Fußballtraining mit Kindern: Jeder kann ein guter Jugendtrainer werden. Selbst ein Vater, der durch Zufall zum Traineramt gekommen ist. Man muss es nur wollen. Wie gut und auf welchem Niveau man selbst einmal gekickt hat, ist für die Qualifikation als Trainer im Jugendbereich erst einmal unerheblich.
Viel wichtiger sind eine hohe Affinität zum Fußball, um die zahlreichen Tricks, Finten und Bewegungen einzustudieren, die zum Fußballtraining mit Kindern gehören, und natürlich Spaß am Umgang mit Kindern und Jugendlichen. In den vergangenen Jahren haben wir mehr als 100 Trainer ausgebildet. Die erste Frage, die immer auftauchte, war, ob man unbedingt eine Lizenz beim Verband machen sollte, um als Jugendtrainer arbeiten zu können.
Unserer Erfahrung nach nicht. Wer ein guter Jugendtrainer sein will, muss keine Lizenzen haben, es kommt vielmehr auf die richtige Persönlichkeit an. Er sollte jung – oder jung geblieben – sein, Lust auf Fußball haben, höflich sein und ein wenig pädagogisches Gespür besitzen, um gut mit den Kindern und – was vielleicht noch wichtiger ist – mit den Eltern umgehen zu können. Natürlich schaden Lizenzen nicht. Vor allem Eltern achten darauf und vertrauen einem Trainer mit Lizenz eher, unabhängig davon, was er wirklich kann. Meist stehen bei den Verbandslehrgängen jedoch Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis zueinander.
Eine Lizenz allein macht noch keinen guten Trainer
Für die C-Lizenz, die Basis der Fußballausbildung beim Verband, musste man früher drei Wochen Urlaub nehmen. Darauf hat der Verband mittlerweile reagiert und führt die Ausbildung teilweise dezentral und auf Wochenenden verteilt durch. Das ist ein guter Schritt. Die Inhalte jedoch gehen immer noch viel zu wenig auf die Bedürfnisse von Jugendtrainern ein.
Worauf kommt es einem Fußballtraining mit Kindern denn an?
Ein Jugendleiter möchte wissen:
- Welche Übung muss ich machen?
- Wann mache ich sie?
- Wie oft?
- In welcher Intensität?
Ein Vater, der einfach nur ein gutes Training für seine E-Junioren machen will, wird in einem C-Lizenz-Lehrgang vollkommen verunsichert und überfordert, wenn er statt Praxistipps erst einmal einen wissenschaftlichen Vortrag über den Zusammenhang von Ausdauertraining und dem Prozentsatz der maximalen Herzfrequenz zu hören bekommt.
Welche Voraussetzungen benötigt ein Jugendtrainer für das Fußballtraining mit Kindern
Ein Mindestmaß an Sportlichkeit setzen wir bei einem Trainer einfach mal voraus. Viel mehr braucht es aber auch nicht. Das fußballerische Basiswissen wie die Ballannahme und -mitnahme oder Schusstechniken kann sich selbst ein Anfänger durch Anschauen – zum Beispiel im Internet oder auf DVDs – sehr gut aneignen. Und auch die Tricks und Finten sitzen bereits nach einigen Videositzungen und Trockenübungen im heimischen Wohnzimmer gut genug, um sie den Kindern vorzuführen. Es ist im Training nicht nötig, Übungen und Tricks in Wettkampfgeschwindigkeit zu zeigen. Die Kinder werden die verschiedenen Techniken am Ball anfangs ohnehin nicht in höchster Geschwindigkeit absolvieren können. Selbst einem erwachsenen Fußballer, der zum ersten Mal in seinem Leben eine Koordinationsleiter im Prellhopserlauf oder mit Tapschritten durchqueren muss, ergeht es nicht anders.
Die ersten Läufe fühlen sich für ihn an, als hätte er Honig an den Schuhen kleben, bis sie dann – nach 10 oder 15 Versuchen – immer geschmeidiger werden. Sie werden sehen, sobald Koordination, Ballgefühl und Ballkontrolle weit genug entwickelt sind, nimmt die Geschwindigkeit bei der Ausführung der Bewegungen automatisch zu. Übrigens nicht nur bei den Kindern, sondern auch beim Trainer. Nach einigen Trainingseinheiten wird sich in Ihrer Mannschaft ohnehin ein besonders wissbegieriger und talentierter Schüler
finden, der die Übungen auch in einem höheren Tempo durchlaufen kann. Lassen Sie ihn einfach den anderen Kindern Tricks und Finten oder Übungsdurchläufe zeigen, wenn Sie sich selbst schwertun.
Fußballtraining mit Kindern: Was zeichnet einen guten Jugentrainer aus?
