Wer die Technik und Varianten des Sprungwurfs beherrscht, ist für den Verteidiger schwerer auszurechnen. Basketball‐Experte Ramy Azrak erklärt, wieso Kinder und Anfänger keinen Sprungwurf können und wie Sie den Sprungwurf am besten trainieren.
Der Sprungwurf gehört zwar zu den grundlegenden Wurftechniken im Basketball, für Anfänger ist die Umsetzung allerdings definitiv zu komplex. Kindern unter 14 Jahren fehlt in den meisten Fällen noch die Kraft für eine technisch saubere Umsetzung, aber auch Erwachsene mit basketballerischen Vorkenntnissen müssen für das Erlernen des Sprungwurfs eine ganze Weile trainieren. Investiert man die entsprechende Zeit, so wird man es einfacher haben, eine Korb zu erzielen.
Warum ist der Sprungwurf so schwierig?
Bevor ich auf die Technik und die Varianten des Sprungwurfs eingehe, möchte ich kurz darstellen, wieso der Sprungwurf eine Wurftechnik für Fortgeschrittene ist: Wenn Sie mit einem Anfänger auf den Freiplatz gehen und abwechselnd auf den Korb werfen, welchen Wurf wird Ihr Spielgefährte ausführen? Die Antwort liegt auf der Hand: Den Standwurf.
Wenn Sie Ihren Spielgefährten ärgern wollen und sich vor Ausführung des Wurfs mit hochgestreckten Armen vor ihn stellen, was wird dann passieren? Ihr Spielgefährte wird sicherlich einen Schritt zurückgehen oder zur Seite ausweichen, um wieder eine freie Wurfbahn zu haben. Ein Vereinsspieler dagegen würde in dieser Situation aus dem Stand hochspringen und über Ihre hochgestreckten Arme werfen können.
Der Anfänger wird es nicht schaffen, einen Sprungwurf technisch sauber auszuführen, weil die koordinativen Anforderungen zu komplex sind. Und ein Kind verfügt zudem nicht über die entsprechende Sprung‐ und Wurfkraft, um über Ihre Hände drüber zu werfen.
Die Technik des Sprungwurfs
Grundsätzlich sollten Sie wissen, dass jeder Wurf – auch der Sprungwurf ‐ über eine kinetische Kraftübertragung erfolgt. Was bedeutet das? Das Abknicken der Hand als letzter Impuls beginnt bereits in den Beinen. Versuchen Sie mal, mit durchgestreckten Beinen einen Freiwurf auszuführen! Sie werden sehen, dass Sie wahrscheinlich nicht einmal bis zum Korb kommen, geschweige denn Kontrolle über den Wurf haben werden. Der Sprungwurf beginnt entsprechend im Beugen der Beine und Hochführen der Arme während der Wurfbewegung.
Die Wurfbewegung wird einhändig durchgeführt. Die andere Hand stützt lediglich den Ball bis zum Zeitpunkt des Wurfs, also bis der Ball die Hand verlässt. Hierdurch wird die Wurfhand fixiert und der Werfer hat eine bessere Kontrolle bei der Ausführung der Bewegung.
Der Wurf erfolgt aus einem vertikal durchgeführten Sprung und zwar am höchsten Punkt der Sprungphase. Spieler mit einem guten Sprungwurf führen den Wurf ansatzlos aus dem Dribbling oder sogar aus dem Stand aus, auch aus größeren Entfernungen, z. B. von jenseits der Dreipunktelinie. Der Werfer kann durch einen explosiven und für den Verteidiger unerwarteten Sprung auch unter Bedrängnis zu einem kontrollierten Abschluss kommen. In Kombination mit einer guten Penetration zum Korb ist ein Basketballer mit einem sicheren Sprungwurf kaum zu berechnen und immer gefährlich.
Vorteile des Sprungwurfs
Da der Ball von den meisten Spielern üblicherweise von oberhalb des Kopfes geworfen wird, ist er für den Verteidiger deutlich schwieriger zu blocken als der Standwurf. Der Sprungwurf erfolgt häufig aus dem Dribbling, einer Penetration, oder einem empfangenen Pass aus der Bewegung, was den Vorteil mit sich bringt, den Schwung mit in die Bewegung nehmen zu können, was insgesamt für einen Spieler kraftsparend ist.
So erlernen Sie den Sprungwurf
Wie bereits oben erwähnt, ist der Sprungwurf keine Anfängertechnik. Jugendliche und Erwachsene mit etwas Basketballerfahrung sollten den Sprungwurf durch eine Kombination verschiedener Übungen erlernen.
Das Schwierigste beim Erlernen des Sprungwurfs ist die Entwicklung des richtigen Timings, um Sprung und Wurf aufeinander abzustimmen. Dies wird anfangs immer schwerfallen. Wichtig ist, dass Sie geduldig sind und sich progressiv steigern. Sollte ein Schritt beim Trainieren nicht richtig gelingen, dann gehen Sie noch mal einen Schritt zurück. Es ist sehr schwierig, ein falsch erlerntes Bewegungsmuster aus dem „neuronalen Netz“ zu eleminieren!
Im Folgenden finden Sie eine Anleitung, wie Sie einer Trainingsgruppe im Techniktraining den Sprungwurf beibringen können:
1. Positionswürfe
Führen Sie ein paar Freiwürfe oder Nah‐ bis Mitteldistanzwürfe als Positionswurf aus. Diese Übung ist ein kleines Warm‐up, um das Wurfgefühl zu entwickeln.
2. Vertikales Hochspringen mit Ball
Halten Sie den Basketball über Kopfhöhe und springen Sie mehrmals kontrolliert vertikal nach oben, ohne dabei einen Wurf auszuführen.
3. Korbwurf aus dem Sprung
Durch das mehrmalige Springen erhalten Sie langsam ein Gefühl dafür, wann die Kraftübertragung aus den Beinen auf die Arme bzw. auf die Wurfhand am größten ist. Versuchen Sie, den Ball in genau diesem Moment in den Korb zu werfen.
4. Sprungwurf aus dem Dribbling
Wichtig ist es, den 3. Schritt zu beherrschen, um darauf aufbauend den Sprungwurf aus dem Dribbling zu üben. Dies kann geschehen, indem man aus dem Dribbling in den Sprungstopp übergeht und den Ball beim Hochspringen überkopf führt, was aber technisch sehr anspruchsvoll ist und viel Zeit, Geduld und Training braucht. Je jünger (aber mindestens 14 Jahre), talentierter und ehrgeiziger ein Spieler ist, desto schneller wird der perfekte Sprungwurf gelingen.
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