Das so genannte ”Sportfunktionskleidungsmaterial“, das den Schweiß von der Haut nach außen transportiert, hat im Vergleich zur traditionellen Baumwollbekleidung, während oder nach dem Training bei moderaten Außentemperaturen, keine Vorteile hinsichtlich des Wohlbefinden, der Wärmeregulation oder weiteren physiologischen Prozessen des Sportlers.
Etwas überraschend wurde dies ersichtlich bei einer neuen Studie an acht gut trainierten und mit Flüssigkeit versorgten Männern, die an dem Leistungslabor der Indiana Universität durchgeführt wurde.
Die Forscher untersuchten folgende Hypothese: “wichtige physiologische Variablen, von denen man klassischerweise ausgeht, dass sie während des Trainings unter Hitze beeinträchtigt werden (z. B. Hauttemperatur, Körperkerntemperatur, Herzrate und Schweißverlust), zeigen niedrigere Störungsraten bei solchen Kleidungsstücken, die aus einem Material mit verbesserten Atmungseigenschaften bestehen im Vergleich zu jenen, die aus traditionellen Geweben bestehen“.
Jeder Versuchsteilnehmer führte drei identische submaximale Tests auf dem Laufband durch und trug jedes Mal eine andersartige Bekleidung, inklusive Laufschuhe, die wie folgt aussah:
- kurzärmeliges T-Shirt, Radhose und Füßlinge (Socken bis zum Knöchel), die jeweils aus einem atmungsaktiven Polyestermaterial bestanden;
- die gleichen Kleidungsstücke, allerdings jeweils aus traditioneller Baumwolle;
- Schwimmanzug aus Elasthan und Füßlinge (die “halbnackte“ Version).
Jeder Versuch bestand aus einer 20-minütigen ruhigen Sitzpause in einer Umwelt-Kammer, einem 30-minütigem Lauf auf dem Laufband bei 70 % VO2max und einer 15-minütiger Sitzpause. Die Kammer wurde auf 30° C erwärmt, mit einer relativen Luftfeuchtigkeit von 35 %. Die Windgeschwindigkeiten wurden der Aktivität des Versuchsteilnehmers angepasst – d.h. maximal während des Laufens und minimal während der Pause.
Eine Vielzahl von Messungen – inklusive Bekleidungsmasse, Körpermasse und Körpertemperatur – wurden vor und nach den Versuchen durchgeführt. Die Hauptergebnisse sahen folgendermaßen aus:
Temperatur. Oftmals bestanden keine Temperaturunterschiede zwischen den Lauf-, Geh- und Erholungsphasen. Als Reaktion auf die Veränderungen der Umfeldbedingungen kam es in den unterschiedlichen Phasen (Laufen, Gehen, Sitzen) zu ähnliche Veränderungsraten hinsichtlich der Körpertemperatur, der rektalen Temperatur und der Hauttemperatur; Anforderungen an den Stoffwechsel. Zu keinem Zeitpunkt bestanden in den verschiedenen Phasen/Einheiten Unterschiede hinsichtlich des Sauerstoffverbrauchs oder der Herzrate; Wohlbefinden. Es bestanden keine Unterschiede in Bezug auf das Wärmewohlbefinden oder den Schweißausstoß.
Dennoch war ein Unterschied hinsichtlich der Schweißaufnahme bei den unterschiedlichen Kleidungsstücken ersichtlich. Die Baumwollkleidung nahm ungefähr 3 Mal so viel Schweiß auf wie die synthetische Kleidung oder die Kleidung in der halbnackten Variante.
”Deswegen ist es offensichtlich”, so merken die Forscher an, “dass das synthetische Material…eine höhere Verdunstungsrate fördert, so wie es die Hersteller eben behaupten. Dennoch hatte die Baumwollbekleidung bei warmen Außentemperaturen keine negativen Einflüsse auf die Temperaturregulation “.
Sie haben jedoch erkannt, dass dies nicht gelten mag bei kalten Außentemperaturen “wo die Verdunstung von Schweiß nach der Belastung zu einem signifikanten Abkühlungseffekt führt, insbesondere bei Belastungen mit Unterbrechungen. Folglich hat die Anwendung von Materialien, die die Verdunstung fördern, einen potenziell größeren Nutzen während des Trainings bei kühlen Außenbedingungen”.
Dieser letztere Theorie müsste noch einmal nachgegangen werden. Aus der aktuellen Studie geht jedoch hervor, dass “geringe Unterschiede weder in der Bekleidungsmenge noch in den Materialeigenschaften Auswirkungen auf die Physiologie, die Thermoregulation oder das Wohlbefinden während der Belastung bei moderaten Außenbedingungen haben“.
Quellenangabe
Medicine & Science in Sports & Exercise, 2001, Bd. 33 12, S.2124–2130