Sie haben sicher schon oft gelesen, dass es wichtig ist, nicht zu viele Kohlenhydrate zu sich zu nehmen. Aber warum genau es so wichtig ist, auf die Blutzuckerreaktion und die damit verbundene Insulinausschüttung zu achten? Was sind die möglichen negativen Folgen dieses Effektes?
Kohlenhydrate der Treibstoff unseres Körpers. Sie werden innerhalb der Muskelzellen zur Energiegewinnung verstoffwechselt. Werden Kohlenhydrate im Dünndarm aufgespalten und resorbiert, so gelangen sie in Form von Glukose in die Blutbahn. Um Glukose in die Zellen von Organen wie beispielsweise der Muskulatur zu schleusen, wird Insulin benötigt1.
Steigt der Blutzuckerspiegel über eine physiologische Grenze, wird Insulin ausgeschüttet, um die Glukose in die Zellen zu schleusen und somit den Blutzuckerspiegel zu senken. Fällt der Zuckerspiegel unter einen bestimmten Wert, signalisiert unser Hirn „Hunger“. Dies ist ein wichtiger, gesunder Vorgang und stellt zunächst einmal kein Problem dar.
Übermäßiger Konsum kann zu Typ-2-Diabetes führen
Bedingt durch einen modernen Lebenswandel, gepaart mit Bewegungsarmut und einem Lebensmittelüberangebot kann es auf lange Sicht jedoch zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen und Übergewicht kommen. Dies läuft im Einzelnen folgendermaßen ab: Der übermäßige Anstieg des Blutzuckers nach dem Genuss von hochglykämischen Lebensmitteln führt zu einer postprandialen Hyperinsulinämie. So soll die Glukose schnell in die Zellen geschleust und somit den Blutzuckerspiegel wieder auf ein normales Niveau gesenkt werden. Diese übermäßige Insulinausschüttung kann allerdings nach ca. 3 Stunden einen subjektiv empfundenen Unterzuckerungszustand auslösen, der als reaktive Hypoglykämie bezeichnet wird. Dieser Zustand wiederum löst erneut Hunger aus und die somit gesteigerte willkürliche Energiezufuhr begünstigt damit die Entstehung von Übergewicht1.
Wiederholte starke Auslenkungen des Blutzuckerspiegels durch hyperkalorische Ernährungsweise oder übermäßigem Konsum von hochglykämischen Lebensmitteln können nach heutigem Wissensstand zu Insulinresistenz bzw. langfristig zu einem manifestem Typ-2-Diabetes führen. Dabei handelt es sich um einen Entstehungsprozess über längere Zeitraume von mehreren Jahren, der oftmals unentdeckt bleibt.
Insulinresistenz die Basis der Zivilisationskrankheiten
Der Organismus benötigt viel Insulin, um die hohen Blutzuckerschwankungen abzufangen. Er produziert so ständig Insulin. Mit der Zeit wird immer mehr Insulin benötigt, um die Glukose in die Zellen zu schleusen. Dies wiederum führt langfristig zu einem dauerhaft erhöhten Insulinspiegel, der Hyperinsulinämie. Eine Hyperinsulinämie besteht oft Jahre lang, ohne bemerkt oder vom behandelnden Arzt aufgedeckt zu werden. Orale Blutzuckerbelastungstests messen, ob die Kohlenhydrataufnahme in die Zellen zeitlich korrekt funktioniert. Oftmals wird jedoch der Insulinspiegel parallel nicht mitgemessen, um eine mögliche Insulinüberproduktion festzustellen. Diese Stoffwechselsituation allein birgt schon gesundheitliche Beeinträchtigungen. So kommt es zu Funktionsstörungen von weniger insulinresistenten Organen. Das sind beispielsweise eine gesteigerte Lipideinlagerung im Herz (Verfettung des Herzmuskels) und der Leber (Nichtalkoholinduzierte Fettleber) oder eine gehemmte Harnsäureausscheidung der Niere.
Hyperinsulinämie und Insulinresistenz stehen in einer gegenseitigen negativen Wechselbeziehung. So wird die Insulinresistenz nicht umsonst als Basis der Zivilisationskrankheiten bezeichnet. Das gemeinsame Auftreten von Übergewicht, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Insulinresistenz wird gemeinhin als tödliches Quartett bezeichnet und ist besser bekannt als metabolisches Syndrom. Jede Erkrankung für sich stellt ein Risiko für Gefäßerkrankungen dar, gemeinsam jedoch wird der Effekt verstärkt! Arteriosklerose, koronare Herzkrankheit aber auch ein manifester Typ-2-Diabestes oder Gicht können die Folge sein. Lassen Sie es am besten gar nicht erst so weit kommen!
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Literatur:
1) Mangiameli, Franca (2011). Die LOGI Akademie. LOGI lehren – LOGI verstehen. Ein Leitfaden zur Patientenschulung und zum Selbststudium. Lünen: Systemed Verlag
2) Sandig, Hanna (2012). Basisernährung für Ausdauersportler. Bonn: VNR Verlag für die Deutsche Wirtschaft AG