Patrick Elias, ein junger, ehrgeiziger Mann, ein Tennisprofi von Kindesbeinen an. trainingsworld steht er Rede und Antwort über seinen Alltag als Profi, sein Training, Probleme mit Verletzungen und Alternativen zum Profisport.
Patrick Elias spielt seit seinem 4. Lebensjahr Tennis und bestritt sein erstes internationales Turnier mit gerade einmal 13 Jahren in Portugal. Im selben Alter nahm er mit dem Nationalkader der U14 an der Europameisterschaft in Italien teil. Es folgte die Teilnahme bei den Weltmeisterschaften der Junioren in Florida. 2007 führte Patrick Elias dann auch die deutsche Rangliste der U14 an. Seit 2011 spielt er auf der ATP-Tour und ist dennoch ein sympathischer und bodenständiger junger Mann.
trainingsworld:Du bist aktuell die Nummer 148 auf der deutschen Tennisrangliste und wirst an Position 1.716 in der ATP geführt. Wie zufrieden bist du mit den Platzierungen und wie weit kann es dieses Jahr nach oben gehen?
Patrick Elias: Ich bin mit den Platzierungen nicht zufrieden. Die Rangliste spiegelt bei weitem nicht mein spielerisches Niveau wieder. Ich habe leider immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und muss so auch immer wieder neu reinfinden. Aber die Rangliste lügt auch nicht. Sie zeigt die Realität auf. Ich warte noch auf den Punkt, an dem ich endlich zufrieden bin und 100 % geben kann.
trainingsworld:Du hast dein Verletzungspech gerade schon angesprochen. Du hast dir bei deinem letzten Turnier in Faro eine Knieverletzung zugezogen. Wie geht es dir?
Patrick Elias: Mir geht es ganz gut. Aber es ist schon sehr bitter. Vor dem Turnier in Faro stand ich im Finale der deutschen Meisterschaft und habe bei dem ITF Future in Kaarst gegen die Nummer 413 der ATP gewonnen und da auch meinen ersten Weltranglistenpunkt gemacht. Diese Leistungen zeigen mir einfach, was möglich ist und wo ich stehe, wenn ich 100 %ig fit wäre. So eine Verletzung bringt das ganze Training durcheinander. Ich will so schnell wie möglich wieder zurück ins Geschehen, aber es ist ein schmaler Grat. Fange ich zu früh an, verschleppe ich die Verletzung, fange ich zu spät an, verpasse ich wichtige Turniere.
trainingsworld:Du bist gerade 19 Jahre alt geworden. War der Sprung von dem Juniorenbereich in den Herrenbereich schwer?
Patrick Elias: Ja! Dieser Wechsel sucht alle Junioren heim. Jeder spricht darüber, aber letztendlich war der Sprung doch schwerer als gedacht. Die Spieler auf der Herrentour sind körperlich viel fitter und spielerisch sehr stabil. Es ist schon was anderes, gegen einen 28-jährigen alten Hasen zu spielen, der in engen Situationen dann eben auch mit viel Routine den Sack zumacht.
trainingsworld:Du reist das ganze Jahr über von Turnier zu Turnier und versuchst Weltranglistenpunkte zu sammeln. Für jeden Nachwuchsspieler ein Traum – Ist es so?
Patrick Elias: Das hat alles seine Vor- und Nachteile. Man sieht natürlich sehr viel von der Welt und lernt neue Leute kennen. Negativ ist, dass ich keine Freundschaften pflegen kann, wie Andere es sich vorstellen. Ich bekomme alles aber ganz gut unter einen Hut. Es ist für mich kein Traumbild, aber es ist auch nicht das schlechteste (Patrick lacht). Ich bin schon sehr glücklich mit allem.
trainingsworld:Hast du denn überhaupt Zeit für ein richtiges Privatleben?
Patrick Elias: Ich habe sicherlich nicht das klassische Privatleben, an dem man sich regelmäßig mit Freunden trifft oder einfach mal einen Sonntag nichts tut. Ich bin 7 Tage die Woche und 24 Stunden am Tag Tennisprofi. Ich kenne ein normales Privatleben aber auch gar nicht, man weiß nie, wo man nächste Woche ist.
trainingsworld:Was sind deine Ziele für die Tenniskarriere?
