„Es ist keine Zeit für Nervosität“

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The winner takes it all: In der Basketball Bundesliga laufen die Playoffs und es entscheiden Momente über Weiterkommen und Heimfahren. Im Interview spricht der Youngstar Florian Koch (Telekom Baskets Bonn) über den mentalen Aspekt der Playoffs.

trainingsworld Basektball-Experte Ramy Azrak hat nach dem dramatischen 4. Playoff-Spiel zwischen den Telekom Baskets Bonn und den EWE Baskets Oldenburg (72:71) den Bonner Youngstar Florian Koch zum Interview getroffen. Am heutigen Mittwoch heißt es in Spiel 5 „Do-or-Die“.

trainingsworld.com: Florian, als junger Spieler hast Du bereits mehrmals in den Playoffs gestanden. Welche Veränderungen erkennst Du bei Dir selbst in Hinblick auf deine Psyche? 

Florian Koch: Ich habe zweimal in der ProB (dritthöchste Spielklasse) Playoffs gespielt, viel Spielzeit bekommen und stehe jetzt mit dem Profiteam der Telekom Baskets zum dritten mal in den Playoffs. Es gibt natürlich viele Veränderungen, die man definitiv merkt. Ich erinnere mich noch an meine erste Playoff-Serie gegen Bamberg vor drei Jahren, das war ein wahnsinniges Erlebnis für mich. Die Halle ist in den Playoffs immer ausverkauft und die Stimmung sensationell. In der ProB habe ich mir angewöhnt, dass ich meinen festen Rhythmus vor einem Spiel habe. Aus meiner Sicht ist das eine gute Taktik, um sich nicht verrückt zu machen. Man sagt allgemein „es ist keine Zeit für Nervosität“. Ich ziehe am Spieltag immer mein Programm durch, mache Mittagsschlaf, höre Musik, nehme meine Würfe und spiele meine Rituale durch. Ich lasse mir selbst keine Zeit um rumzusitzen und über das Spiel nachzudenken, damit gar nicht erst Nervosität aufkommt.

trainingsworld.com: Bist Du bei einem Playoffspiel noch fokussierter als bei einem „normalen“ Saisonspiel? 

Florian Koch: Das ist schwierig zu beantworten. Vielleicht kann man das so sagen. Wenn ich die Frage mit „ja“ beantworten würde, wirkt es vielleicht so, als wenn ich nicht voll fokussiert wäre und nicht alles geben würde. So ist es nicht. Aber man geht definitiv anderes an die Playoffs ran. Es ist schwer zu beschreiben, es ist letzten Endes natürlich auch immer noch das selbst Spiel, aber es geht nunmal in der Playoffs um alles und das fühlt man definitiv. Man achtet in den Playoffs noch extremer drauf, top fit in das Spiel zu gehen und optimal vorbereitet zu sein. Da muss alles stimmen. Ich achte momentan zum Beispiel genau darauf, dass ich ein gutes Frühstück habe, mein Mittagsschlaf maximal 45 Minuten dauert und ich nicht verschlafen in die Halle komme. Ich achte auf viele Details.

trainingsworld.com: Wie gehst Du persönlich mit Druck um? Nach außen wirkst Du immer sehr cool und gelassen. Ist dem so oder bist Du vor dem Spiel aufgeregter, als deine Fassade uns zeigt? 

Florian Koch: Ich versuche mir selbst die Nervosität zu nehmen. Die Nervosität ist natürlich da, es wäre komisch, wenn sie nicht da wäre. Ich versuche vor dem Spiel in der Kabine meine Späße mit meinen Jungs zu machen und gar nicht so viel über das Spiel selbst zu reden. Sobald es raus geht und wir uns einlaufen bin ich fokussiert dabei und konzentriere mich darauf, dass ich meinen Wurf einstelle und das ich perfekt in das Spiel reingehen kann. Es ist gut zu hören, dass ich Nervosität nicht ausstrahle. Sobald der Coach sagt, dass ich eingewechselt werde und ich mich hinsetzte, dann spüre ich die Nervosität. Sobald ich den ersten Schritt über die Linie aufs Feld mache, bin ich voll da und dann spüre ich keine Nervosität mehr. Dann heißt es das umzusetzen worum es geht, meinen Gegner so gut wie möglich zu verteidigen, zu überlegen welche Hand meines Gegenspielers nehme ich weg, welches Play laufen wir und so weiter. Da bin ich in meinem Element.

trainingsworld.com: Was kriegt man als Spieler in den entscheidenden Momenten von außen mit? 

Florian Koch: Bei mir ist es allgemein so, dass ich sobald ich auf dem Feld bin und die Uhr läuft nichts mehr um mich herum höre, egal was die Zuschauer rufen, außer in Extremsituationen, wo es richtig emotional wird und beispielsweise laut gepfiffen wird. Sobald die Uhr steht kriegt man die Einflüsse und Eindrücke von außen eher mit.

Lesen Sie weiter in Teil 2 „Jede Entscheidung beeinflusst das Ergebnis“.

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