen
– Erfolgserlebnisse – effizientes Lernen
– Lernen im Team – interaktives Lernen
– Lernpausen
– Lernziele – funktionales Lernen
– entwicklungsadäquates Lernen
Bereits im Kindesalter herrscht eine hohe Inhomogenität beim Leistungsprofil, d. h. dass einige Bereiche extrem talentausgeprägt sind und gleichzeitig auf anderen Gebieten hohe Defizite herrschen.
Womit könnte dies zusammen hängen?
– mit zu frühem Einsatz von Medien
– Reizüberflutungen (auch durch Spielzeug)
– Voraussetzung der Animation – mangelnde Eigeninitiative
– verminderte Spielplatzangebote
– zunehmender Leistungsdruck
– fehlende oder mangelnde körperliche Stimulation (Training mit Kindern)
Wie könnte man diese Entwicklung vermeiden und eine gesunde gewährleisten? Durch frühzeitige, regelmäßige und intensive Förderung:
– regelmäßige Bewegung und Musikeinflüsse bereits während der Schwangerschaft
– ganzheitliche Förderung der kindlichen Entwicklung ab der 1. Lebenswoche: Berührung, Schaukeln, Singen, Reden, Klangspiele, Basteln, Schmecken, Riechen und Unterstützung von aktiver Bewegung
– verminderter Fernseh- und PC-Konsum
– Förderung durch gemeinsame Aktivitäten
– beidseitige Gehirnförderung – Bücher, Sprachen, Matschen, Malen, Bewegung usw.
Fazit
Die moderne Welt ist gut und erleichtert uns ganz viele Dinge, aber es ist auch eine wunderbare Sache, sich an zahlreiche Pflanzennamen oder Backrezepte zu erinnern, die uns unsere Eltern und Großeltern durch interessante Ausflüge und Aktivitäten beigebracht hatten. Und wie toll es war, Beeren vom Strauch zu pflücken, auch wenn das Unkraut jäten zu den wöchentlichen Hauptaufgaben gehörte.
Marina Lewun
Quellenangaben:
1. Loose, A.-C. (2009). Lernen braucht Bewegung. Zeitschrift für Physiotherapeuten