„Sportunfällen kann präventiv gegengesteuert werden!“

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Um sich ein genaueres Bild zu den Leistungstests im Rahmen der Studie des Bayerischen Fußballverbandes machen zu können, konnten wir ein kurzes Interview mit Physiotherapeutin und Sportwissenschaftlerin Birgit Fellner führen.

Die staatlich anerkannte funktionelle Athletiktrainerin mit Schwerpunkt Fußball, die bereits seit eineinhalb Jahren in Zusammenarbeit mit dem FIFA Medical Center Regensburg präventive Untersuchungen an den BFV-Förderkader in Regensburg durchführt, ist im Rahmen der Studie für den reibungslosen Ablauf als auch für die Koordination der einzelnen Testteams zuständig. 

Spielnahe Testbedingungen aus Rasen und in Fußballschuhen

trainingsworld.com: Wie ist ein Testtag aufgebaut?
 

Birgit Fellner: Der Testtag ist so aufgebaut, dass das Testteam (bestehend aus 4 Personen) zwei Stunden vor Testbeginn vor Ort auf dem Platz ist um die Testbatterie aufzubauen und Probedurchläufe zu machen, sodass der tatsächliche Testablauf reibungslos verläuft. Es handelt sich dabei um hochmoderne mobile Testgeräte, die matchtypische Testbedingungen auf Rasen und mit Fußballschuhen ermöglichen – weg vom Labor. Dies war uns wichtig um die äußeren Bedingungen des Fußballspielers in die Studien mit einfließen zu lassen. Dann durchlaufen immer vier Spieler zeitgleich im 15-Minuten-Turnus die 4 fußballspezifischen Leistungstest, sodass wir innerhalb 2 h einen 20-24 Mann-Kader Screenen können. Je nach Entfernung der jeweiligen Mannschaft ist das Testteam mit An- und Rückfahrt, Auf- und Abbau sowie dem eigentlichen Screening bis zu 10h unterwegs. 

Tests zu Sprüngen, Agilität und Standstabilität

trainingsworld.com: Welche Tests finden statt? 


Birgit Fellner: Wir führen zwei Sprungtests, einen Agilitätstest und einen Test zur Standstabilität durch – alles matchtypisch auf Rasen/Kunstrasen. Die Sprungtests bestehen aus einem beidbeinigen Sprung aus 30cm höher mit sofortigen Kontersprung, welcher z. B. Kopfballsprünge imitieren soll. Der zweite Sprungtest ist eine Serie von 20 aufeinanderfolgenden einbeinigen Seitsprüngen. Dieser Test imitiert bei maximaler Belastung Side-cuts etc.. Bei beiden Sprungtests werden Rohwerte wie Sprunghöhe, -Frequenz, Bodenkontaktzeit ermittelt. In Kombination mit zwei-dimensionalen Kameraufnahmen der Bewegungsqualität im Kniegelenk werden Risikofaktoren von schwerwiegenden Knieverletzungen herausgefiltert. 

Ziel ist die Prävention schwerwiegender Verletzungen 

trainingsworld.com: Welche Erkenntnisse erhofft ihr euch durch die Studie?
 

Birgit Fellner: Die wichtigste Botschaft lautet, dass Sportunfälle, v.a. die ohne Gegnerkontakt kein Schicksal sind, sondern diesen präventiv gegengesteuert werden kann. Die Studie soll Aufschluss darüber geben wo die Risikofaktoren von VKB-Rupturen liegen und welche Zusammenhänge bzgl. der funktionellen Leistungsfähigkeit in matchtypischen Bewegungsmustern und der Anfälligkeit für Verletzungen vorliegen. Durch die Implementierung eines Trainingsprogramms bei einer Experimentalgruppe soll auch belegt werden, dass spezielle, präventive Übungsformen das Verletzungsrisiko im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant senken. Ziel der Studie sind also sowohl die Prävention schwerer Verletzungen, besonders im Kniebereich, und die Verbesserung der medizinischen Versorgung im Amateurfußball. Daneben dienen die Einführung von regelmäßig angewendeten Präventionsübungen im Training und Leistungstests auch der Förderung über die Verständnis von Verletzungen.

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Über den Autor

Stefan Witetschek

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