Patrick Elias: Früher bestanden meine Ziele aus Ranglistenpunkten und Titeln, aber mein Denken hat sich da verändert. Ich möchte einfach das Maximale erreichen, das in mir steckt. Ich stehe jeden Morgen auf, um eben das aus mir herauszuholen. Wenn Position 500 in der ATP Rangliste das Maximale ist, dann bin ich damit zufrieden.
trainingsworld:Und wenn es nicht klappt?
Patrick Elias: Ich habe bereits sehr viele Kontakte geknüpft, was mir viele Türen öffnet. Wenn es nicht bis nach ganz oben reicht, kann ich mir vorstellen die Tennisschule von meinem Vater zu übernehmen. Tennis ist das, was ich kann, was mir Spaß macht und wovon ich Ahnung habe. Ich kann mir auf jeden Fall nicht vorstellen in einem Büro zu arbeiten.
trainingsworld:Du hattest in deiner so jungen Karriere schon viele Verletzungen. Wie geht so ein junger, ehrgeiziger Sportler damit um?
Patrick Elias: Das ist sehr schwer. Ich war mit 16 bereits die Nummer 1 in Deutschland und mit 17 die Nummer 11 in Europa. Diese Positionen konnte ich aufgrund zahlreicher Verletzungen nicht verteidigen, da fragt man sich schon „Warum ich?“. Aber mittlerweile analysieren wir, wie es zu den Verletzungen kommen konnte und versuchen durch gezieltes Training diese zu vermeiden. Früher habe ich vor lauter Frust eine ganze Trainingswoche abgeschenkt, das mache ich jetzt nicht mehr.
trainingsworld:Patrick, du trainierst seit dem 01.01.2012 an der Schüttler-Waske Tennis University. War es die richtige Entscheidung?
Patrick Elias: Ja, auf jeden Fall. Das war der Einstieg ins Profileben. Ich trainiere täglich mit Spielern wie Benjamin Becker oder mit Cedrick-Marcel Stebe. Die Umgangssprache an der Akademie ist härter. Es war definitiv der richtige Schritt in die richtige Richtung.
trainingsworld:Wie sieht ein normaler Trainingstag an der Akademie für dich aus?
Patrick Elias: Ich stehe jeden Morgen um 6 Uhr auf. Um 6:15 gibt es dann, strickt nach Ernährungsplan (Tennis: Die richtige Ernährung vor dem Match), Frühstück. Von 7:15 bis 7:30 herrscht absolutes Redeverbot. Hier konzentriert sich Jeder auf seine heutigen Ziele. Es folgt dann ein 30-minütiges Warmup. Von 8:00 bis 9:30 steht Tennistraining auf dem Programm. Nach einer halben Stunde Cooldown gibt es eine kleine Zwischenmahlzeit. Um 12:00 folgt die 2. Tenniseinheit. Nach der Mittagspause geht es dann mit Konditions-, Koordinations- und Krafttraining weiter. Der Tag endet mit der schönsten Einheit des Tages, nämlich mit 40 Minuten beim Physio. Jeder Tag besteht also aus 6-7 Stunden Training.
trainingsworld:Und wie bereitest du dich vor Ort auf das Turnier vor?
Patrick Elias: Vor Ort geht es um das letzte Fine Tuning. Wir versuchen uns auf die äußeren Umstände, das Wetter, die Bälle und den Boden einzustellen. Das Tennistraining ist nicht mehr umfangreich. Ich trainiere 2-mal 1 Stunde, mache viel Stretching und werde von der Muskulatur her locker gemacht. Ich habe abends lange Gespräche mit meinem Trainer und werde von ihm auf die Matches eingestellt.
trainingsworld:Vielen Dank für das ausführliche Interview. Ich wünsche dir, auch im Namen von trainingsworld.com, ein tolles und vor allen Dingen verletzungsfreies Jahr!
Markus Czerner