Wer sich schlapp und müde fühlt trinkt gerne einen Kaffee. Das im Kaffee enthaltene Koffein macht wach und regt den Stoffwechsel an. Nun fand eine australische Studie heraus, dass der Konsum von koffeinhaltigem Kaffee auch die Regeneration nach einer anstrengenden Trainingseinheit verbessern kann.
Macht Kaffee nach dem Sport überhaupt Sinn?
Wer an Sportgetränke denkt, dem fallen zunächst wahrscheinlich als erstes die üblichen Verdächtigen wie Gatorade oder Powerade ein. Vielleicht denkt man auch an einen Proteinshake, an eine Fruchtsaftschorle oder ein alkoholfreies Bier. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat aber kaum jemand Kaffee auf der Liste. Dabei kann auch das koffeinhaltige Heißgetränk für Sportler eine wichtige Funktion erfüllen.
Koffein nach Sport und Training hilft die Glykogenspeicher aufzuladen
Wie Forscher am australischen Royal Melbourne Institute of Technology in Bundoora herausgefunden haben, hilft Koffein dabei, die Glykogenspeicher nach dem Training schneller wieder aufzuladen. Gerade nach einem anstrengenden Ausdauertraining sind diese im Körper leer oder zumindest reduziert. Bevor man sich erneut sportlich betätigt, müssen diese Energiespeicher erst einmal wieder gefüllt werden. Ein Auto fährt schließlich auch nicht mit leerem Tank.
Die Energie für die Speicher holt sich der Körper aus der Nahrung. Dabei kann man mit verschiedenen Maßnahmen das Füllen der Energiespeicher beschleunigen. Dazu gehört beispielsweise ein Eisbad nach dem Training. Kohlenhydratreiche Nahrungsmittel, Fruchtsäfte oder isotonische Sportgetränke werden ebenfalls empfohlen. Oder eben Kaffee. Wie die australischen Forscher berichten, hilft die Koffeinmenge aus rund 5-6 Tassen Kaffee dabei, die Regeneration von Glykogen zu beschleunigen.
Glykogen ist ein Vielfachzucker, der für den Körper lebensnotwendig ist. Ohne Glykogen könnten unsere Muskeln nicht kontrahieren. Daher verbrauchen wir beim Sport besonders viel Glykogen. Dieses muss erst wieder neu gebildet werden, damit die Speicher vor der nächsten Belastung wieder gefüllt sind. Je härter das Training, desto mehr Glykogen wird verbraucht und desto länger dauert es, bis wieder genug produziert wurde und die Speicher wieder gefüllt sind. Wie die australischen Wissenschaftler berichten, beschleunigt der Konsum von Kaffee die Bildung von Glykogen um bis zu 66 %.
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Studie: Leistungssteigerung bei „Koffein-Radlern“
Bei ihrer Untersuchung testeten die australischen Forscher 7 gut bis sehr gut trainierte Radsportler mehrmals. Bevor die Hobbysportler allerdings in die Pedale traten, mussten erst die Glykogenspeicher geleert sein. Dafür mussten sie bis zur Erschöpfung auf dem Ergometer trainieren. Anschließend bekamen sie eine Mahlzeit, die nur sehr wenige Kohlenhydrate enthielt. Da der Körper aber Kohlenhydrate benötigt, um Glykogen produzieren zu können, konnten die Forscher davon ausgehen, dass die Speicher vor dem ersten richtigen Test geleert waren.
Am folgenden Tag trainierten die Probanden zunächst einmal erneut bis zur Erschöpfung auf dem Fahrradergometer. Anschließend bekamen einige ein Getränk mit einem hohen Kohlenhydrat-Anteil, die anderen bekamen das Getränk, in das zusätzlich die Koffein-Menge von ca. 5-6 Tassen Kaffee hineingegeben worden war. Anschließend beobachteten die Forscher den Glykogenspiegel der Sportler.
Rund eine Stunde nach dem Test unterschieden sich beide Gruppen noch nicht, was die Höhe des Glykogenspiegels betrifft. Das änderte sich aber nach rund 4 Stunden. Hier wurde der positive Effekt von Kaffee deutlich. Die Koffein-Radler hatten im Vergleich zu den anderen Fahrern ein deutlich höheres Glykogen-Niveau im Körper (313 ± 69 vs. 234 ± 50 mmol/kg). Zudem waren auch der Blutzucker und der Insulinspiegel deutlich höher. Die australischen Wissenschaftler gehen davon aus, dass Koffein die Aktivität von wichtigen Signalenzymen erhöht, die bei der Produktion von Glykogen eine tragende Rolle spielen. Allerdings müsste dieser Effekt in einer größer angelegten Studie noch nachgewiesen werden.
Kaffee als Sportgetränk?
Ob Kaffee sich als Sportgetränk oder Nahrungsergänzung durchsetzen wird, bleibt allerdings fraglich. Denn einige der Probanden klagten über leichte Nebenwirkungen wie Schwindel oder anschließende Schlafstörungen. In weiteren Untersuchungen wollen die Australier nun herausfinden, ob auch schon geringere Dosen Koffein eine ähnlich positive Wirkung auf die Glykogen-Synthese haben.
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Christian Riedel
Quellenangaben
1. John Hawley (Royal Melbourne Institute of Technology in Bundoora) et al.: Journal of Applied Physiology, doi:10.1152/japplphysiol.01121.2007
2. http://jap.physiology.org/content/105/1/7.abstract?searchid=1&HITS=10&hits=10&sortspec=relevance&resourcetype=HWCIT&maxtoshow=&RESULTFORMAT=&author1=Pedersen&FIRSTINDEX=0&fulltext=caffeine