Während im Anfängerbereich mit vielen Universalisten gespielt wird, steigt mit zunehmender Spielstärke auch der Grad der Spezialisierung. So wird im oberen Leistungsbereich fast ausschließlich mit einem Steller gespielt. Auch mit nur noch einem Zuspieler bieten sich verschiedene Spielsysteme an.
Zunächst sollte überlegt werden, ob es für die Mannschaft sinnvoll ist, nur noch mit einem Steller zu spielen. Dafür sprechen unter anderem folgende Gründe:
– Einer der Zuspieler verfügt über deutlich bessere Zuspielqualitäten;
– einer der Zuspieler hat Annahme-, Block- und Schnellangriffsschwächen;
– einer der Zuspieler ist im psychischen Bereich besser und hat bessere Führungsqualitäten;
– einer der Zuspieler verfügt über eine gute Stellerfinte oder einen guten Angriffsschlag über den 1. Pass;
– die Annahmeformationen können eingenommen werden, ohne dass ungünstigen Laufwege für den Zuspieler entstehen.
Hat man sich für ein Spielsystem mit einem Steller entschieden, das dann im Taktiktraining unternommen wird, stellt sich die Frage, welche Positionen die anderen Spieler einnehmen. (Sie sind noch nicht soweit? Volleyball: Spielsysteme im unteren Leistungsbereich)
Spielsystem 1:0:5
Bei diesem Spielsystem wird mit einem Steller und fünf Universalisten gespielt. Dies bietet sich an, wenn alle fünf Spieler etwa gleich gut in allen Bereichen (Annahme, Abwehr, Angriff, Block) sind. Trotzdem sollten Spieler mit ähnlichen Fähigkeiten diagonal zueinander aufgestellt werden, um ausgeglichene Angriffs-, Block, Annahme- und Abwehrreihen zu bilden. Beim 1:0:5-Spielsystem kann sowohl im Fünfer- als auch im Viererriegel angenommen werden. Der Viererriegel bietet jedoch den Vorteil von optimaleren Laufwegen für den Steller. Dabei können die mit dem Zuspieler herausgelösten Vorderspieler als Schnellangreifer eingesetzt werden. Auch der Einsatz eines Liberos für die abwehrschwächsten Spieler ist möglich.
Spielsystem 1:1:4
Beim 1:1:4-Spielsystem gibt es neben dem Zuspieler einen Hauptangreifer und vier Universalisten bzw. Annahmespieler. Verfügt der Hauptangreifer auch über einen guten Hinterfeldangriff, sollte er diagonal zum Zuspieler aufgestellt werden. Ist dies nicht der Fall, kann er zur Stärkung der Annahme und Abwehr durch den Libero ersetzt werden. Bei diesem Spielsystem kann und sollte der Dreierriegel in der Annahme eingeführt werden. Dies bietet den Vorteil, dass sich zwei Vorderspieler als Angreifer aus der Annahme heraus lösen und sich nur auf ihren Angriff konzentrieren können. So kann eine flexiblere und effektivere Angriffstaktik entstehen. Bei der Umstellung zum Dreierriegel ist jedoch zu beachten, dass sich mit den Vorteilen der Angriffstaktik keine Schwächen der Annahme ergeben.
Spielsystem 1:2:3
Ein Zuspieler mit zwei Schnellangreifern/Mittelblockern und drei Annahmespielern bilden das 1:2:3-Spielsystem. Die beiden Mittelblocker sollten diagonal zueinander stehen, damit sich gleich starke Blockreihen ergeben. Der Annahmespieler mit den besten Hinderfeldangreiferqualitäten sollte diagonal zum Zuspieler aufgestellt werden. Durch den Einsatz des Liberos für den jeweiligen hinteren Mittelblocker kann der Dreierriegel gestärkt werden und der Zuspieler hat kürzere Laufwege.
Spielsystem 1:3:2
Dieses Spielsystem des Volleyball ergibt sich aus einem Steller, drei Mittelblockern/Schnellangreifern und zwei Hauptannahmespielern. Zunächst sollten bei der Grundaufstellung die Positionen und die Zuordnung der beiden Hauptannahmespieler berücksichtigt werden. Bei Grundaufstellung mit Läufer I sollten sie nicht auf Position IV und VI stehen, da sonst sehr lange Laufwege für den Zuspieler entstehen. Auch die Hauptannahmespieler auf Position II und III oder II und VI zu stellen, sollte vermieden werden, weil es sonst zu einer Blockreihe ohne Hauptblockspieler kommt und kein Schnellangreifer vorne ist. Dementsprechend sollten die Hauptannahmespieler bei Läufer I auf Position III und V oder auf II und V stehen. Der Schnellangreifer/Mittelblocker mit den besten Hinterfeldangreiferqualitäten sollte diagonal zum Zuspieler stehen. Bei diesem Spielsystem kann sowohl im Dreier- als auch im Zweierriegel angenommen werden.
Lea Becker