Offenheit, Geduld und ein positiver Umgang mit Kindern zeichnen einen guten Jugendtrainer aus. Das schließt eine gewisse Strenge und Autorität nicht aus. Die Kinder müssen lernen, sich an Regeln zu halten, die vom Trainer vorgegeben werden. Die Eltern genauso. Fußball ist ein Mannschaftssport. Da kann es nicht zu viele individuelle Bedürfnisse geben. Allerdings ist Fußball auch kein Gefängnis.
Ein guter Trainer steckt daher mit seinen Regeln einen disziplinarischen Rahmen ab, in dem sich die Kinder dann frei bewegen können. Eine regelmäßige Beteiligung am Training, Pünktlichkeit und ein höflicher Umgang mit dem Trainer und den Mitspielern sind verbindlich für jedermann. Tanzt jemand aus der Reihe, folgen disziplinarische Maßnahmen.Fast noch wichtiger als der positive Umgang mit Kindern ist der richtige Umgang mit Eltern geworden.
Die Zeit, die ein Trainer mit Eltern verbringt, hat in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen. Als wir selbst noch als Kinder im Verein gespielt haben, waren unsere Eltern zwar beim Training dabei, aber sie mischten sich nicht ein, wie das heute öfter der Fall ist. Das Interesse der Eltern an der Ausbildung hat deutlich zugenommen. Darin stecken für jeden Trainer Konfliktrisiken, aber auch Möglichkeiten, seine Arbeit zu verbessen. Konfliktlösungen und Potenziale zeigen wir später noch im Kapitel »Elternkonflikte« auf.
Fußballtraining mit Kindern: Wie sollte ein Jugendtrainer mit Kindern umgehen?
Um mit Kindern und Eltern zurechtzukommen, muss man nicht als herausragender Pädagoge geboren werden. Es gibt Menschen, die sich leichter im Umgang mit anderen tun. Die von sich aus positiv sind und damit als Trainer automatisch die richtigen Akzente setzen. Wer sich unsicher ist, kann sich an folgenden Leitsätzen orientieren und sein Verhalten auf und neben dem Platz immer wieder an ihnen ausrichten. Trainer-Leitsätze für den richtigen Umgang und das Fußballtraining mit Kindern:
- Entspannen Sie sich.
- Begrüßen und verabschieden Sie die Kinder stets mit Handschlag.
- Bleiben Sie immer positiv. Wir wollen Kinder ausbilden, sie stärken und sie nicht
runterputzen oder gar fertigmachen. - Sagen Sie den Kindern nicht: »Falsch gemacht«, sondern sagen Sie ihnen, wie es
richtig geht. - Loben Sie die Kinder so oft wie möglich.
- Leiten und führen Sie die Kinder permanent.
- Ermutigen Sie die Kinder stets, auf dem Platz neu Gelerntes auszuprobieren.
- Kinder bekommen für fußballerische Fehler keinen Ärger. Niemals!
- Ahnden Sie Verstöße gegen die Disziplin konsequent.
- Stehen Sie den Eltern regelmäßig als Ansprechpartner zur Verfügung und lassen
Sie Nähe zu den Eltern zu, um Infos über Schule und Privates zu erhalten. - Informieren Sie die Eltern immer wieder über Ihre Philosophie. Unwissenheit führt
häufig zu Missverständnissen und Unzufriedenheit. Fordern Sie immer wieder Geduld
für die Kinder ein. - Stellen Sie sich stets vor Ihre Kinder und nehmen Sie sie vor Kritik in Schutz
Autoren: David Niedermeier | Michael Schuppke
Unser Tipp aus der Redaktion: Einfach besser Fussball spielen
Das Standardwerk für Trainer und Spieler
Seit 16 Jahren stehen David Niedermeier und Michael Schuppke beinahe täglich mit Kindern auf dem Fußballplatz. In diesem Buch zeigen die beiden Trainer, wie Kinder sich vom Fußballkindergarten bis zur A-Jugend zu perfekten Fußballern entwickeln können. Sie weisen auf die typischen Fehler hin, die noch immer in den meisten Vereinen bei der Ausbildung junger Fußballer gemacht werden. Sie zeigen mit über 90 konkreten Übungen und zahlreichen Tipps, wie man das Training abwechslungsreicher, intensiver und effektiver gestaltet, und erklären, welches Training in welcher Entwicklungsphase das beste ist. Darüber hinaus erklären sie Eltern, wie sich ihre Kinder ohne falschen Erfolgsdruck sowohl zu aktiven und gesunden Menschen als auch zu perfekt geschulten Fußballern entwickeln können. Und sie geben Vereinen Tipps, wie diese ihre Jugendarbeit professionalisieren können. Mit diesem innovativen Ansatz ist „Einfach besser Fußball spielen“ das neue Standardwerk der Fußball-Trainingslehre für Kinder.
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