Schmerzen unklarer Genese sind ein großes Problem. Nicht immer lassen sich beispielsweise Rückenschmerzen auf strukturelle Schäden zurückführen. Hier kann ein Blick auf fasziale Strukturen und den Gesamtzusammenhang oft wichtige Erkenntnisse liefern.
Schmerzen unklarer Genese im Bereich des Rückens sind eben nicht einfach auf zu „schwache“ Muskeln zurückzuführen. Keinesfalls stimmt der Werbespruch, dass ein starker Rücken keine Schmerzen kennt. Fasziale Strukturen, insbesondere die prominente Faszie im Bereich der Lendenwirbelsäule, scheinen hier zu den Einflussgrößen zu gehören. Zumindest scheint vieles darauf hinzudeuten, dass die Gleitfähigkeit der dreischichtigen Faszienstruktur in diesem Bereich bei Patienten mit Rückenleiden stark vermindert ist. Behandlungsmethoden, wie das „Rolfing“ oder auch das Foam-Rolling mit Schaumstoffrollen, wie der Blackroll, scheinen genau hier anzusetzen.
Verbesserte Gleitfähigkeit der Faszien
Durch den kurzen punktuellen Druck und die darauf folgende Entlastung nimmt die Hydratisierung der Faszien wieder zu. Die Gleitfähigkeit kann so verbessert werden, wodurch „reibungsbedingte“ Schmerzen eben vermindert werden können. Zudem scheinen derartige Traktionen auch die Fibroplasten, also Zellen, die an der Produktion kollagenen Materials beteiligt sind, zu stimulieren. Auch dies scheint die Gleitfähigkeit zu beeinflussen. Neben der Hydratisierung scheint die Gleitfähigkeit des faszialen Gewebes jedoch durch weitere „Trainings-“ bzw. „Behandlungsmethoden“ gesteigert werden zu können. Leichtes verschieben faszialer Strukturen, gerade im Bereich mehrschichtiger faszialer Strukturen, wie der fascia thoracolumbalis im Bereich der Lendenwirbelsäule.
Faszientraining: Mehr als Foam-Rolling
Oftmals wird in der öffentlichen Betrachtung das Verwenden einer Blackroll oder einer Foam-Roll schon fast als Synonym für Faszien-Training verwendet. Dabei ist das „Rollen“ nur ein kleiner Ausschnitt von Trainingsmethoden, die als fasziale Stimulation verstanden werden können. Springen und damit „plyometrische“ Trainingsformen wirken ebenso auf die Struktur und die Eigenschaften der Faszien, wie Krafttraining und Dehn- bzw. Beweglichkeitsübungen. Daraus jedoch zu schließen, dass ohnehin jedes Training auf die faszialen Strukturen wirken würde ist falsch! Zu komplex sind die Zusammenhänge und Wirkmechanismen und zu wenig wissen wir derzeit noch über die genauen Anpassungsreaktionen. Auch alternative Heilmethoden, wie beispielsweise die Akupunktur, stehen nun im Zentrum der Forschung zu faszialen Strukturen. Es gibt Hinweise, dass tatsächlich die mechanischen Reize der Nadel im Bindegewebe Fibroplasten stimulieren, so dass eine Wirkung auf faszialer Ebene erklärbar würde.
Faszientraining ist sehr vielfältig
Weg von esoterischen Erklärungsansätzen um „Merdiane“ und „Energiebahnen“ stehen nun erstmals anatomisch-physiologische Erklärungsansätze für die Wirkung der „Akupunkturnadeln“ im Blickpunkt der Forschung. Interessant ist dies auch vor dem Hintergrund der Annahme, dass Faszien nicht allein Muskeln verbinden sondern diese komplett durchziehen. Entsprechend scheinen auch Trainingsreize wie Krafttraining eben auf die faszialen Strukturen zu wirken. Krafttraining, Sprünge, komplexe Dehnübungen – Faszientraining ist in vielfältiger Art und Weise möglich, so dass wir gerade erst begonnen haben zu verstehen, wie wertvoll die Informationen zu den Faszien wirklich sind.
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